Hier können Sie Auszüge aus den Büchern von Swami Vishnudevananda Giri lesen. Die meisten von ihnen sind überall im Handel erhältlich.
„Dattatreya als Adiguru des Advaita“
„Der Pfad der spontanen Erleuchtung“
„Leben in der Multirealität. Parasattarka Logik“
„Kodex des Meisters – eine mystische Übertragung“
Weitere Infos unter [email protected]
Upadeshas
(mündliche Belehrungen eines Meisters an seine Schüler)
Schatz des ruhigen spiegelgleichen Ozeans
1. Solange die höchste Wirklichkeit des ursprünglichen „Ich´s“ nicht erkannt wird, gibt es immer Unwissenheit, Leid, Geburt und Tod wegen der Selbstidentifikation mit dem Körper und dem Verstand.
2. Das Ursprüngliche Ich ist Bewusstsein, unergründlich, ungeboren, rein und unendlich. Es ist das Bewusstsein an sich in seiner ursprünglichen Reinheit.
3. Dieses ursprüngliche Bewusstsein (Prajnana) ist die einheitliche Quelle und Wurzel des Seins, die einzige Gottheit und die höchste Wahrheit. Alles kommt aus ihm und es gibt nichts außerhalb von ihm.
4. Es lebt immer in der Tiefe jeden „Ich´s“, wird aber nicht erkannt wegen der Angewohnheit des oberflächlichen Verstandes (Manas) zum Anhaften, zum Annehmen oder zum Ablehnen.
5. Das unveränderliche Bewusstsein jenseits der Gedanken ist unbeschreiblich, ohne Eigenschaften, ohne Form, Farbe, Stütze oder Fixpunkt.
6. Sich mit dem Bewusstsein des Meisters zu verbinden, ist die Wurzel aller Belehrungen.
7. Der Schüler soll das Bewusstsein des Lehrers als selbstgeborene Weisheit (Sahaja) und ursprüngliche Quelle der Übertragung betrachten und sein Bewusstsein mit dem Bewusstsein des Lehrers vermischen und dabei die Reinheit seiner spirituellen Verpflichtungen halten. So entdeckt er das Wesen des ungeborenen Bewusstseins als seinen spirituellen Lehrer.
8. Mit Hilfe einer direkten Einführung durch den Lehrer entdeckt der Schüler dieses Bewusstsein als den immer präsenten „Ich bin“-Zustand (Sahaja). Das ist Shravana (Hören und Aufnehmen).
9. Nachdem man Vertrauen dazu durch Verstehen gewonnen hat, muss man diese subtile Bewusstheit anerkennen und an sie zu glauben beginnen als an die absolut vollkommene und alles durchdringende, unveränderliche Wirklichkeit. Das ist Manana (Reflektieren).
10. Die Praxis besteht im Halten des natürlichen Zustandes des absoluten Bewusstseins frei von jeglicher Ablenkung und ohne Unterbrechung bis zur endgültigen Realisation. Das ist Nididhyasana (Kontemplieren).
11. Der Yogi erlaubt dem Verstand und dem Körper, sich zu entspannen, und verweilt in Ruhe, Leichtigkeit und Sanftheit.
12. Während der Yogi sich ohne Gedanken an die Vergangenheit oder die Zukunft, ohne auszuwählen, zu werten und zu kommentieren, in die nackte meditative Betrachtung vertieft, befindet er sich immer in der ureigenen Bewusstheit des ursprünglichen Ichs, frei von jeglichen konzeptuellen Bezeichnungen.
13. Es reicht aus, die Aufmerksamkeit auf diese Bewusstheit einfach aufrecht zu erhalten und sich jede Sekunde an sie zu erinnern, damit diese Praxis sich vertiefen kann.
14. Zur Vertiefung der meditativen Betrachtung des natürlichen Zustandes wendet der Yogi verschiedene Methoden des Yoga gemäß den Anweisungen seines Lehrers an; er trennt sie dabei nicht von der Betrachtung des natürlichen Zustandes des ursprünglichen Ichs.
15. Alle eingesetzten Methoden sollen sich nicht von der betrachtenden Weisheit des natürlichen Zustandes abtrennen; diese Weisheit soll immer als vorherrschend angesehen werden, die Methoden sollen sich ihr unterordnen, so wie Diener, Soldaten oder Minister einem Herrscher dienen, dessen Vorrang sie anerkennen.
16. Halte diese Bewusstheit aufrecht beim Stehen, Sitzen, Liegen und Gehen, während des Essens, eines Gesprächs, der Arbeit und des sich Entleerens; bleibe ständig in der Gegenwart des ungeborenen „Ich´s“, das dem unendlichen Raum des Himmels gleicht.
17. Gedanken, die entstehen, werden nicht unterdrückt, aber der Verstand folgt ihnen nicht und haftet nicht an ihnen.
18. Indem der Yogi die Gedanken so belässt, „wie sie sind“, behält er den Zustand eines leidenschaftslosen Zeugen (Saksha) bei und erlaubt den Gedanken, sich in der unendlichen Unergründlichkeit der offenen Bewusstheit der Quelle des „Ich`s“ aufzulösen. Das ist die Methode dieser Praxis.
19. Der Yogi soll den Unterweisungen des Lehrers folgen und einige Fallen meiden: das Erkalten des Verstandes, sein Entgleiten in die Leerheit, Orientierungsdefizite in der relativen Wirklichkeit sowie die Vernachlässigung des Gesetzes von Ursache und Wirkung.
20. Die entstehenden Erlebnisse – wie Begeisterung, innere Visionen oder das Empfinden von Leerheit – sollen das Herz des Schülers nicht ergreifen, sondern müssen in das Mandala der Anwesenheit der Bewusstheit geführt werden.
21. Wenn Objekte wahrgenommen werden oder Gefühle, Leidenschaften oder Gedanken entstehen, werden sie nicht bewertet, nicht angenommen, nicht abgelehnt, nicht berichtigt und auch nicht transformiert. Der meditative, anstrengungslose Zustand wird mit ihnen vereint und sie vergehen, sich auflösend wie Kreise im Wasser. Das ist die Methode der meditativen Betrachtung.
22. Wenn Störungen, Ablenkungen, Hindernisse und Aufregungen aufkommen, gibt der Yogi die Betrachtung nicht auf, sondern behält seine Bewusstheit, aufmerksam und in meditativer Achtsamkeit.
23. Alle Erlebnisse – wie Geschmack, Freude, Schmerz, Leid oder Vergnügen – werden mit dem Raum der Bewusstheit des unerschaffenen und ungeborenen Ich vereint und lösen sich in ihm auf wie Zucker im Wasser.
24. Der Yogi befindet sich so ununterbrochen in der Betrachtung des höchsten Seins, sieht alle Erscheinungen als nicht existent an und erlaubt den Wahrnehmungen, sich im ursprünglichen Bewusstsein zu befreien, ohne dabei das Gesetz des Karmas zu vernachlässigen, und er respektiert die relative Wirklichkeit.
25. Wenn man abgelenkt wurde, muss man sofort, nachdem man dies bemerkt hat, zur Präsenz des Ungeborenen zurückkehren.
26. Zuerst erkennt der Yogi sein Ich als ein Bewusstsein, das ohne Wurzel ist und sich nicht auf Gedanken, Namen und Formen stützt. Danach entspannt der Yogi sich und empfindet keine Anhaftung mehr an Konzepte. Er versteht, dass es im ursprünglichen Bewusstsein keinen Standpunkt gibt, den man einnehmen sollte.
27. Unruhige Gedanken, die auftauchen und während der Praxis offenbar werden, verwirren einen erfahrenen Yogi nicht; sie bringen ihn nicht dazu, auf den Weg des naiven Glaubens an Konzepte zurückzufallen, und einseitige Positionen anzunehmen wie „das ist dieses“ oder „jenes ist anders“.
28. In seiner Praxis soll der Schüler eine Bindung durch Begriffe sowie die extremen Ansichten des Eternalismus und des Nihilismus meiden – und sogar das Vermeiden selbst soll er als den Ausdruck eines Extrems meiden.
29. Die Wurzel der Praxis der meditativen Betrachtung ist das Nicht-Anhaften, an was auch immer, sogar an das Nicht-Anhaften selbst.
30. Während man die natürliche Meditation aufrecht hält, soll man den Verstand auf nichts außen oder innen konzentrieren, nichts im Verstand erschaffen und keine besonderen Empfindungen hervorrufen.
31. Wenn die Meditation auf das Ungeborene angereift ist, möge der Yogi das Wesen der Praxis der Nichtmeditation verstehen.
32. Das bedeutet, dass die subtile Anstrengung, die Bewusstheit der Leerheit aufrecht zu erhalten dem anstrengungslosen, unveränderlichen Sein in der Wirklichkeit des „Ich´s“ Platz macht.
33. Wenn die meditative Betrachtung Fortschritte macht, dann wird die Aufmerksamkeit jenseits der Meditation mühelos und ununterbrochen aufrechterhalten.
34. In dieser Phase entfällt sogar das Selbstverständnis als Meditierender und das Bewusstsein darf in der reinen und unveränderlichen Realität sein, „so wie sie ist“.
35. Nachdem der Yogi selbst die Vorstellung von Meditation als Vorgang und von sich selbst als Meditierendem hinter sich gelassen, ergibt er sich restlos der unendlichen Weite des offenen Bewusstseins und befindet sich in Sahaj Samadhi (der natürlichen, dauerhaften und vollständigen tiefsten Ruhe des Geistes).
36. Eine derartige Hingabe wird erreicht, indem das betrachtende Bewusstsein nichts bewertet und nichts korrigiert.
37. Dank einer solcher Hingabe werden die Hoffnungen und Ängste des Yogis sowie seine Anhaftung an das Ego abgeschnitten und verschwinden; er erkennt seine wirkliche Erscheinung vor der Geburt, seine Bewusstheit wird auch während der Nacht nicht unterbrochen.
38. Wenn das relative Ich (Ahamkara) im Ozean der Bewusstheit der formlosen Realität aufgelöst wird, wird das Bewusstsein der Yogis eins mit diesem Ozean; dann gibt es für ihn weder Freude noch Leid mehr, weder Reines noch Unreines, weder Gutes noch Böses, weder Heiliges noch Weltliches.
39. Wenn der Yogi göttliche Wesen oder Dämonen sieht, soll er sie nicht von der Natur seines ursprünglichen Bewusstseins trennen; er soll die meditative Betrachtung nicht verlassen und den Visionen erlauben, sich in den natürlichen Zustand der ursprünglichen Bewusstheit zu integrieren.
40. Der Yogi soll verstehen, dass die Welt, göttliche Wesen und Dämonen nur dank der interpretativen und wertenden Tätigkeit des Verstandes (Manas) existieren und durch Erfahrungen in der Vergangenheit bedingt sind, die aufgrund von früheren Eindrücken entstanden sind.
41. Nachdem Yogi das verstanden hat, verwirft er den Glauben an eine inhärente Existenz von göttlichen Wesen und Dämonen; er betrachtet sie als Erweiterung der höchsten Realität seines „Ich´s“ und verlässt deswegen die meditative Betrachtung nicht, nachdem er sie erblickt hat.
42. Ein Yogi, der in der natürlichen Ruhe der Betrachtung des nichtgeschaffenen „Ich´s“, in dem es kein Objekt der Meditation gibt, verweilt, hat keinen Wunsch mehr, in der Zukunft irgendetwas zu erreichen, und bleibt in der Gegenwart in der meditativen Präsenz.
43. Er hat keine Angst vor dem Kreislauf der Existenzen (Samsara) und strebt nicht nach dessen Auflösung (Nirvana), weil er schon in Nirvana ist.
44. Er ist rein, unbegreiflich; er ist voller unbeschreiblicher Glückseligkeit und hat Geburt und Tod überwunden. Der Yogi soll aber seine Realisation vor anderen verbergen, bis sie völlig ausgereift ist, und bei seinem spielerischen Handeln die relative Welt der Ursachen und Wirkungen achten.
45. Sobald es kein Sein und kein Nichtsein mehr gibt, ist die Präsenz des ursprünglichen Ich offen und es gibt nichts mehr, was man erkennen könnte; der Yogi soll die meditative Betrachtung vertiefen und die subtilen Energien in seinem Körper erwecken, indem er auf den inneren Klang und das innere Licht meditiert.
46. Indem er die meditative Präsenz mit den fünf Elementen innerhalb und außerhalb seines Körpers vereint, möge er in das höchste Stadium der Auflösung der Elemente des Körpers eintreten, das Laya-Krama heißt (die Methode des Verschmelzens des Geistes mit dem Unendlichen), bis hin zur Unsterblichkeit im Körper.
47. Zuerst soll der Yogi die nonduale meditative Betrachtung mit allen Energien des Lichtes und des Klangs und mit dem Erleben der Glückseligkeit vereinen. Dann soll er seinen Energien erlauben, in den zentralen Energiekanal (Sushumna) einzutreten und sich im natürlichen Bewusstsein zu befreien. So soll seine meditative Betrachtung aufblühen und die Kraft der Vollkommenheit für den Großen Übergang sammeln.
48. Nachdem der Yogi selbst zum höchsten Sein, göttlich und gleich dem Schöpfer der Universen geworden ist, nachdem er unbegrenzte Fähigkeiten zum Manifestieren erhalten hat, soll er in verschiedenen Körpern verweilen und in unendlichen Manifestationen zum Wohle aller Wesen spielerisch handeln.
Om Shanti
Aufgezeichnet in der ununterbrochenen Übertragungslinie
der mündlichen Überlieferungen (Upadesha)
Swami Vishnudevananda Giri
Divya Loka, September 2002
Kurze Belehrungen über das Wesen der juwelenartigen Lehre
Nachdem du die drei Arten des Leidens, die die Seele überall verfolgen, verstanden hast, begreife auch, wie der Körper leidet, wenn er durch die sechs Transformation durchgeht.
Entwickle in dir die vier Eigenschaften eines echten Schülers des Yogas.
Danach nehme Zuflucht zu den drei Juwelen, deren wichtigstes der spirituelle Lehrer ist.
Halte die drei Arten der heiligen Verbindung (Samaya) aufrecht und bewahre sie mit Ehrfurcht, so wie du das Leben bewahrst.
Mit ihrer Kraft besiege die sechs heimtückischen und bösartigen Feinde, heile dich von fünf Übeln, den Krokodilen im brodelnden Fluss des Weltenkreislaufs, und passiere die vier Wächter vor den Toren der Rettung.
Nachdem du die Belehrungen des Heiligen hingebungsvoll aufgenommen hast, erhalte die Übertragung des spirituellen Meisters in die drei Hauptprinzipien, die der Sonne und dem Fixpunkt des Universums gleichen, und nehme sie mit ganzem Herzen auf, wie das Wesen deines Lebens, damit du ewig von ihnen durchdrungen bist, so wie die großen Vollendeten und Weisen.
Untersuche den Geist, suche in ihm die Wurzel des „Ich bin“. Und wenn du sie gefunden hast, erkenne, dass dort weder Eigenschaften, noch Form, noch Farbe sind.
Folge der fünffachen Formel, damit du in das Königreich des natürlichen Zustandes gelangst, und beschließe, diesen Zustand niemals zu verlassen, in den drei Haltungen und den fünf Handlungen.
Danach meditiere in der siebenteiligen Haltung.
Festige dich in Mahashanti, der tiefen Ruhe.
Besänftige den Affen des Verstandes wie ein Kämpfer einen Räuber besiegt und zerschlage den Krug, der den Geist wie in einem magischen Gefäß in furchtbarer Gefangenschaft hält, der die ewige Seele des Yogis schon Hunderte von Zeitaltern in der Illusion gebunden hat.
Beseitige wie ein Elefant die vier Hindernisse auf dem Weg zur vollständigen, tiefen Ruhe des Geistes (Samadhi).
Begreife das leere Wesen der sieben Versenkungen (Dhyanas).
Und besiege wie ein kämpfender König alle acht Städte des Astralkörpers (Chakras) und nehme sie unter deine Kontrolle. Reinige in dieser Zeit auch fleißig die fünf Haupt- und die fünf Nebenenergien (Pranas), die sieben Energiezentren (Chakras) und die drei astralen Kanäle (Nadis), bis die Zeichen ihrer Reinigung auftreten, um das unbeherrscht galoppierende Pferd des Windes (des Pranas) zu beherrschen.
Wenn es notwendig ist, wende ohne zu zögern die Reinigungsübungen, die Technik des Atemanhaltens, dein Wissen über die Pranas, das Yoga der Steuerung der Pranas, das Yoga der Erkenntnis und andere Methoden an, damit du die drei Perioden und vier Stadien des Kundaliniyogas durchläufst.
Und vergesse nie die drei Wurzeln der Erleuchtung, besonders den Samen, und die zehn Zeichen und die vier großen Glückseligkeiten offenbaren sich dir. Indem du das Erleben der Leerheit mit ihnen vereinst, erfährst du alle Geheimnisse des Yoga.
Stütze dich auf die neun Affirmationen (Sankalpas), erhalte die Hilfe deiner beiden Freunde und erkenne so aus eigener Erfahrung das Geheimnis der Praxis des inneren Klangs, die neun Selbstbefreiungen.
Sobald das geschehen ist, zeuge unverzüglich das unsterbliche Kind des natürlichen Zustandes (Sahaj) in deinem Inneren.
Vereine die beiden Räume mit Hilfe der Mudra des allgütigen dreiäugigen Herrn zu einem einheitlichen Raum, indem du in den drei Unbeweglichkeiten verharrst und den Körper in den vier Stellungen hältst.
Praktiziere wie gelernt „Ausstrahlen“, „Aufnehmen“ und „Sein in der Einheit“ und verbinde dies mit den sieben lotosartigen Lichtern im Körper (Chakren) und übe die fünf Arten des Blicks. So erlangst du ohne Zweifel die vollkommene Einheit von Prana und Geist. Verwalte so die Pranas ohne Anstrengung.
Nachdem du das geistige Kind gezeugt hast, trage es behutsam und aufmerksam aus, wie eine junge Mutter. Während des Austragens folge mit großer Sorgfalt dem subtilen Weg der einhundertacht Kriyas (Übungen), von denen sieben die besten sind. Nur der Meister als Kenner der Lehre kennt sie und sonst niemand. Sie werden genannt: Wind des Bhavas (Zustand des Geistes), Saite Naradas (des göttlichen Erfinders der Saiteninstrumente), Körper Dattas (Dattatreya), Spanda (Schwingung), Bhava, Jyoti (Licht), Siddhashakti (vollkommene tantrische Energie). Steige mit ihrer Hilfe die sechzehn goldenen Stufen des nondualen Mondes empor.
Und nachdem du die vierundzwanzig Arten der unterscheidenden Weisheit erzeugt hast, löse ohne zu zögern die sechzehn Knoten der Unwissenheit, welche die Seele gefangen halten wie ein Netz den Vogel, einen nach dem anderen auf.
Denke immer an den Schlüssel zum Erfolg in der meditativen Betrachtung: Entspannen, Loslassen und Abtrennen.
Sei wie eine leere Bambusröhre, wie ein Blatt, vom Wind getragen,
wie ein Bündel trockenes Gras, demütig und aufmerksam.
Denke an den Bettler, der ein Juwel besaß, an den Löwen, der sich für ein Schaf hielt, an den König, der auf seinem Thron eingeschlafen ist, und an das Kind aus reicher Familie. Denke auch an den Wagenlenker Karna und die zehn traurigen Dummköpfe und an das zerstreute Mädchen, die dann ihre Halskette am eigenen Hals fand.
Meide dabei die sechs Fehler und die fünfunddreißig Verfehlungen wie Feuer. Am schlimmsten sind beeinträchtigte spirituelle Verbindungen und unreine Sichtweisen. Verhalte dich nicht wie ein Esel, indem du die Sichtweise mit dem Verhalten verwechselst, was einen Anfänger zu Fall bringt. Falle nicht in die Grube, indem du aus Versehen dein meditatives Bewusstsein einfrierst. Störe nicht durch ungeschickte Handlungen den Strom des Windes (Prana), der unschätzbar ist wie der Körper selbst.
Auch wenn du hungrig nach dem Unmanifestierten bist, negiere nicht die Verdienste und das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Glaube aber auch nicht der Welt, egal was auch immer du machst und wohin auch immer du gehst, denn dort ist alles nur ein Traum, eine Illusion, wie ein Regenbogen, wie ein Echo, wie eine Fata Morgana und so irreal wie das Reden eines Wahnsinnigen im Traum.
Spiele immer wieder in unbeschreiblicher Würde einer Gottheit.
Meditiere über die drei Bedeutungen des großen Wortes, des Königs der Könige im Advaita. Verbinde sie mal mit dem Körper, mal mit dem Prana, mal mit den Elementen, mal mit dem Raum. So erlangst du zweifellos großen Erfolg in allem, Reinheit, Glück, Freude, Würde und ein günstiges Schicksal, und du wirst zum göttlichen Gedanken im menschlichen Körper.
Halte den einen Geschmack, die Sphäre der Einheit, im Bewusstsein so fest, wie eine Frucht des langen Lebens in der Hand.
Dann erfreut sich das Herz an der Präsenz der göttlichen Barmherzigkeit.
Dann ist alles rein, vom göttlichen Schöpfer bis zum Staubkorn.
So wie die „Mutter den Sohn nährt“, wie der Sadhu „mit dem Fluss fließt“ und „mit den Wolken schwebt“, wie ein Entrückter „im Raum tanzt“ gleich dem Frühlingswind, wie der „große Wind“ mühelos die Geistesgifte in seinem Feuer schmilzt, indem er diese fünf furchtbaren Gifte in Nektar verwandelt.
Wenn das juwelenartige Kind geboren ist, dann erziehe es ohne Faulheit und Schwäche.
Übe und bleibe in der meditativen Betrachtung, so wie der Meister es gelehrt hat. Benutze die drei Arten des Lichts und die vier Erscheinungen, um die fünf geistigen Sphären zu öffnen.
Wisse um die zehn geheimnisvollen Klänge, das Yoga des Traumes und des Astralkörpers, die reinen göttlichen Länder und die elementaren Vollkommenheiten. Dann kommt ohne Zweifel der Erfolg und alle Zweifel gehen.
Wenn aus deiner eigenen Erfahrung heraus die Lehre in dir gereift ist,
siehe im ersten Moment des Wahrnehmens (Kama-Kala) die Leerheit als Essenz jeden Wunsches (Kama-Tattva), damit das große Zusammensein (Maha-Melana) des Siddhas und der Yogini erreicht wird. Und fühle, so wie eine streitsüchtige weltliche Ehefrau zuerst zu einer höflichen Schwester, dann zur zärtlichen Mutter, und später zur hingebungsvollen Begleiterin wird, so verschwindet jegliche Mühe, und alle Rückwirkungen des Gesetzes von Ursache und Wirkung lösen sich für immer auf.
Wenn der rote Tropfen den weißen findet, wird der Zustand des Bewusstseins sehend, hörend, riechend und fühlend. Sie zieht alle Winde mit sich in den zentralen astralen Kanal, wie eine Kuh ihre Kälber führt. Wer braucht da noch weltliche Genüsse?
Gehe mit Hilfe des Lichtes der unterscheidenden Weisheit (Viveka), welches die sechzehn Arten des Bewusstseins, die drei Körper und die fünf Hüllen beleuchtet, siegreich in die absolute Transzendenz ein, die bei allen die Ehrfurcht erzeugt. Festige dich in ihr wie ein Elefant und erlange die drei erstrebten Freiheiten. Löse ohne jede Anstrengung die fünf großen Elemente auf.
Steige die sechs reinen Stufen der Weisheit hinauf, um die fünf großen, leuchtende Raumdimensionen, die drei erleuchteten Körper sowie die achtzehn kleinen und acht großen Vollkommenheiten zu realisieren.
Anschließend überquere spielerisch die sechs wütend brodelnden Wogen des furchtbaren Ozeans der Existenz und werde wie der Schöpfer.
Höre!
Ich habe dir das höchste Geheimnis offenbart, das nur Weise und Götter kennen.
Gibt es eine Lehre, die höher ist?
Gibt es eine Lehre, die höher ist?
Bewahre dieses Geheimnis, das du vom Meister erhalten hast, im Herzen, so wie deinen Augapfel, und wende es ohne zu zögern an, Tag und Nacht, Tag und Nacht!
Spontan aufgeschrieben vom Praktiker des Advaita Swami Vishnu Dev zum Wohle aller seiner Schüler, die eine starke spirituelle Verbindung halten und den Weg der Befreiung suchen.
Juni 2008
Divya Loka
Juwelenartige Belehrungen über die zehn Prinzipien
Dashachara Cintamani
Avadhuta Acintya sprach:
Jetzt erläutere ich dir, der du bescheiden, aufrichtig, fleißig und hingegeben bist, die zehn großen Acharas (Prinzipien) des Sahaja (des natürlichen Zustandes des Geistes).
Wie ein Rad sich nicht ohne Achse drehen kann, so ist auch die spirituelle Praxis auf dem Weg zum natürlichen Zustand ohne diese juwelenartigen Acharas nicht möglich. Wie ein Baum ohne Wurzel nicht wachsen kann, so kann auch ein Praktizierender, der dem Weg zur Natur des eigenen Geistes folgt, keinen Erfolg haben, ohne diese Prinzipien zu kennen.
Schon wer zufällig etwas über sie gehört hat, erlangt ohne Zweifel ein glückliches Schicksal; was soll man dann erst über diejenigen sagen, die sie intensiv praktizieren?
Selbst Halbgötter sind auf ihn neidisch und möchten diese Belehrungen von ihm hören, denn er wurde zum Liebling des Schicksals und erreicht die Befreiung, worauf selbst Halbgötter kaum hoffen können.
Millionen Sadhus studieren Schriften, unternehmen Pilgerreisen, praktizieren Waschungen, tantrische Rituale und Tempelverehrung, nehmen Askesen auf sich, üben Yoga, Konzentration und Selbstkontrolle, aber alle diese Handlungen verlieren ihren Glanz vor den zehn Acharas des natürlichen Zustandes, so wie der Mond seinen Glanz verliert, wenn die Sonne aufgeht.
Wer diese zehn großartigen Acharas aus dem Mund seines Gurus bekommen hat, erreicht ohne Zweifel Ähnlichkeit mit Indra und danach sogar mit Brahma, denn er hat das zauberhafte Juwel, das alle Wünsche erfüllt!
Diese Acharas sind folgende:
Advaitachara, Sahajachara, Samayachara, Upayachara, Sadachara, Bhrityachara, Tapachara, Siddha-Svecchacara, Divyachara und Darshanachara.
Diese Acharas muss man genau so sorgfältig aufbewahren wie ein reicher Mann das wertvollste Juwel aus seinem Schatz.
„Nur Brahman ist real, eines ohne ein zweites; alles, was gesehen wird, ist nur ein Lila Brahmans.“ – So soll jemand, der sich von allem äußerlichen frei gemacht hat, immer und immer wieder seinen Verstand auf Brahman richten und in dem Zustand verweilen ohne etwas anzunehmen oder abzulehnen.
Immer und überall, Tag und Nacht, beim Gehen, Stehen, Essen und Liegen folge angstfrei der unübertroffenen Sichtweise jenseits der Dualität, trenne nichts in Subjekt und Objekt, in das und jenes: Das ist der große Advaitachara (1). Wer ihr folgt, wird von den Versammlungen der darüber erfreuten Halbgötter und himmlischen Wesen gelobt und geht ein in ihr Herz.
Verzichte auf jede mit Anspannung verbundene Anstrengung, entspanne dich, lasse alles so wie es ist. Fixiere des Verstandes auf nichts, nicht mal auf ein Staubkorn. Fokussiere den Verstand nicht, visualisiere selbst die Gottheiten nicht. Richte das Bewusstsein weder nach außen noch nach innen, sondern erlaube dem Verstand, in seinem natürlichen nackten Zustand zur Ruhe zu kommen, jenseits und nicht abgestützt von Konzepten, Gedanken und Wertungen. Dann bringt er selbst seine angeborene Vollkommenheit hervor und ist frei von allen Verfärbungen (Niranjana).
Verbleibe im Nichtstun für Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Monate und Jahre, bis du das höchste Erwachen erreichst.
Das ist die höchste Sahajachara, der Liebling aller Vollkommenen, Weisen und Entrückten. Wer sich wenigstens eine Sekunde lang in sie vertieft hat, der verbrennt Nachwirkungen aus tausend Geburten, daran gibt es keinen Zweifel.
Befolge die großartige, millionenfach gepriesene einheitliche Lehre der nondualistischen Sichtweise (Jnana) ohne die Bewusstheit aufzugeben und stütze dich auf geheime Freunde. Beachte die Reinheit in deinen Beziehungen und festige die glücksbringende reine Verbindung mit der Lehre, mit dem Lehrer und seinen Schülern, und alle Tore werden sich dir öffnen.
Dies ist das Geheimnis des Samayachara(2), es gibt nichts Wichtigeres in den drei Welten. Verliere diese Verbindungen nicht, bewahre den Glauben, selbst wenn es dir so erscheint, als würde sich die Welt auflösen. Wer so handeln kann, in dem er Samayachara folgt, ist unbestritten der beste von allen Yogis und die Befreiung kommt zu dem von selbst.
Nutze konsequent die geschickten inneren und äußeren Methoden wie Sankalpa, Sahajakriya, Shambhavi, Anavayoga, Drashtayoga, Vishvayoga, Sannyasayoga und verbinde sie dabei mit einer anstrengungslosen meditativen Bewusstheit, bis die Methode mit dem Nichthandeln zu einem einheitlichen Raum verschmilzt und zu dessen spielerischen Ausschmückung wird.
Das ist Upayachara(3), vergleichbar mit einer wunderbaren Arznei. Wer sie anwendet ist ein echter Weiser, der schon Zeichen der Realisation aufweist; andere sprechen nur davon und träumen vom Atman (Selbst), aber kennen den Weg dorthin nicht.
Verehre jeden Tag im Inneren deines Herzens die Lehre (Satya Veda(4)), den spirituellen Meister (Satguru(5)) und die Heiligen (Arya Sangha(6)) – das ist der große Sadachara, das geheime Wesen aller Lehren.
Wer ihn befolgt, ist ein unübertroffener Yogi, der von allen Sadhus verehrt wird. Seine Eigenschaften gleichen sich bald denen der großen Heiligen an. Wo auch immer du bist, mache dreimal am Tag Niederwerfungen in die Richtung, wo Meister und Sangha sind, betrachte sie als Mandala aus göttlichen Wesen, als wunderschönes Feld göttlicher Spiele (Divya-Kshetra), das unendliche Verdienste schenkt.
Sei mitfühlend, drücke dein Mitgefühl aus, liebe und verehre Gott in jedem Wesen, von der Ameise bis zu Brahma. Wünsche jedem etwas Gutes gemäß seinem Karma. Das ist Bhrityachara (7), der einen Ozean an Verdiensten schenkt und außergewöhnliche Kräfte sowie göttliche Segnungen anzieht.
Praktiziere innere Askese (Antartapa), indem du die natürliche Aufmerksamkeit und Bewusstheit aufrecht hältst, was auch immer du machst, wenn du isst, spazieren gehst oder sprichst, ob du stehst, sitzt oder liegst. Schneide alle Gedanken, Wertungen, egoistischen Anhaftungen, Hoffnungen, Ängste ab und löse sie im himmelsgleichen Raum der reinen meditativen Anwesenheit auf.
Das ist der große Tapachara (8), der den Yogi in die Welt der Vollkommenen und Befreiten führt. Wer ihm folgt, bekommt alles, was auch immer er sich wünscht, wird frei von allem Leiden, alle seine Wünsche gehen in Erfüllung, im Leben wird er verehrt und gepriesen.
Nachdem du vollkommen geworden bist und dich im Sahajachara(9) gefestigt hast, folge spontan deinem Willen und lebe natürlich in den „drei Freiheiten“. Lasse dich nicht durch die Konventionen weltlichen Etikette oder durch den Rahmen dualistischer Lehren, Verpflichtungen, Bußpraktiken, Ritualen, Mantras und Verhaltensformen einschränken. Stütze dein Leben nur auf die natürliche Bewusstheit.
Der Verstand ist frei von Theorien, Visualisierungen und Dogmen, die Rede ist frei von der Notwendigkeit, Gebete und Mantras zu sprechen, der Körper ist frei von vorgegebenen Körperhaltungen und Verhaltensregeln. Wer vollkommen geworden ist, folgt dem Weg dieser „drei Freiheiten“, er spielt wie ein Gott und ist frei wie der Wind. Dies ist die unvorstellbare Siddha-Svecchachara (10).
Behalte immer das große Wort „Aham Brahmasmi“ („Ich bin Brahman“) in deinem Geist. Betrachte dich als Brahman selbst und erzeuge innere Größe und das Empfinden, göttlich zu Stolz: „Ich bin voller innerer Größe, ewig, unendlich, allwissend, unbegreiflich und alldurchdringend. Ich bin das Absolute, Dattatreya selbst. Die ganze Welt ist ein reines Mandala aus göttlichen Wesen, die in ihr spielen; alle Töne sind Mantras, alle Handlungen sind göttliche Spiele, jeder ist ein göttliches Wesen.“
Das ist der großartige Divyachara, nichts gleicht ihm unter den spirituellen Praktiken weder in der himmlischen Welt, in der Unterwelt noch in der Welt der Menschen. Wer ihn wenigstens ein Jahr lang praktiziert, befreit sich vom Karma eines Menschen und gleicht einem göttlichen Wesen. Er besitzt Herrlichkeit und Würde, seine Wünsche gehen in Erfüllung.
Immer und überall diene der erleuchtenden Kraft Gottes (Anugraha), widme ihr alle deine Handlungen, seine Rede, Gedanken und Früchte. Betrachte deinen Meister, die von dir verehrte Gottheit, Tempel und heilige Schriften als Ausdrucksformen dieser Kraft.
Wo auch immer du bist, stelle dich auf die innere Wahrnehmung deines Meisters und deines eigenen höchsten Selbst in Form eines starken weißen Lichts ein und leite es durch dich hindurch weiter. Beseitige mit Hilfe deiner meditativen Bewusstheit und Selbsthingabe dein illusorisches Ich und übergebe es dem herabkommenden göttlichen Licht.
Ohne Zweifel wirst du schon im Leben befreit. Das ist das größte Geheimnis der sieben Feuer und es gibt nichts Höheres. Sogar bereits Befreite und Vollkommene bewundern diesen geheime Darshanachara. Wer in dem Bewusstsein lebt, die göttliche Energie durch sich hindurchzuleiten, egal was auch immer er sonst macht, ist immer frei, und für ihn gibt es weder etwas Manifestiertes, noch etwas Unmanifestiertes, weder Handeln noch Unterlassen, weder Absichten noch Absichtslosigkeit, weder Vereinigung noch Getrenntsein. Er gleicht der Verkörperung eines Avatars, der in der Welt der Menschen spielt, um sie zu erretten.
Das sind die zehn Prinzipien (Acharas), die seit dem Beginn der Schöpfung des Universums die Lebewesen ewig aus dem Ozean der Leiden der bedingten Existenz retten.
Der glückliche Yogi, der sie erhalten hat, erlangt bestimmt die Befreiung und wird göttlich. Diese zehn Acharas gleichen den Gottheiten, die allen Segnungen schicken, die sich an sie wenden.
Bewahre diese Lehre (Upadesha) wie ein Juwel und eröffne sie nur denjenigen, die ihrem Meister und der Lehre treu sind, so bleibt deine Verbindung rein.
So endet das erste Kapitel der wunderbaren juwelenartigen mündlichen Lehre (Upadesha) über die zehn Acharas (Dashachara Cintamani), die alle Wünsche erfüllt, aus der „Sammlung der geheimen mündlichen Belehrungen über den großen Weg des Laya-Yoga“,
dem „Guhya Upadesha Samhita“
Erläuterung der Sankritbegriffe (soweit nicht im Text selbst erklärt):
1) Dashachara Cintamani: dasha = zehn; Achara = Prinzip; Cintamani = wunscherfüllendes Juwel
2) Sadhus: sind Menschen, die ein Leben zu führen versuchen, dass sich an der Heiligkeit orientiert
3) Methoden:
Sankalpa: Gestaltung der Realität durch die Kraft von Wille und Vorstellung
Sahajakriya: Praxis des Verweilens des Geistes in seinem natürlichen, leeren Zustand
Shambhavi: eine Mudra (Geste) im Yoga: der Blick in die leere Weite des Raums
Anavayoga: Überwinden egozentrischer Kleingeistigkeit; Öffnen für Momente der Natur des Geistes
Drashtayoga: Praxis des anhaftungslosen Beobachtens
Vishvayoga: Praxis des Alldurchdringens
Sannyasayoga: Praxis des Loslassens
4) Satya Veda: satya = wahr, wirklich; Veda = Wissen (die Veden sind die heiligen Schriften Indiens)
5) Satguru: sat = seiend; Guru = spiritueller Lehrer als Repräsentant des Göttlichen
6) Arya Sangha: arya = edel, verehrungswürdig; Sangha = Gemeinschaft; Arya Sangha = Gemeinschaft der Heiligen
7) Dattatreya: Avatar, verkörpert alle drei Prinzipien des Göttlichen (erschaffen, erhalten und zerstören)
„Auf dem Floß der seltenen menschlichen Geburt überqueren die Weisen den Fluss der Vergänglichkeit und erreichen das Ufer der Unsterblichkeit.“
Dieser Text ist ein Upadesha.
Es sind geheime Unterweisungen, die im Samadhi, dem überbewussten Zustand vom Lehrer zum Schüler übergeben werden und die Frage betreffen, wie man den Kontemplationszustand aufrechterhält und die Übungen ununterbrochen ausführt.
Sri Guru Swami Vishnudevananda Gir
Befreiender Nektar von wertvollen Unterweisungen
(LAYA AMRITA UPADESHA CHINTAMANI)
Wurzeltext von mündlichen Anweisungen des Advaita in der Tradition der Siddhas
Vorwort von Swami Vishnudevananda Giri
Dieser Wurzeltext gibt spirituelles Erwachen denjenigen, die ihn einfach hören, denn er ist ein Ausdruck der direkten Übertragung des erwachten Geistes. Er ist ein „Guhya Mandala“ – ein geheimer Raum des Geistes, eine Offenbarung aus der Dimension der „reinen Sicht” der Götter und Heiligen. Traditionell werden solche Lehren entweder wortlos oder in besonderen Worten, oder in den Träumen durch „feine Rede“ vom Lehrer zum Schüler übermittelt. Große Lehrer in ihren Lehren betonen, dass spirituelles Wissen eine persönliche Erfahrung des nicht-dualen Bewusstseins ohne Konzepte ist, und nicht die fiktive Welt von Theorien und Worten, die normalerweise als spirituelles Üben betrachtet wird. Ich denke, der beste Weg diesen Text zu verstehen, ist gleich jetzt in den Zustand der Kontemplation einzugehen.
OM SHANTI
20.08.2002
Shuddha Dharma sagte:
„Verstehe, oh Anama, die ganze Welt ist wie eine Illusion, wie ein Trugbild in der Wüste.
Erkenne, es gibt nur den unteilbaren, formlosen, alles durchdringenden Geist – die Quelle.
Er steht über den Lehren und Methoden von Yoga.
Es gibt keinen anderen Bhagavan als den ungeborenen Geist.
Man nennt es die Leere oder Prajnana, aber der Kern wird nicht erkannt.
Erkenne, oh Anama, dein Ich ist wie der Raum, unfassbar, rein und unendlich, makellos, selig.
Es, und nichts anderes, bildet den Grund der Welt von Namen und Formen.
In ihm gibt es weder Geburt noch Tod.
Die Ängste und die Leiden, die mit der Geburt und dem Tod verbunden sind, entstehen aus den dualistischen Ansichten.
Im kontemplativen Zustand ohne falsche Ansichten bleiben die Taten und ihre Folgen immer ursprünglich rein.
Halte dich ohne Zweifel an diese Reinheit!“
Der Yogi Anama kontemplierte fünfhundert Jahre ohne Pause.
Und so drückte er seine Erkenntnis aus, indem er sie an seinen Schüler Mahamurthi übergab:
„Inspiriert von den Konzepten in dualistischen Ansichten, war ich wie ein blinder Gast im Haus von dummen Gastgebern.
Nur derjenige, in dessen Herzen die Worte des Meisters eingedrungen sind, sieht die Wahrheit der Wirklichkeit von Ich klar, wie eine Myrobalanen-Frucht auf seiner Hand.
Während ich überall im Äußeren nach der Erleuchtung suchte, war ich wie einer, der Nahrung in den Händen hat, sie wegwirft und sich auf den Weg macht zu betteln.
Es gibt kein anderes Brahman als den Geist!
Alle Phänomene wie die Welt und der Körper sind Projektionen des Bewusstseins.
Und das Bewusstsein existiert nicht wirklich, es ist im Grunde leer.
Die höchste Realität von Ich ist vollkommen rein und anstrengungsfrei.
Obwohl Sie leer ist, entsteht ständig alles in ihr.
Wenn Du ohne Leiden leben willst, erzeuge keine Vorstellungen von diesem oder jenem, kontempliere tags und nachts ohne Ablenkung.
Erforsche das Ich und suche nach seinem Grund, nach der Wurzel.
Beim Entdecken begreifst Du: Es gibt nur einen Bhagavan – Niralambha (Bedingungsloses Bewusstsein ohne Stütze).
Wenn Du es verehrst, hast Du wahrlich nichts, worauf Du dich stützen kannst!
Erforsche den Zustand ohne Stützung als die wahre Vollkommenheit, bleibe sicher in der Freiheit!“
Nach seinem vollständigen Erwachen sagte Mahamurthi seinen Schülern: „Wegen Avidya, dem Dämon der Unkenntnis sieht ein Nichterleuchteter die ganze Welt, die nie existiert hat, wie ein Haufen von Objekten.
Wegen Asmita, dem Dämon des Vergessens der vollkommenen Quelle des Geistes, erscheint das Ich als wirklich existierend.
Wegen Raga, dem Dämon der Bindung an die Dualität, leben wir im Käfig dieser Welt.
Entferne die Wurzeln der Unkenntnis!
Erkenne die wahre Natur von Ich!
Es gibt keinen anderen Bhagavan als den Geist!
Die höchste Quelle ist der Geist, unerklärlich und tadellos.
Der Geist – Er existiert und existiert nicht, er ist die Quelle von Samsara und Nirvana, er ist nicht das und nicht jenes, er ist jenseits der festen Ansichten.
Die Welt ist nur der Geist, rein, unfassbar und unendlich.
Die Leere ist nur der Geist.
Brahman, Maya, Atman – nur der Geist.
Die Befreiung kommt, wenn der Yogi alle Zweifel über den Geist überwunden hat: „ICH bin das ununterbrochene Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit, und ICH bin grenzenlos wie der Weltraum“.
Im vollkommenen Geist gibt es keine Teilung in die Lehren, die Kasten und die Philosophien.
Der ungeborene und immer freie Geist-Brahman hat weder Anfang noch Mitte, weder Form noch Formlosigkeit.
Er ergründet nicht, und ist auch kein Objekt der Ergründung.
In der höchsten Realität gibt es keine Anzeichen, keine Etiketten.
Wie oder was kann man über sie berichten?
Keine Aussagen betreffen sie, keine Ablehnungen können sie zum Stoppen zwingen.
Also überwinde alle Zweifel, indem Du sie in dir selbst durch Selbsterforschung und Kontemplation erkennst!
Wenn Du durch Selbstuntersuchung immer wieder in dein Ich eindringst, erkennst Du eine Leere voller Licht.
Wenn Du dieses Licht erforschst, wirst Du verstehen: Der tadellose Geist erkennt sich direkt als absoluten reinen Brahman.
So wie ein Löwe sein Spiegelbild im Fluss sieht, oder wie ein König nach einem schlechten Schlaftraum auf seinem Thron aufwacht und sich daran erinnert, dass er König ist, oh mein Sohn, erkenne dich selbst, knurre und tanze im Weltraum!“
Es waren hundertacht Schüler-Shravakas, Munis, Yogis und Grihasthas, darunter auch der Yogi Mauni, der wie die Sonne schien.
Sie haben vom Yogi Mahamurthi solche Anweisungen erhalten:
„In den tiefen Brunnen von sechs Philosophien gefallen, halten sich die Dummen an die mentalen Lehren darüber, dass Brahman im Körper ist, oder dass er der Schöpfer oder Zerstörer von Formen ist, oder dass er keine Form hat, oder dass er die Leere ist, oder dass er das Alles ist.
Aber die Weisen vermeiden alle tröstenden Lehren und Konzepte, betrachten sie ungebunden, ziehen das Schwert des Erkennens aus.
Also kontempliere und erkenne – dein Geist ist wie der himmlische Raum, er hat weder Oben, noch Unten, weder Zentrum noch Grenzen.
Die Kontemplation der höchsten Wirklichkeit bedeutet, sich ständig ohne Ablenkung in der Gegenwart zu befinden, wo es keine Grenzen, keine Mitte gibt, alles weglassend sich ihr zu ergeben!
Dann lasse auch das Weglassen und sich selbst, den Weglassenden!“
Der Yogi sagte:
„Samsara ist ursprünglich perfekt und rein.
Ohne Vermeidung und ohne Anhaftung, verstehe:
Die Erleuchtung ist dein eigener Geist.
Meditieren oder nicht meditieren – für einen Erwachten spielt es keine Rolle.
Vom Guru inspiriert, verwerfe alle Hoffnungen, springe in den Rachen des goldenen Löwes und ohne Ablenkung bleibe im unfassbaren Sahaja-Samadhi, im Raum der Glückseligkeit-Leere, jenseits der Anstrengungen!“
Der Yogi sagte:
„Auf dem Pfad des Dharmas suche nach Meisters Segnungen, dann stelle fest: Brahman ist dein Geist in seinem Kern.
Er ist bedingungslos frei von der Geburt und dem Tod.
Einmal entscheide dich ihn zu betreten, und bleibe für immer in dieser nicht erfundenen, ungeborenen Präsenz.
Auf der Insel aus Juwelen gibt es keinen Schmutz.
Wenn die strahlende Reinheit ursprünglich frei und tadellos ist, wie findest Du etwas Unreines in ihr?
Wenn alles ihr Spiel ist, wie können Gedanken und Gefühle sie stören?
Derjenige, der verstanden hat, verliert niemals das Gewahrsein.“
Nach dem Erhalten der Früchte des Erwachens sagte Avadhuta: „Es gibt nur einen Bhagavan-Niralambha.
Du kannst es nicht erschaffen.
Stoße die leidenschaftlichen Wünsche nicht ab, und versuche sie nicht zu verwandeln.
Lasse deinen freien Geist-Raum sie einfach auflösen.
Oh, ein Wunder!
Aus dem Schlamm wächst der reinste Lotos!
Das Wesen, der Kern der Urwirklichkeit, wurde niemals von jemandem beschmutzt!
Das Begreifen der Erleuchtung liegt jenseits der Anstrengungen.
Wenn Meditation (Methode, Upaya) und Nicht-Meditation (Anupaya) übertroffen werden, strahlt die große Glückseligkeit-Reinheit wie die Sonne und zerstört Unkenntnis und Kleshas.“
Der Yogi sagte:
„Erkenne gleich jetzt die fünf Kleshas als fünf perfekte Energien.
Ursprünglich ist Samsara die perfekte Reinheit (Niranjana) und nichts anderes als Brahman.
Wer begriffen hat, dass die Erleuchtung bedeutet, das eigene Ich als vollkommenen Geist, als Brahman zu erkennen, sucht keine andere Art zu üben!“
Der Siddha sagte:
„Alle Phänomene sind von Natur aus unergründlich, und ihre Basis ist der Raum – die Natur des Geistes, der über den Gedanken liegt.
Ob Du in die Kontemplation versunken bist oder nicht, der natürliche Geist existiert primär vor deiner Geburt, und man kann ihn nicht verlieren.
Wer sich ständig im Zustand Sahaja-Sthiti ohne Unterscheidungen befindet, ist der höchste Yogi!“
Der Yogi sagte:
„Morgen- und Abendrituale, Askese, Fasten und Einsamkeit, Waschungen und Mantras, Bußen und das Annehmen eines Namens, Interpretationen von Zeichen, Singen von Texten, religiöse Dispute, gute Taten, die Anbetung von Gottheiten und Hingabe, Konzentration, das Herstellen von magischen Pillen, die Steuerung der Pranas, Nadis und Chakras, sich als Gottheit visualisieren, das Üben von Pranayama und das Erwecken der Kundalini, die Transformation der Träume und Meditation der Leere, all das fließt wie die Bäche in den großen Strom des Laya-Yogas.
Und dieser gibt unverkennbar die direkte Befreiung in der reinen Natur des Seins.
Befreie den Geist, lasse die Kupplungen los, umarme die Realität mit der Kontemplation, ähnlich dem Weltraum.
Betrachte unaufhörlich ohne zu betrachten, tags und nachts übe ohne Anstrengung, ohne den Begriff des Übenden, aber ohne Ablenkung.
Lass die Dinge so, wie sie sind.
Ist das nicht die wahre Erleuchtung?“
Der Yogi sagte:
„Die Weisheit einer natürlichen wachen Bewusstheit (Sahaja-Avastha) überschreitet jegliche Einschränkungen und ist in allen Sinnen und Objekten anwesend.
In der Praxis sollte man sich auf den Meister verlassen.
Der Meister ist das offenkundige Wesen des Geistes und nie etwas anderes. Wenn die Wurzel des Geistes als unveränderlich erschaut wird, gibt es keine andere Erleuchtung mehr, die woanders gesucht werden muss. Du kannst nicht DAS zum zweiten Mal werden.
Verstehe es und sei frei!
Der Yogi sagte:
„Das Herz aller Lehren ist: Meditiere nicht, aber sei DAS. Denke nicht: „Ich bin DAS“, weil Du schon DAS bist, und darum, wozu nochmal danach streben?
Es ist alles nur DAS.“
Verstehe, ursprünglich ist dein eigener Geist die große, vollkommene Glückseligkeit. Dein herkömmlicher Geist ist die Urquelle.
Nur den Menschen mit geringem Verständnis erscheint er als etwas Äußeres. Die Erkenntnis der Erleuchtung liegt jenseits der Anstrengungen.
Ständiger Verzicht auf das Ich ist die beste Kontemplation und die beste Entsagung.
Die wahre Meditation übersteigt jede Meditation und Nicht-Meditation!
Nachdem Du einmal das Vertrauen gewonnen hast, lasse nie mehr fremde Aussagen deine Erkenntnis beschatten!“
Der Yogi sagte:
„Die Leere, die nicht strahlt, ist relativ.
Die strahlende Leere ist absolut.
Wahrlich, sie heißt Prajnana, Brahma-Tattva.
Die absolute Leere ist nicht leer wie die relative Leere.
Shunya-Ashunya ist die Leere, die keine ist.
Es gibt die Strahlung des eigenen Urgeistes, und es gibt kein anderes Brahman.
Der Spruch „Prajnanam Brahma“ sollte wie folgt verstanden werden: Brahman ist der Geist.
Das Wesen des Urgeistes ist jenseits sowohl der Einheit als auch der Trennung. Es ist die große, selbststrahlende, unfassbare Ewigkeit.
Die natürliche subtile Bewusstheit entsteht im Geist, was bedeutet, dass der Geist sich nie von ihr getrennt hat, und er selbst die reine Präsenz ist.
Für denjenigen, der diese Erkenntnis gewonnen hat, ist die Angst und die Unreinheit von Samsara bedeutungslos.
Er sucht nicht nach Nirvana, alles ist ein einheitlicher Nektar!
Das Bewusstsein spielt und hat keine Grenzen und keine Mitte.
Wie wunderbar!
Überall das große Mandala, und die anderen sind Gottheiten darin.
Jeder Ton ist der Gesang der Götter, jede Aktion ist Lila.“
Der Yogi sagte:
„Die vier Wege von Tantra sind nur der unfassbare und unendliche Geist.
Diejenigen, die die Realität durch Jnana erfassen und dabei die Methoden „neti-neti“ und „iti-iti“ benutzen, befinden sich in der Illusion des rationalen Studiums.
Die ursprüngliche, ungeborene Natur von Ich ist frei von jeglichen Behauptungen und Leugnungen.
Bleibe im offenen Bewusstsein ohne Wahl!
Diejenigen, die sich selbst suchen, indem sie sich auf den Atem, auf das Ich-Gefühl konzentrieren oder das Denken anhalten, befinden sich in der Illusion der Selbstexistenz von Ich und betrachten sich als Meditierende.
Aber das Ziel ihrer Meditation liegt nicht im gegenwärtigen Augenblick, deshalb verpassen sie immer den Kernpunkt.
Bleibe in der Präsenz ohne Ziele!
Diejenigen, die behaupten „Ich bin Brahman“ und über die Identität mit der höchsten Quelle reflektieren, sind den Kindern ähnlich, die Erwachsene spielen.
Die wahre Vertiefung in die strahlende selbstgeborene Weisheit von Ich ist frei von allen mentalen Bezeichnungen.
Wenn Du Brahman bist, wem erklärst Du das?
Bleibe in der Kontemplation, verwerfe die Illusion von Ich und der Definition: „ich kontempliere“
Der Yogi sagte:
„Die Anhänger von Kriya-Tantra beachten die Vorschriften, ein besonderes Verhalten und die Reinigung.
Sie pflegen die rituelle Sauberkeit und verfehlen die Tatsache, dass die große Glückseligkeit von sich selbst immer rein und frei von Vorschriften ist.
Ich ist immer frei von „richtig“ und „falsch“ Die Handlungen können es nicht verschmutzen, die Rituale können es nicht reinigen.
In der natürlichen Kontemplation lasse die Gedanken über richtig und falsch dich nicht verwirren – so wird sofort die reinste Realität erstrahlen!
Die Anhänger von Charya-Tantra führen Anrufungen der Gottheiten durch und üben die mentale Reinigung. Sie übersehen, dass das Wesen des ursprünglichen Geistes nicht durch Gedanken verschmutzt werden kann, und auch durch Mantras nicht gereinigt werden kann.
Lasse dich von den Konzeptionen von „rein“ und „unrein“ nicht verwirren, und so kommst Du auf den Pfad der großen Reinheit!
Die Anhänger des Yoga-Weges sind eifrig, die Kundalini-Kraft zu erwecken, die Nadis zu reinigen und die Pranas zu kontrollieren, den Geist und die Energie zu vereinigen und die Elemente in den Chakras aufzulösen. Je mehr sie sich die Mühe machen, desto mehr Hoffnung und Festhalten an das Ich entsteht daraus.
Vergesse die vergangenen Fehler und Pläne, gib die Hoffnung auf die zukünftige Erleuchtung auf, lege alle Zweifel ab – das Resultat der vollkommenen Erleuchtung ist jetzt da, es ist nichts anderes als dein Geist!
Der vollkommene Geist ist im Kern nicht dual.
Das Ich übersteigt in seiner Tiefe das Denken, ist unerreichbar durch eine Anstrengung, und kann durch keine Konzeption erfasst werden.
Kontemplieren heißt, in dieser offenen Weisheit zu bleiben, ohne Konzepte zu erschaffen und ohne sich abzulenken!“
Der Yogi sagte:
„Atman, Brahma-Tattva, Niranjana, Laya, Shunya, Sahaja-Avastha, Turia, Chiti, Prajnana – das sind Synonyme.
In der Leere gibt es keine Dualität von Subjekt und Objekt.
Die unmittelbare Einsicht in die Realität kommt sofort im Moment der Auflösung von Begriffen und Namen.
Wenn man sich nicht an die Definitionen und die Bezeichnungen festhält, ist das der Zustand von Laya. Das Bleiben in ihm ist Sahaja Samadhi!
Wer sich in diesem Zustand befindet, wird von den fremden Reden nicht verwirrt, hat keine Angst vor den Dämonen und bewundert die Götter nicht.
Wie das Öl, das ins Öl fließt, wird er sich in Brahman auflösen!
Wahrlich, er ist Jivanmukta!
Der Yogi sagte:
„Die Gelehrten sind an Texte und Kommentare gebunden, ohne ihre Quelle, den höchsten Geist (Prajnana) zu erkennen.
Die Bhaktas sind an ihre Lieblingsform und den Namen der Gottheit gebunden und begreifen nicht, dass die Gottheiten aus dem leeren Geist-Bewusstsein entstehen.
Die Yogis sind an die Praktiken der unteren Wege und der Konzentration gebunden und hoffen die Befreiung in der Zukunft zu erreichen, vergessen dabei, dass das ungeborene Ich immer selbstvollkommen ohne Übung ist.
Die Meditierenden sind an die Meditation gebunden und begreifen nicht, dass der klare Geist von der geistigen Aktivität unabhängig ist.
Während der Meditation meditiere nicht über etwas Bestimmtes, und wenn ein Bezug zu etwas entsteht, trenne dich von ihn!
Wer den Kern des Nicht-Meditierens außerhalb der Methode erfasst, erkennt sofort das Herz aller Dharmas.
Es gibt keine andere Erleuchtung als diese!“
Der Yogi sagte:
„Die Natur des Geistes, Atma-Nishtha, Unmani, Mahashanti, Laya-Tattva, Shunya-Ashunya, Amanaska, Advaita, Sahaja, Niranjana – für einen Siddha, der aus der einheitlichen Quelle schöpft, ist alles das gleiche.
Reflexionen über Brahman oder die Leere sind nur eine irreführende Illusion.
Verwerfe die versteifenden Urteile!
Selbst die Anhaftung an die geliebte Gottheit, ohne die Einheit mit ihr zu erkennen, ist immer noch eine Sklaverei.
Selbst die Gedanken über den Nicht-Verstand sind eine Abhängigkeit.
Selbst eine Meditation ohne Gedanken ist eine Gebundenheit durch Meditation.
Prajnana überschreitet alle Konzepte.
Darin gibt es weder Geburt noch Tod, es ist die höchste Glückseligkeit!“
Der Yogi sagte:
„Wenn in der Kontemplation das Subjekt eins mit dem Objekt ist, ist das das Laya. Wenn die Kontemplation von den Gefühlen und Leidenschaften nicht getrennt ist, erscheinen die Leidenschaften und Kleshas wie ein Spiel (Lila). Sie sind wie Schmuck für den Yogi, und werden durch die Kraft der natürlichen subtilen Bewusstheit aufgelöst.
Dies ist die Gnade, die aus dem Inneren des Yogis kommt.
Wenn die Übung nicht mehr mühsam ist, ist es ein Aufenthalt in der natürlichen Freiheit des vom Absoluten untrennbaren Geistes.
Solange Du nicht sicher in Samadhi gegründet bist, reinige deinen Geist fleißig und lass dich nicht mal für einen Moment ablenken.“
Der Yogi sagte:
„Der Geist in seiner Tiefe ist gerade in diesem gegenwärtigen Augenblick Brahman. Wie großartig und rein ist dieser von der Geburt und dem Tod unabhängige Ungeborene! Der Himmel und der Raum sind wie der Geist.
In der wahren Weisheit zu sein bedeutet, niemals von einer Präsenz, die dem Himmel gleicht, abgelenkt zu sein.
Oh Yogi, was kann höher sein?“
Der Yogi sagte:
„Die Gedanken trennen das Subjekt und die externe Welt der Objekte.
Die wahre Weisheit sieht alles als Nicht-Dual.
Wer diese Meditation versteht, weiß sicher, dass es nirgendwohin zu gehen ist, und nichts zu verlassen oder zu erreichen gibt.
Alles ist das vollkommene Brahman.
Wenn die Glückseligkeit, Ruhe, Gedankenlosigkeit oder Leere entstehen, soll der Yogi sich an nichts anhaften.
Wenn alles eins mit dem ungeborenen Geist ist, zeigt sich die große Unabhängigkeit.
Das ist die Grundlage der Befreiung!“
Der Yogi sagte:
„Diejenigen, die sagen, dass Objekte nicht existieren, irren sich.
Die sinnlichen Objekte sind der große Geist, der in eine Aufregung geraten ist. Wie Kinder befinden sich in einer Illusion auch diejenigen, die denken, dass Objekte von sich selbst existieren.
Wie Töpfe und Fliesen alles Lehm ist, ist alles Sichtbare die pure Chiti-Shakti.
Der mittlere Weg des Weisen bedeutet zu verstehen, dass der Geist leer ist. Die große Maya hat kein eigenes Wesen. Alle Phänomene sind leer und unergründlich, jedoch auf eine wundersame Weise manifestieren sie sich. Wenn Du dich an die Gegenstände festklammerst, bist Du wie ein hungriger Hund. Noch schlimmer ist es, wenn Du dich an die Leere und die Nichtexistenz klammerst. Wenn Du die extremen Ansichten ablehnst, wirst Du in das Wesen des ungeborenen Ich reingehen.
Der wahre Yogi befindet sich weder im Realen noch in der Nichtexistenz.
Während er alles so lässt, wie es ist, durchdringt er das gesamte Universum.
Er meditiert nicht, jedoch wird die Meditation nicht unterbrochen.
Er erforscht nichts, erfasst jedoch alles.
Er versucht nicht zu verstehen, und alles ist ihm jedoch klar.
Er denkt nicht und reflektiert nicht, ist aber klüger als ein Gelehrter.
Bei den Anstrengungen im Yoga verlasse dich nicht zu sehr auf deinen Willen, lass einfach die egoistischen Hoffnungen gehen, lasse das Festhalten an das Ich fallen.
Entdecke das Ich überall.
So überwindest Du die Angst vor Samsara!“
Der Yogi sagte:
„Die Anbeter der leeren Leere erreichen die wahre Befreiung nicht und werden am Anfang eines neuen Kalpa wiedergeboren.
Nur die Leere, die nicht leer, sondern strahlend ist (Shunya-Ashunya), ist wahrlich höchste Brahman!
Diejenigen, die wenig Feingefühl haben und die Erleuchtung nicht erreicht haben, glauben an die verbalen Beschreibungen und die Logik der Lehren.
Aber das alles ist nur der einheitliche Geist.
Wenn ein Yogi sich in der Kontemplation gefestigt hat, muss er keine Verdienste mehr ansammeln, er braucht keine Rituale, keinen Yoga, und muss keine heiligen Schriften mehr studieren.
Wenn die Worte sein Wesen nicht ausdrücken können, welchen Bedarf an Traktaten und Disputen gibt es noch?
Wenn Du verstehst, richte dich direkt auf dieses Wesen aus, indem Du dich in die Kontemplation vertiefst.
Während der Meditation denke nicht.
Konzentriere dich nicht auf das Objekt, bleibe weder drinnen noch draußen, visualisiere nicht, kämpfe nicht mit den Gedanken, meditiere nicht, analysiere nicht.
Der Verstand ist wie ein Kamel – je fester man ihn bindet, desto unruhiger wird er.
Lass ihn entspannt fließen, verliere jedoch nicht deine Wachsamkeit.