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Weltweite Gemeinschaft des Sanatana Dharma
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der großen Schöpfergottheit
Ich bin

Ich bin. Spirituelle Alchemie des Inneren Universums


Auszüge aus dem gleichnamigen Buch des Meisters

Jnanayoga:

Höhepunkt aller spiritueller Wege und Sichtweisen

Obwohl ich verschiedenen Wegen unterschiedlicher spiritueller Traditionen folgte, geschah meine Realisation dank der Philosophie des Advaita Vedanta, des Jnanayoga.

Am Anfang dieser Philosophie stehen die Devas Brahma, Vishnu und Shiva, herausragende Heilige und Siddhas wie Rishi Vasishtha, Avadhuta Dattatreya, Sri Shankara sowie viele andere große Siddhas.

Sie ist eine ewige, lebendige Lehre (Sanatana Dharma), die keinen konkreten Gründer hat, keinen religiösen Verkünder, kein Entstehungsdatum, weil sie ewig existiert und auch schon vor dem Entstehen unseres Universums in anderen Schöpfungszyklen (Kalpas) präsent war. Sie hängt nicht von einer Kultur, einer Nation oder Religion ab, und sie gibt es nicht nur auf unserem Planeten, sondern auch in anderen Dimensionen. Nicht nur die Menschen auf der Erde praktizieren sie, sondern auch Devas, Geister (Pitris), Siddhas, Rishis, Gandharvas, Apsaras , Asuras und viele andere mystische astrale Wesen.

Jnanayoga ist der spirituelle Höhepunkt, der wunderbar leuchtende Gipfel, auf dem alle spirituellen Wege zusammenkommen, alle religiösen Traditionen, alle Methoden, alle philosophische Systeme, alle Konzepte, alle Lehren, alle Gottheiten.

In dieser einheitlichen Sphäre (Ekabindu) verlieren Worte, Methoden, Philosophien, Symbole und Rituale ihre Wichtigkeit. Sie ist die Ebene des unmittelbaren, klaren und lebendigen Erlebens Gottes, des Absoluten, und hängt von nichts mehr ab, von keinen Anschauungen, Tempeln, Praktiken.

„Wer bin ich?“

„Wenn man zu fragen beginnt: „Was ist dieses Ich in diesem Körper aus Fleisch, Blut, Knochen usw.?“, dann hört die Unwissenheit sofort auf.“

Yoga Vasishtha

Kap. 6.1.10, „Über die Befreiung“

Die Frage „Wer bin ich?“ ist die wichtigste Frage im Leben eines jeden Wesens. Diese Frage ist der Grundstein der Philosophie des Advaita Vedanta. Ohne diese Frage für sich richtig zu beantworten, kann man unmöglich weiterleben, ohne Leid und Verwirrung anzuziehen.

Diese Frage ist identisch mit der Frage „Wer ist Gott?“

Die Antwort auf diese Frage gibt Antworten auf alle anderen Fragen. Das Fehlen einer Antwort auf diese Frage gebiert Millionen anderer, sekundärer Fragen, die uns keine Ruhe schenken, sondern uns zwingen, unbewusst zu handeln und nach Illusionen zu streben.

Die Frage „Wer bin ich?“ bestimmt, womit wir uns identifizieren müssen. Ohne die eigene Selbstidentifikation zu bestimmen, können wir auch den Sinn des Lebens nicht erfassen, und folglich bleiben unser Weltbild, unsere Werte und unsere Ziele genauso unbestimmt und illusorisch. Unsere Handlungen in einem solchen Zustand des Verstandes bringen uns nichts ein außer Leid, weil sie auf verschwommenen Werten gebaut werden und zu sinnlosen Zielen führen.

Wenn wir uns diese Frage stellen und uns intensiv in sie vertiefen, wird dies Selbsterforschung genannt, Vichara, und Yogis, welche diese Praxis ständig und fleißig ausführen und darin Erfolg haben, werden Jnanis genannt.

Für mich habe ich die Antwort auf diese Frage gefunden dank einer mehr als fünfundzwanzigjährigen spirituellen Praxis des Jnanayoga und dank der Segnungen meiner Lehrer und Gurus. Diese Praxis war manchmal ziemlich anstrengend, total, alles verschlingend und verbrennend, entlang jeglicher Grenze, verbunden mit innerem Kampf und Drama, manchmal aber auch ruhig, lautlos, voller Stille, asketisch und entsagt; und manchmal leuchtete sie spielerisch in allen Farben in der Fülle des Gewahrseins.

Findet man die Antwort, führt dies zur radikalen Veränderung der Empfindung der Welt, zu einer völligen und unwiderruflichen Veränderung der bisherigen Selbstidentifikation „Ich bin ein Körper, ein Ego usw.“ und führt zur Entidentifizierung mit der Person, für die man sich gehalten hatte.

Der Ausdruck „ich habe die Antwort gefunden“, trifft in diesem Fall nicht wirklich zu. Die Antwort hat mich gefunden. Sie wartete immer auf mich, sie gab es schon vor meiner Geburt, aber mein Verstand erfasste sie nicht, weil er schlief, vertieft in seine Illusionen.

Mein Ego-Ich hat die Antwort schon gar nicht gefunden, denn es ist einfach verschwunden, im Laufe des Prozesses der Suche und Selbsterforschung. Das Verschwinden des Egos führte zum Erscheinen einer völlig anderen Ebene des Wissens und einer anderen Schicht der Bewusstheit.

Diese Schicht nennt man den natürlichen Zustand, Sahaja, Natur des Geistes, Wesen des Absoluten, Brahma-Tattva, ursprüngliches Bewusstsein, Leerheit (Shunya), selbstgeborene Weisheit.

Ich habe „mich“ verloren, mein altes Ich, und dafür etwas gefunden, was unbeschreiblich ist, nicht auszudrücken, grenzenlos, eigenschaftslos, unbestimmbar, nicht adäquat, einen in keinen Rahmen passenden Zustand von Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit .

Einen Sadhu (Yogi), der dieses Bewusstsein in sich selbst entdeckt und ständig in ihm vertieft ist, bezeichnet man in der vedischen Tradition als „Wissenden“ (Jnani), als erleuchtet. Diese Erleuchtung ist nicht, wie viele denken, das Ende eines spirituellen Weges, sondern erst der wirkliche Anfang, aber man kann sicher sagen, dass sie das Ende der Unwissenheit bedeutet, das Ende der falschen Sichtweisen und der Ursachen neuer Geburten, Leiden und Illusionen, die aus dieser Unwissenheit herrühren.

Erleuchtung als Provokation der gewöhnlichen Welt

„Der weise Mensch, der weiß, dass alle diese Objekte unwirklich sind, betrachtet sie nicht als Objekte des Vergnügens, die zu erlangen sind. Wer hinter den von seinem eigenen Verstand erschaffenen Objekten herläuft, wird gewiss Leid erfahren. Die Welterscheinung trat infolge von Wunsch und Verlangen ins Dasein; sie hört nur dann auf, wenn Wünsche und Begierden nicht mehr auftauchen.“

Yoga Vasishtha

Kap. 4.45, „Die Geschichte von Bhima, Bhasa und Dridha“

Erleuchtung geschieht nicht inmitten der gewöhnlichen, alltäglichen menschlichen Welt. In der logischen Welt des alltäglichen Bewusstseins ist die Erleuchtung aus Prinzip unmöglich, sie ist unzulässig, unvorstellbar, verboten, weil sie allen Gesetzen und Inhalten dieser Welt widerspricht.

Das Erscheinen eines Erleuchteten – und selbst die Idee der Erleuchtung – sind Tatsachen, die auf das gesamte, durch Karma bedingte System an Anschauungen und Werten der gewöhnlichen Welt störend wirken. Denn alle Illusionen dieser Welt, alle ihre Grundwerte und Inhalte zittern im Moment der Erleuchtung, werden in Frage gestellt und verschwinden danach wie ein Traum.

Wenn es Erleuchtung gibt, dann gibt es keine Welt, wenn es die Welt gibt, dann gibt es keine Erleuchtung. Die Welt existiert nur deswegen, weil es keine Erleuchtung gibt.

Das Erscheinen der Erleuchtung und eines Erleuchteten räumen in einem Moment mit der gewöhnlichen Welt auf, mit allen ihren Inhalten, Gesetzen und Werten, so wie ein Lichtstrahl sofort die Macht der Finsternis aufhebt, auch wenn sie Millionen von Jahren lang vorhanden war. Die gewöhnliche Welt und die Erleuchtung sind nicht miteinander vereinbar, sie können nicht nebeneinander existieren, genauso wie die Dunkelheit nicht die Präsenz von Licht verträgt, da sonst die Dunkelheit eben nicht Dunkelheit bleiben würde.

Deswegen ist Erleuchtung eine Erscheinung aus einer anderen Welt, in der das Sein sich noch nicht zur Illusion umgeformt, die Zeit sich noch nicht geteilt und der Raum sich noch zu keiner Dimension reduziert hat.

Unwissenheit ist nur in der verfestigten Welt grober materieller Objekte möglich, wenn das Bewusstsein auf die Ideen „Ich bin der Körper“ und „Die Welt existiert unabhängig von mir“ fixiert ist.

Die Erleuchtung entstammt dem ursprünglichen, hohen, sich selbst organisierenden Chaos der Schöpfung, dem Licht der jenseitigen, transzendenten, zauberhaften Welt, in der Quantenunbestimmtheit , Wahrscheinlichkeit und Stochastizität vorherrschen. Dort ist die Zeit nicht getrennt vom Raum, das unendlich Große kann innerhalb des unendlich Kleinen Platz finden, da kann eine Form formlos sein, und das Subjekt ist untrennbar vom Objekt.

Dort sind das Ich und Gott eins, gleichzeitig eins und nicht eins, aber auch weder eins noch nicht eins.

Wer ist ein Jnani?

„Er schläft in vollkommenem Frieden, auch ohne ein Bett. Obwohl seine Kräfte mit Tätigkeiten befasst sind, genießt er eine Ruhe wie im Tiefschlaf. Das ist unglaublich. ...

Derjenige ist wirklich trunken, der diese Welt nicht sieht, auch wenn seine Augen weit offen sind. Er genießt die Glückseligkeit des Tiefschlafes und hat die Idee einer Welt aus seinem Herzen verbannt, er hat die Fülle erlangt, bis zum Rand.“

Yoga Vasishtha

Kap. 6.2.169, „Die Geschichte vom Jäger und dem Reh“

Wer ist ein Jnani? Es ist nicht einfach, das zu erklären. Es handelt sich nicht um ein Ritual, einen Titel oder ein Zeichen der Heiligkeit. Es ist ein Hinweis darauf, dass der Mensch Erkenntnis erlangt hat und jetzt die Welt sieht, wie sie tatsächlich ist. Es ist ein Anzeichen dafür, dass er in tiefer Bewusstheit verweilt und die Illusion des Samsara keine Macht mehr über ihn hat.

Ein Jnani zu sein, bedeutet nicht mehr ein Mensch, sondern absolut zu sein, sich als das Absolute zu fühlen. Einen Jnani im menschlichen Sinne gibt es nicht. Er lebt nicht wie gewöhnliche Menschen in der Dimension der menschlichen Wahrnehmung.

Er lebt in der Dimension des Spiels des Absoluten. Deswegen sagt man, dass er spielt. Oder besser noch, dass das Absolute in und mit seinem Körper spielt.

Ein Jnani unterscheidet sich von gewöhnlichen Menschen, genauso wie göttliche Wesen, Außerirdische, Geister, Engel sich von den Menschen unterscheiden, sogar noch wesentlicher, auch wenn er äußerlich wie ein gewöhnlicher Mensch aussehen kann, der in triviale Angelegenheiten vertieft ist.

Auf den ersten Blick geht, spricht, isst, trinkt, lacht und schläft ein Jnani genauso wie ein normaler Mensch. Aber es ist nicht so. Ganz und gar nicht, überhaupt nicht.

In der Tiefe seiner Seele ist der Jnani entsagt, völlig entsagt, von allem Weltlichen und Menschlichen.

Alle Menschen leben tatsächlich. Nur ein Jnani spielt, wie ein Schauspieler im Theater.

Alle Menschen leben tatsächlich ihr Leben, denken, lieben, glauben, hoffen, hassen, streben nach irgendetwas, und nur ein Jnani spielt seine Rolle wie ein Schauspieler in einem Theaterstück. Aber sein Theaterstück endet nie, und er hört auch keinen Applaus hinter dem Vorhang.

Alle Menschen haben eine Vergangenheit und streben nach etwas in der Zukunft, aber für einen Jnani ist die Zeit stehengeblieben. Für ihn gibt es weder Vergangenheit noch Zukunft.

Alle Menschen tun irgendetwas, der Jnani jedoch nicht, denn es gibt ihn nicht, und es gab ihn auch nie.

Für alle Menschen hat die Welt, ihre Probleme, Ereignisse und Beziehungen den Charakter der Realität. Aber für einen Jnani ist dies alles nur Traum, Illusion, Spiel.

Ein Jnani distanziert sich vollkommen von allem Weltlichen, allem Sichtbaren, allem Fühlbaren, als würde er in einem Traum leben, einem tiefen Traum. Er kann aufrichtig weinen und lachen, mit gewöhnlichen Menschen fröhlich sein, aber das stellt nicht mehr dar als das talentierte Spiel eines Schauspielers auf der Bühne des Lebens.

Ein Jnani sieht und fühlt die Welt anders. Fasst man die Sichtweise des Jnanis in einigen grundlegenden Äußerungen zusammen, dann folgendermaßen:

- Die Welt ist nicht real, sie ist eine Illusion, ein Traum.

- Die Welt ist die Projektion des Ichs.

- Es gibt nur das Ich. Das Ich ist großartig, das Ich ist die Schöpfung selbst.

- Das Ich ist das einheitliches, unteilbare höchste Wesen, das Absolute.

- Körper, Verstand, Gefühle, Gedanken, Ego sind nicht das Ich.

- Alles Sichtbare ist eins mit dem Bewusstsein.

- Es geht aus ihm hervor und ist seine Projektion, sein Spiel.

- Alles ist göttlich, rein und vollkommen.

- Alles, was geschieht ist Lila, das Spiel Gottes und seiner Energien.

- Es gibt keine Konzepte, alle Anschauungen sind unwirklich, nur Spiel des Verstandes.

- Nichts besitzt Relevanz, alles ist gleich.

- Es gibt weder Schlechtes noch Gutes, alles ist vollkommen, göttlich.

- Mich gibt es genauso wenig wie das Universum.

- Nichts geschieht, nie, aber die Spiele des Absoluten sind unendlich und unbegreiflich.

- Das Universum wurde nie erschaffen, und jetzt ist es auch nicht existent.

- Es gibt keine Zeit, keinen Raum, keine Ursachen, keine Folgen, keine Handlungen, keine aus sich heraus Handelnden.

- Alles um uns herum ist durch das Bewusstsein entstanden.

- Es gibt weder Geburt noch Tod, es gibt nur verschiedene Zustände. Diese bringen sich in physischen, astralen und kausalen Körpern zum Ausdruck – und selbst sie sind eine Illusion.

- Es gibt keine Wahrheit, keine Lüge, es gibt nur Bewusstsein und dessen schöpferischen Willen und seine Energie.

- Mit Hilfe des Verstandes lässt sich nichts bestimmen, aussprechen und beschreiben.

- Wer sich an mentale Anschauungen klammert und sich an das Ego bindet, versteht solche Thesen nicht, irrt sich, bleibt in Unwissenheit und leidet darunter.

- Es gibt nur das höchste Absolute, das eine Wesen, und Vielfalt ist eine Illusion.

Ein Jnani ist nicht, wie viele eventuell denken könnten, nur ein Philosoph. Er lebt vielmehr diese Axiome jede Sekunde seines Lebens, Tag und Nacht.

Diese Axiome sind nicht die Frucht seiner mentalen Übungen, sie sind echte, lebendige Erfahrung, all das ist sein direktes Erleben, für das er einen hohen Preis bezahlt hat: sein begrenztes Ego-Ich, seine eigenen Illusionen.

Zwei Welten

„Für uns Erleuchtete gibt es keine Schöpfung, keinen Tod und kein Aufhören von etwas –

alles ist auf ewig ungeboren und friedvoll. Brahman ist reines Sein. Auch die Welt ist reines Sein.

Wen können dann Gebote und Verbote betreffen?“

Yoga Vasishtha

Kap. 6.2.146, „Die Geschichte vom Jäger und dem Reh“.

Ein Jnani ist erleuchtet, weil er seine transzendentale Natur kennt. – Aber was bedeutet das?

Ist es möglich, seine transzendentale Natur zu kennen, erleuchtet zu sein, inmitten einer gewöhnlichen, menschlichen Welt? – Natürlich nicht.

Ein Jnani lebt nicht in der Dimension der Menschen, auch wenn es den anderen so erscheinen mag, weil sie seinen Körper sehen, seine Stimme hören, seine Handlungen bewerten und so weiter. Das ist eine Illusion. Tatsächlich lebt ein Jnani in einer anderen, unglaublichen Welt, in der Dimension der Nondualität, in der die Zeit noch nicht in Vergangenheit und Zukunft aufgespalten ist.

Und der Raum hat dort seine Mehrdimensionalität noch nicht erhalten, aus der heraus damit auch die Basisprinzipen des Universums noch nicht geboren sind. In dieser Dimension ist der Jnani das Zentrum des Universums, die ganze Welt befindet sich so in seinem Bewusstsein, wie sich Mond, Sonne und Himmel widerspiegeln.

Die Welt eines Jnani ist unbegreiflich, rätselhaft, unwahrscheinlich bis zur Unmöglichkeit. Sie existiert einfach nicht, sie kann für jemanden, der in der gewöhnlichen Welt lebt, eigentlich gar nicht vorhanden sein. Aber für einen Jnani ist diese Welt absolut real. Mehr noch, für einen Jnani erscheint umgekehrt die dualistische Welt der Menschen unwirklich zu sein; für ihn ist sie eine Illusion wie ein Traum, und nur seine Welt ist die einzige, wirkliche, höchste, unbestreitbare, keinen Veränderungen unterworfene Realität.

Wodurch unterscheiden sich die gewöhnliche Welt und die Welt des Jnanis?

Der Bewohner des Samsara, also der gewöhnlichen Welt der Dualität, hält seine Welt für real, getrennt und unabhängig vom Bewusstsein. Und der Jnani sieht sie als Illusion, als Projektion seines Ego-Ichs. Wer sich in der karmischen Welt des Samsara befindet, der denkt „Dieser Körper bin Ich“, aber ein Jnani weiß, dass er nicht der Körper ist. Er weiß es sicher, denn er erlebt etwas anderes: „Ich bin Brahman. Ich bin das Absolute. Ich bin Quelle, Anfang und Ende von allem. Ich bin alles. Ich bin ewig und unendlich.“

Befindet man sich in Samsara, dann empfindet man die Zeit als objektiv, unabhängig und in drei Arten geteilt, Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, und nimmt den Pfeil der Zeit als aus der Vergangenheit in die Zukunft fliegend wahr und nie anders.

Für einen Jnani gibt es die Zeit überhaupt nicht, er lebt immer in einer Art paradoxer Gegenwart, seine Zeit fließt nirgendwohin, sie bewegt sich nicht.

Der Pfeil der Zeit kann sich für ihn in jede Richtung drehen, nach vorne, nach hinten, im Kreis oder wie eine Spirale. Im Samsara lebend sieht man Vielfalt – an Lebewesen, Objekten, Gegenständen, Dingen, Verbindungen, Beziehungen, die in keiner Weise miteinander verbunden sind.

Ein Jnani sieht die Einheit von allem, er sieht nur den einheitlichen Kontext, die Vielfalt verwirrt ihn nicht. Ein Bewohner des Samsara glaubt, real zu sein, und hält die Welt, in der er lebt, für real. Er lebt tatsächlich.

Ein Jnani kennt den illusionären Charakter seiner eigenen Existenz, der Welt und seines Lebens darin, und deswegen lebt er sein Leben nicht, er „spielt“ es.

Ein Jnani lebt immer spielerisch, in der Dimension eines Spiels. Sein ganzes Leben ist nur ein göttliches Spiel. Darin kann man nichts von der gewohnten Realität finden, kein einziges Staubkorn.

Der Jnani existiert nicht als Person, als Person an sich. Seine Existenz ist ein Spiel für die anderen.

Wer in der Unwissenheit lebt (also ein Ajnani), wer im Samsara vertieft ist, für den wirkt die Welt getrennt, unabhängig vom Ich und erscheint ihm deswegen nicht steuerbar zu sein. Für einen Jnani ist die Welt eins mit seinem Ich, und daher weiß er, dass man sie genauso steuern kann, wie die eigenen Gedanken.

Der Bewohner der gewöhnlichen Realität lebt in einer Dimension, in der eine Ursache unbedingt eine Wirkung hervorbringt, und das gar nicht anders sein kann.

Ein Jnani befindet sich in einer Welt, in der Ursachen und Wirkungen voneinander nicht abhängen.

Sie können sogar ihre Reihenfolge tauschen oder spontan aus sich heraus entstehen, ohne eine Verbindung miteinander. Wenn ein normaler Mensch eine Straße entlang geht, dann weiß er, dass sein Gehen eine Wirkung hervorrufen und er nach Hause kommen wird.

Er sieht sich als den Erschaffer des Grundes, der ein folgerichtiges Resultat ergibt. Aber wenn ein Jnani eine Ursache schafft, erwartet er nicht, dass ein ganz konkretes Ergebnis daraus entsteht.

Er hat immer die Wahl, einen ganzen Fächer möglicher Folgen, eine unendliche Vielfalt an wahrscheinlichen Varianten, und nur er kann entscheiden, welche Wirkung aus seiner Handlung entsteht.

Auch wenn es anderen Beobachtern, von der Seite betrachtet, so erscheint, dass der Körper des Jnanis nach Hause geht, impliziert das noch nicht, dass er selbst nach Hause kommt. Denn er existiert nicht außerhalb des Absoluten, deswegen geht er nirgendwohin, er ist in Untätigkeit, sein Geist befindet sich jenseits jeglicher Begrifflichkeit in einer Welt, deren Raum seine Mehrdimensionalität, seine Grenzen und seine Gestalt noch nicht angenommen hat.

In einer derartigen Welt kann das Universum in einen Samen Platz finden, und ein Staubkorn kann in seinem Inneren Systeme aus Milliarden Universen beinhalten.

Die Welt eines Menschen in Samsara basiert auf Gedanken, Logik und geregelten Doktrinen. Die Welt des Jnanis ist analog, paradox, irrational, keine Logik arbeitet in ihr, sie würde nur stören.

Alle großen Theorien der Welt, alle genialen Formen verschwinden wie Rauch, wenn sich ein Jnani im Zustand jenseits des Verstandes befindet, in dem es vorstellbar ist, dass Elefanten fliegen, eine Öllampe denkt, ein Stuhl tanzt, ein Affe Steine isst, Hasen mit Hörnern herumspazieren, Stumme singen, und man dem Kind einer unfruchtbaren Frau begegnen könnte.

In einer solchen Realität läuft ein Hase mit Hörnern auf dem Rücken einer haarigen Schildkröte auf einem Regenbogen, begegnet einem Frosch, der den Elefanten verschluckt, damit man einen König aus der Zukunft besiegt, der in einer Illusion lebt. Das ist die Welt der Paradoxien, die Welt des Schöpfers, Brahmas, der uralten Ahnen, der Beschützer der Welt, der Rishis und Kumaras sowie der Eltern der Menschheit, der Manus und Siddhas.

Wer in Samsara lebt, hält sich für den Handelnden und schreibt sich die Früchte seiner Handlungen zu. Ein Jnani hält sich nicht für den Handelnden, durch ihn spielt Sat-Cit-Ananda , und darin sieht ein Jnani keinen persönlichen Verdienst. Denn selbst die Existenz eines Jnanis als Person ist nur eine Illusion.

Die Welt eines Bewohners von Samsara erscheint linear, geordnet und eindeutig.

Die Welt eines Jnanis ist voller Wahrscheinlichkeiten, uneindeutig, in ihr herrscht Quantenunbestimmtheit. In dieser Dimension kann eine Eins auch Null sein oder egal welche Anzahl an Bedeutungen annehmen. In der Welt des Jnanis kann man über nichts eindeutig und kategorisch reden. In seiner Welt kann man über etwas nur sprechen im Rahmen dafür bestimmter Einschränkungen, Arten und Verhältnisse.

Die Samsarasbewohner sehen ihre gewohnte Welt als geographisch und topographisch konkretisiert an, als durch unabhängige lineare Objekte, Koordinaten und Größenangaben geordnet, deswegen erscheint ihnen das Universum als klare räumliche Struktur.

Für einen Jnani besteht außerhalb des Bewusstseins überhaupt kein Raum. Es gibt keine unabhängig existierende Geographie, keinen Topos der Welt. Alles Vorhandene geht aus dem Bewusstsein hervor, und da das Bewusstsein nicht gleichförmig ist, kann etwas Kurzes manchmal lang sein oder kann sich innerhalb eines kleinen Raumes etwas Großes verbergen. Lineare Strukturen und Ordnungen der äußeren Welt existieren für einen Jnani objektiv nicht, denn die Welt hängt vom Bewusstsein ab, und das Bewusstsein besitzt eine komplexe, ungeordnete Struktur.

Ein Jnani versteht, dass Entfernungen, Zeitintervalle, Größenmaße, Anordnungen von Welten, Gesetze und Konstanten beliebig sein können und nur durch die Kraft des Bewusstseins bestimmt werden und durch die schöpferische Kraft dessen, der den Topos der Welten determiniert.

Für einen samsarischen Bewohner existiert die Welt des Absoluten nicht, es gibt nur die menschliche Welt. Für einen Jnani ist alles das Absolute, dessen Atem durchdringt alles und alle.

Wenn ich von samsarischen Bewohnern spreche, verstehe ich darunter nicht unbedingt Menschen, die in weltliche Tätigkeit und Anhaftungen vertieft sind, sondern ich meine vor allem eine derartige Sichtweise, die durch die Unwissenheit und durch das Ego, das auf dem Verstand basiert, begrenzt ist.

Manchmal kann ein samsarischer Bewohner Zeichen spiritueller Zugehörigkeit zu irgendeiner Religion tragen, sehr belesen sein und heilige Schriften zitieren, theologische Debatten führen oder die Überlegenheit seiner Religion behaupten.

Aber ohne das Erfassen des Wesens des Ichs, das jenseits von Körper, Begrifflichkeit, Zeit und Raum steht, ohne das Zurückschneiden und Besänftigen des Egos, von Hoffnungen und Anhaftungen, und ohne das Erlangen der nondualistischen Bewusstheit wird ein solcher spirituell Suchender leider weiter ein samsarischer Bewohner bleiben.

Der sieht die Welt mit dem gewohnten, eingetrübten Blick einer unreinen Sichtweise, für ihn ist alles gewöhnlich, primitiv, konkret und materiell.

Ein Jnani sieht die Welt durch die Augen der reinen Sicht. Für ihn ist alles heilig, göttlich, jedes Lebewesen ist eine Gottheit, jeder Ton ein Mantra, jede Handlung ein göttliches Spiel, ein unbegreifliches, unglaubliches, verzauberndes Lila des Absoluten.

Selbsterforschung und Struktur des Bewusstseins eines Jnanis

„Ich bin weder die Freuden noch gehören mir diese an; auch nicht bin ich dieser Intellekt und die Sinnesorgane noch gehören diese mir an, denn sie sind leblos und ich selbst fühlend. Ich bin nicht der Verstand, welches die Wurzelursache dieses unwissenden Zyklus von Geburt und Tod ist. Ich bin weder diese Fähigkeit zur Unterscheidung noch der Ich-Sinn, denn dies sind nur Ideen, die im Verstand auftauchen. Was bleibt dann übrig? Was verbleibt, ist der fühlende Jiva. Jedoch ist dieser in die Subjekt-Objekt-Beziehung verstrickt. Was das Objekt der Erkenntnis oder des Verstehens ist, ist nicht das Selbst. Daher gebe ich das auf, was gekannt werden kann – das Objekt. Was nun noch verbleibt, ist das reine Bewusstsein frei vom Schatten des Zweifels. Ich bin das unendliche Selbst, denn es ist da keine Schranke für dieses Selbst.“

Yoga Vasishtha

Kap. 5.59, „Die Geschichte von Suraghu“

Der Geist von Menschen, die nicht zur Selbsterforschung hingeneigt sind, sondern sich völlig in Samsara verstrickt haben (Ajnanis) ist auf äußere Objekte gerichtet.

Wegen dieser Fixierung haben sie keine Möglichkeit, sich selbst zu erforschen. Im Ergebnis kennen sie sich nicht, ihr Bewusstsein ist sehr verwirrt und sie erleben ständig Schwierigkeiten, Verwirrung und Leid.

Für Menschen der gewöhnlichen Welt, die üblicherweise nur die äußere Welt untersuchen, existiert eine Untersuchung des eigenen Bewusstseins (Vichara) so gut wie nicht. Das Fehlen von Vichara ist jedoch der Hauptgrund für Unwissenheit, Wiedergeburt und Leid sämtlicher Wesen.

Ein Jnani startet mit der Selbsterforschung seines inneren Instruments (Antahkarana), seines subtilen Körpers.

Bei dieser Untersuchung stellt ein zukünftiger Jnani fest, dass sein subtiler Körper aus den folgenden Teilen besteht:

- Verstand (Manas)

- Intuitives Bewusstsein (Buddhi)

- Ich-Empfinden (Ahamkara)

- Gedächtnis, Aufbewahrung der Erinnerungen (Citta)

- Strom des Bewusstseins (Chaitanya)

Manas

Manas ist der Verstand, der mit Hilfe der Logik operiert. Manas schätzt ständig ein, urteilt, sucht aus, nimmt an und lehnt ab. Der Verstand selbst hat kein inneres Licht, er ist wie ein Werkzeug, das von Buddhi gehandhabt wird.

Seine Hauptfunktionen sind:

- Sankalpa: Wille und Absicht, auf Erwünschtes ausgerichtet, bei Ablehnung des Unerwünschten

- Vikalpa: Phantasie, Einbildung und Instabilität

- Manana: kontemplierende Selbstreflexion, Überlegen

Im Verstand eines Jnanis tobt während des Prozesses der meditativen Betrachtung und Selbsterforschung ein ständiger Kampf zwischen Sankalpa und Vikalpa, zwischen eigentlichem Wunsch und ablenkenden Träumereien. Gewinnt Sankalpa, folgt der Verstand seinen Vorsätzen, gewinnt Vikalpa, versinkt er in Phantasien und Ablenkungen.

Buddhi

Buddhi ist die höhere Intelligenz, das intuitive Unterscheidungsbewusstsein, das den Verstand reguliert. Buddhi erarbeitet die Strategie des Lebens, seine Werte und Ziele und gibt seinem Diener Manas Befehle.

Unterscheidungsvermögen und unterscheidende Weisheit, die beide Buddhi zu eigen sind, stellen das Schwert in den Händen des Jnanis dar. Versucht die Unwissenheit, seinen Verstand zu verwirren, schwingt der Jnani dieses Schwert und trennt die Unwissenheit vom reinen Bewusstsein ab. Diese Unterscheidung erlaubt es, den reinen Raum des einem Spiegel gleichenden Bewusstseins, von allem zu trennen, was dies nicht ist – also vom Verstand, von den äußeren Objekte und von anderen derartigen Widerspiegelungen.

Seine Haupteigenschaften sind:

- Unterscheidung (Viveka), also die Fähigkeit, das Wirkliche und das Unwirkliche voneinander zu trennen

- Leidenschaftslosigkeit (Vairagya), die Entsagung und die Kontrolle der Gefühle

- Zufriedenheit (Santosha), die Besänftigung des Verstandes, eine aus dem eigenen Inneren hervorgehende Harmonie, Selbstgenügsamkeit, das Vollständig-Sein

- Ruhe (Shanti), innerer Frieden, Ruhe, Freude

- Geduld (Kshama), Demut, das Annehmen dessen, was geschieht

Ego

Das Ego (Ahamkara) gleicht einem Klebestoff, der alle Teile des Bewusstseins zu einer einmaligen Individualität zusammenbringt, die ein Gefühl ihrer eigenen Wertigkeit besitzt.

Seine Hauptfunktionen sind Stolz, Egoismus und Überheblichkeit, die auf dem Gefühl der eigenen Wichtigkeit basieren (Abhimana), auf dem Gefühl, etwas zu besitzen, sich anzueignen und auf dem Empfinden „das ist meines“ in Bezug auf Körper, Emotionen und Gedanken, die so als die eigenen erlebt werden (Madiya).

Dazu kommt das Gefühl, Glück und Unglück würden einem selbst gehören, die eigenen sein (mama-sukha, mama-dukha). Man empfindet „das ist meines“ und den Wunsch, was einem gefällt nur für sich zu haben (mama-idam).

Die Heiligen charakterisieren das Ego als einen starken Geist, der – solange er nicht besänftigt ist – nur Leid hervorbringt, indem er den Menschen anleitet, Buddhi zu unterdrücken und das Bewusstsein zu verengen. Deswegen ist es unerlässlich, das Ego mit Praktiken wie der Achtsamkeit, der Selbsterforschung, der Hingabe, des Dienstes, der Demut und der Selbstaufgabe zu beschäftigen, solange es sich nicht gereinigt hat und noch nicht zu einem reinen, gehorsamen und folgsamen Instrument eines Jnanis geworden ist.

Ein solches Ego ist eine große Errungenschaft auf dem Weg des Jnanas, es ist eine reine Form des Sattva , es ist fähig, den Willen von Buddhi und das Licht und den Glanz des Atman hindurchzuleiten.

Citta

Citta, die Aufbewahrung der unbewussten Erinnerungen, gleicht einem großen persönlichen Archiv, in dem Aufzeichnungen aller Erlebnisse und mentaler Abdrücke (Samskaras) aufbewahrt werden. Genau diese Abdrücke bestimmen den Ort der zukünftigen Geburt, den Charakter, das Schicksal sowie Motivation, Inhalte, Werte und Ziele eines Menschen, sie bewegen ihn zum Handeln und formen verschiedene Eigenschaften. Ein Mensch ist das, an was er sich über sich selbst erinnert.

Sein Gedächtnis formiert sich auf der Grundlage der Erinnerungen aus der Vergangenheit und nimmt dann die Form der zukünftigen Tendenzen an.

Ein Jnani dringt in das Citta ein, sucht und analysiert Abdrücke und Aufzeichnungen und kann auf diese Weise seine innere Realität selbst formen. Indem er seine Erinnerungen und Abdrücke (Samskaras) reinigt, verändert er sein Schicksal. Er versteht, dass man zum Designer seiner Vergangenheit und seiner Zukunft werden kann, wenn man in der Lage ist, die Erinnerungen zu verändern, denn alles ist lediglich Ausdruck des Bewusstseins, nichts existiert wirklich.

Die Erinnerungen gleichen den Fotos in einem Album, bei dem die Fotos das Schicksal der abgebildeten Person bestimmen. Diese Fotos entsprechen den angesammelten Eindrücken, die man beliebig transformieren und löschen kann. Steigt man in die Tiefe des Citta hinab, also in die aufbewahrten persönlichen Aufzeichnungen, um die in dieser astralen Chronik angesammelten Eindrücke zu verändern – so wie bei Fotos im Album –, dann ändert sich auch das Schicksal der Person, in der Vergangenheit wie in der Zukunft.

Die Haupteigenschaften des Cittas sind:

- Smriti (Gedächtnis): die Ansammlung der Erinnerungen, ihre Aufbewahrung, der Überblick darüber, die Auswahl und Anwendung als Lebenserfahrung,

- Dhriti (Verfestigung, Stabilität): die Unerschütterlichkeit des Bewusstseins, das die Eindrücke erlebt.

Chaitanya

Chaitanya ist der Strom des sich selbst bewussten, sich selbst reflektierenden und durch nichts begrenzten Bewusstseins. Es umfasst die eigene innere Selbstreflexion und Selbstorganisation. Der Strom des Bewusstseins eines Jnanis hat keine Grenzen, er hat kein Zentrum, er durchdringt alles im Universum, es gibt nichts, was er nicht erreichen könnte. Alle Wünsche (Sankalpas) und Kräfte des Universums liegen in ihm als subtile Samen, die sich in dem Moment zum Ausdruck bringen können, wenn das Licht auf sie fällt.

Seine Funktionen bringen sich zum Ausdruck als:

- Vimarsha: Selbstreflexion, Überlegungen, Analyse, Synthese, Verallgemeinerung der Eindrücke der Sinnesorgane, Regulation der Gedankenströme

- Chintana: Bewusstheit, Widerspiegelung des Lichts des Atmans; die Fähigkeit, die meditative Bewusstheit auf die Weite des Himmels auszudehnen, während Verstand und mentale Prozesse stillstehen

- Shilana: das innere tiefe Gute, jene Selbstorganisation, die dem höchsten Ich zu eigen ist

- Nisprihatva: Unvoreingenommenheit; sich in einem Zustand befinden, in dem man nicht auswählt und demzufolge keine Wertungen und Meinungen entstehen

- Dhairya: Unerschütterlichkeit, Angstlosigkeit; und als Folge davon das Kennen der natürlichen Bewusstheit, eines Bewusstseins wie der Raum, ewig, unendlich, allgegenwärtig und alldurchdringend

Wenn der zukünftiger Jnani mit Hilfe seiner Unterscheidungsfähigkeit die Struktur des eigenen subtilen Körpers klärt und seine Funktionen versteht, vergeht seine innere Verwirrung.

Die innere Welt eines Jnanis

Kapitel 7

Illusion

„Der Herr kann nur dann erkannt werden, wenn man fest im Verstehen der Unwirklichkeit des Universums verankert ist, wie auch die Bläue des Himmels als unwirklich verstanden wird.“

„Der höchste Herr wird nur dann erkannt, wenn die Welt als gänzlich inexistent erkannt wird.“

Yoga Vasishtha

Kap. 3.7, „Über die Weltentstehung“

Mit der Betrachtung der Welt als Traum, als Illusion, befasste ich mich zusammen mit der Praxis der Selbsterforschung, des „Wer bin Ich“, zehn Jahre lang ununterbrochen und zielgerichtet. Jetzt setzt sich diese Sicht natürlich fort, obwohl sie meine Wahrnehmung nicht dominiert.

Ich sehe die Welt als Traum, als Illusion. Das sind nicht nur Worte. Ich kenne das als mein Wesen. Ich erlebe es, ich fühle es, ich verstehe es. In jedem Moment meines Lebens erinnere ich mich daran, mit jeder Einatmung, mit jeder Bewegung der Augen. Ich bin bereit, alles zu vergessen, nur das nicht.

Dieser Untersuchung widmete ich die dreißig besten Jahre meines Lebens und bedauere das keine Sekunde lang – im Gegenteil, diese Suche hält in jeder Sekunde an und schenkt mir die größtmögliche Inspiration.

Ich habe für diese Suche die alten Werte und Anschauungen hinter mir gelassen, die Welt, die Familie, das Haus, die Arbeit, die übliche Lebenswiese und alles, was mir als einem Menschen der gewöhnlichen Welt lieb und teuer war, und wurde zum wandernden Sadhu.

Ich habe mich restlos weggegeben, um es zu erfahren. Und ich habe es erfahren. Die Welt ist eine Illusion, mit nichts darin – wirklich. Leider für das Ego und zum Glück für das Ich!

Was fühlen Sie, wenn sie diese Worte lesen? Erwarten Sie vielleicht eine Lehrstunde in der Philosophie des Idealismus oder des kritischen Solipsismus ?

Nein.

Es geht um ein großes, für den Verstand schreckliches, göttliches Geheimnis, von dem Kälte und Einsamkeit ausgehen, einen Abgrund, ein Geheimnis, das alle Ihre Vorstellungen über das Leben und die Welt, in der Sie leben, auf den Kopf stellt.

Wenn Sie dieses Geheimnis berühren, brennt es wie Feuer, verbrennt alles in Ihnen zu Asche oder lässt es an der universellen Kälte sterben und macht Sie zu einem Menschen des Geistes. Oder es erschrickt Sie zu Tode, raubt Ihnen den Willen und die Freude am Dasein, zwingt Sie zum Rückzug, lässt Sie zittern und in Ihre gemütliche kleine Welt der gewohnten Träume und menschliche Illusionen zurückweichen, wo alles vertraut, bequem und – am wichtigsten – real ist.

Unsere Pläne, unsere Kindheit, unsere Liebe, unsere Ängste, unser Leben, unsere Kultur, unsere Erfolge, politische Nachrichten, unsere Familie, unsere Vergangenheit, unsere Geschichte, unsere Freundschaft, unsere Wissenschaft, unsere Zeitrechnung, unser Weltbild, unsere Sünden, unsere Gesetze der Physik, der Zeit und des Raumes, unsere Himmel und Höllen, sie alle sind Illusionen wie ein Traum, ein Spielfilm, ein Theater, sie sind ein Spiel der Phantasie.

Wie fühlt es sich für Sie an, darüber nachzudenken?

Dies alles erschafft unser Ich jede Sekunde, aus freien Stücken, mit der Kraft der gewöhnlichen Tendenzen.

Es gibt unendlich viele Tunnel der Realität mit einer unendlichen Anzahl an Varianten des Universums. Einige sind fern von uns. Andere sind uns näher. Wir gleiten und kriechen durch diese Varianten wie ein Wurm, der sich in einem Apfel einen Weg bahnt. Jede Wendung unseres Bewusstseins bringt uns näher an einige Varianten heran und entfernt uns von anderen. Aber sie alle sind nicht real.

Menschen, Katzen und Hunde – das ist das Brahman in den Körpern der Menschen, Katzen und Hunde, die nur seine Kostüme sind. Vögel, Hirsche, Fische – das ist alles das Brahman, das sich so kostümiert.

Gedanken, Freunde, Verwandte, Vermögen, Himmelsbewohner, Geister, Wesen der niederen Welten, Dämonen sollen Sie nicht verwirren, denn es ist alles nicht das, was wir denken – es ist das Absolute, das sich als Freunde, Verwandte, Himmelsbewohner, Geister, Dämonen und so weiter verkleidet.

Es gibt nichts außer dem Absoluten. Alle Formen sind sein Spiel und dem Wesen nach Illusion.

Aber wie hilft mir das im Leben?

Ich antworte: den illusionären Charakter der Welt anzuerkennen, bedeutet, seine Unwissenheit und sich selbst herauszufordern.

Das ist der erste Schritt zur Freiheit. Aber nicht der letzte.

Das Wissen, dass die Welt illusorisch ist, befreit Sie von der Macht der Inhalte dieser illusionären Äußerlichkeiten sowie der auf ihnen basierenden Werte, Ziele und Handlungen.

Und das ist, glauben Sie mir, sehr wertvoll.

Wenn Sie verstehen, dass die Welt eine Illusion ist, stützen Sie sich auf nichts mehr und auf niemanden, außer auf Ihr eigenes Ich. Sie übernehmen zum ersten Mal die Verantwortung für Ihr Leben, auch wenn es Sie zunächst erschreckt.

Jetzt wird Sie nämlich auch nichts und niemand mehr trösten, unterstützen, aber eben auch keine falschen Hoffnungen geben, falsche Ängste erwecken, Sie mit falschen Inhalten und Werten verzaubern. Das ganze Universum ist eine große Illusion und real sind nur Sie selbst.

Aber Sie selbst sind nicht der, für den Sie sich halten.

Sie sind das Absolute, das Über-Sein, das Überbewusstsein, die extreme Glückseligkeit. Sie sind alleine, es gibt niemanden außer Ihnen, aber Sie sind nicht die kleine Person, für die Sie sich halten.

Wenn Sie die Illusionshaftigkeit der Welt verstehen, werden Sie natürlich nicht von Hunger, Kälte, Durst und so weiter frei. All dies wird weiterhin auf Ihren Körper Einfluss ausüben. Aber Ihr Verstand wird frei von dem unreifen Glauben an die Wirklichkeit dieser Welt. Sie werden sich dessen bewusst, dass die Welt aus Ihnen ausgeht, jeden Moment erschaffen wird, von Ihnen, von Ihren Gedanken, von Ihren Auswahlentscheidungen in jeder Sekunde, selbst von minimalen Beschlüssen und Willensäußerungen.

Das ist der erste Schritt zur Verwaltung der Realität.

Nur indem Sie den illusionären Charakter dieser Welt erkennen, bekommen Sie Macht über die Realität, nehmen die Steuerung Ihres Schicksals und Lebens selbst in die Hand. Wer das nicht versteht, kann ein Leben nicht steuern. Das Leben und das Schicksal werden Sie verwalten, oder einfacher gesagt, sie werden Sie tragen, wie kleine Holzstücke auf dem starken und schnellen Fluss der Zeit.

Das Geheimnis

„Wie groß ist doch dieses rätselhafte Wunderwerk, dass das höchste Ich, welches reine Bewusstsein oder Intelligenz ist, auf seltsame Weise seine eigene Natur zu vergessen scheint und sich selbst als Jiva, individuelle Seele, betrachtet“.

Yoga Vasishtha

Kap. 6.1.40, „Deva Puja“

Wenn Sie wenigstens ein wenig, auch nur für eine Sekunde, die Natur der Realität berühren, gelangt ein Geheimnis in Ihr Herz.

Die Majestät des göttlichen Mysteriums.

Wohnt das Geheimnis noch nicht bei Ihnen, dann bedeutet dies, dass Sie die Realität noch nicht mal mit der Spitze des kleinen Fingers angetastet haben, sondern das noch vor Ihnen liegt. Wer mit diesem Geheimnis der Realität in Verbindung kommt, verändert sich für immer, denn dieses Mysterium entwertet alles Kleine, Dumme, Gewöhnliche, Alltägliche und Menschliche im Menschen und macht ihn zum Menschen auf dem Weg, zum Sadhu.

Wenn der Mensch auf diesem Weg nicht zurückschreckt, nicht wegläuft, das Geheimnis nicht verrät, seinen Kopf nicht wie im Rausch verliert, dann bleibt das Geheimnis für immer in seinem Herzen und verlässt ihn nicht.

Zuerst lehrt es ihn von außen. Es wird zum Fixstern, zum wegweisenden Licht seines Lebens. Es wird ihn inspirieren und voranbringen, ihm Kraft verleihen und Illusionen rücksichtlos abschneiden. Das Mysterium wird zum Ziel des Lebens, zum Weg und zur Frucht.

Es wird zu seinem Schatten, zu seiner Leidenschaft, die ihn in die Weite führt, so wie ein Regenbogen.

Das Geheimnis wird alles Alltägliche, Weltliche, Gewöhnliche und Triviale aus Ihnen herausbrennen. Ist es einmal in Sie hineingegangen, wird es Sie nicht mehr verlassen, es wird Sie für immer verändern.

Die Majestät des göttlichen Mysteriums.

Der Mensch auf diesem Weg ist ein unbegreifliches Geheimnis. Seine Art zu leben, seine Gedanken, seine Handlungen, alles ist an ihm ist ein Geheimnis, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so erscheint. Dieses Geheimnis liegt nicht im Äußeren, sondern im Inneren.

Dieses Geheimnis wird für immer seine Beziehung zur Welt, zu anderen Menschen und auch sich selbst gegenüber verändern.

Was Sie auch tun, wen Sie auch lieben, dieses Geheimnis wird immer stillschweigend dazwischen stehen. Und Sie werden verstehen, dass es nun wichtiger ist als alles andere.

Denn das Geheimnis ist Gott.

Der Mensch auf diesem Weg hat keine gewöhnlichen Interessen, Ziele, Passionen oder Anhaftungen, er hat sein Geheimnis.

Der Mensch auf diesem Wege hat keine Freunde, Feinde, Verwandten oder Geliebten, er hat sein Geheimnis. Der Mensch des Weges hat keine Emotionen an sich, keine Wertungen, Ideen oder Meinungen, er hat sein Geheimnis.

Außerhalb des Verstandes

„Nur wenn einer die Wurzel des Gemüts mit der Waffe des Nicht-Konzeptualisierens durchtrennt, kann er das absolute Brahman erlangen, welches allgegenwärtiger höchster Friede ist. Die Konzeptualisierung oder Einbildung ist die Quelle von Irrtum und Leid; und man kann sie leicht durch Selbsterkenntnis loszuwerden.“

Yoga Vasishtha

Kap. 3.111, „Die Geschichte von Lavana“

Der Verstand gibt dem Menschen Klarheit, Schutz und Struktur, hilft ihm, während des Evolutionskampfes zu überleben, nimmt ihm aber das Wertvollste weg, das Erleben des Magischen und des Paradoxen dieser Welt, das Empfinden von Ewigkeit und Unendlichkeit.

Das ist ein sehr hoher Preis für seine Benutzung. Deswegen sind alle Menschen von ihrem Verstand versklavt. Nur ein Jnani weiß, wie er den Verstand benutzen kann, ohne sich von ihm unterwerfen zu lassen.

Der Jnani in mir sagt: „Ich bin kein Mensch des Verstandes, ich bin ein Jnani.“ Das bedeutet, jenseits der Logik zu sein, jenseits von Schablonen, jenseits jeglicher Regeln, Schemen, Traditionen, Dogmen, Postulaten und Gesetzen der Existenz.

Es ist jedoch nicht so, als würde ich sie hassen oder mit ihnen kämpfen. Ich befinde mich jenseits von ihnen, so wie die Sonne jenseits der menschlichen Geschichte voller Kriege, Naturkatastrophen, Widersprüche und Zusammenstöße steht.

Als eins mit dem Absoluten ist der Jnani sich selbst Regel, Standard, Quelle der Tradition, Schöpfer der Dogmen, Erschaffer der Postulate. Er ist sein eigenes Gesetz des Daseins, genau in dem Maße, wie er sich mit dem Absoluten identifiziert.

Alle Inhalte, Werte und Handlungen der Menschheit hängen vom Verstand ab, werden von ihm gesteuert, gehen aus dem Verstand hervor und basieren auf der Logik, den Begriffen und Gesetzen des Verstandes.

Ein Jnani hingegen lebt im Sein jenseits des Verstandes. Er ist nicht logisch, sondern irrational: erschreckend und bis zum Wahn unlogisch, nicht rational bis zur Lachhaftigkeit. Er sieht die Welt als ein nicht endendes Theaterstück des Absurden an, als ein Happening, als surreales Schauspiel ohne Inhalt und Ziel.

Da ist einfach nur ein Spiel, und er beobachtet es lediglich, um manchmal mitzuspielen, wie ein alter Mann, der auch mal mit den Kindern zusammenspielen will.

Die menschliche Wahrnehmung, die auf mentalen Überlegungen, Begriffen und Bewertungen basiert, ist dem Jnani nicht fremd, denn er ist selbst als Mensch geboren, er kennt sie gut und kann sie benutzen, wann immer er will, aber er hält sie für ein kindliches Spiel, eine Illusion, weil sie vom Verstand herkommt.

Und der Verstand ist ein Traum des Bewusstseins und auch eine Zelle im Gefängnis der Unwissenheit. Denn genau dieser Verstand zwingt uns, unsere unendliche Natur zu vergessen und zu leiden.

Der Verstand verbirgt das Licht der inneren Sonne vor uns. Er läßt uns dem Zauber falscher Inhalte verfallen, falschen Werten und Lebenszielen.

Für einen Jnani, der in sich den Raum der Freiheit jenseits des Verstandes erschlossen hat, ist so etwas unzulässig.

Ein Jnani ist bereit, vieles zu opfern, aber nie die innere Freiheit, die Freiheit von den Begrifflichkeiten des Verstandes, von dessen Konzepten.

Alle menschlichen, dualistischen Gespräche, Gedanken, Ziele, Werte stellen für ihn nicht mehr dar als ein Spiel der Illusionen im Spiegel des Geistes, als ein bedeutungsloser Traum, ein Theater des Absurden.

Sie haben nur Sinn als Spiel, nicht aber als Realität. Ein Jnani erkennt den Verstand sowie dessen Realität und Begriffe nur im Kontext des Spiels an. Dem Verstand jedoch Wirklichkeit und Echtheit zuzuschreiben, würde bedeuten, Jnana zu verlieren, und das kann sich ein Jnani nicht erlauben.

Ein Jnani gelangt jenseits von Verstand, Konzepte, Logik und Rationalität, er findet die Ewigkeit. Und die Unendlichkeit. Er nimmt wahr, dass Ewigkeit und Unendlichkeit immer bestanden, aber der Verstand sie vor ihm versteckt hatte, so wie ein Augenlid, obwohl es so klein ist, den weiten Himmel oder die Sonne vor den Augen verstecken kann.

Jenseits ist der Jnani, jenseits von Gedanken, Worten, Beschreibungen, Bestimmungen, Standards und Normen, jenseits von kulturellen und spirituellen Traditionen.

Auf ihn wirkt all das wie das Sprechen eines Wahnsinnigen, eines Schlafenden im Traum. Worte drücken seinen Zustand nicht aus und Logik verhüllt seinen Zustand. Dieser ist unbegreiflich. Er ist nicht ausdrückbar. Der Verstand ist hier tatsächlich überflüssig. Das ist … Und das ist alles.

Verstandesmenschen halten sich selbst für klug, aber für einen Jnani sind sie wie Wahnsinnige, die sich vergessen, oder Blinde, die sich verlaufen haben.

Umgekehrt wirkt ein Jnani, der außerhalb des Verstandes lebt, auf andere Menschen unverständlich, denn er ist der einzige Vernünftige in der ganzen Welt. Selbst Wissenschaftler und Philosophen, die Traktate über das Vedanta schreiben, verfügen nicht über wirkliches Wissen. Wissen hat nur ein Jnani.

Er denkt nicht an die Realität und spricht nicht über sie. Er ist Realität. Verstand und Worte spielen dabei keine Rolle. Er kann logisch und überzeugend reden. Er kann schweigen, beten, mit Gott sprechen, Blödsinn reden, lügen, elegante logische Debatten wie ein Wissenschaftler führen, sich als Anhänger von Logik, Philosophie und Tradition positionieren, sich wie ein Wahnsinniger benehmen, aber all das ist nur ein Spiel.

All nichts davon hat irgendeine Bedeutung für einen Jnani. Denn dies alles kommt vom Verstand. Und dieser Verstand ist lediglich ein Traum des Bewusstseins im Netz aus Unwissenheit.

Ein Jnani weiß: Nichts kann man ausdrücken. Nichts kann man sagen. Es gibt nichts Echtes. Es gibt auch nichts Unechtes. Es gibt überhaupt nichts. Es gibt überhaupt niemanden. Es gibt keinen, dem man wenigstens ein Wort sagen könnte. Das sind alles Träume, Illusionen, falsche Widerspiegelungen im Spiegel des Bewusstseins. Aber sie kommen auf wundersame Art grenzenlos zum Ausdruck.

Jnanis, die das verstehen, beteiligen sich an den Spielen der göttlichen Narren, der Avadhutas. Einige wirken wie gewöhnliche, logikgläubige Menschen, andere wie Wissenschaftler oder Philosophen, manche wie Königen, noch andere wie Arme.

Aber das Äußere, die Worte und die Handlungen eines Jnanis sollen die anderen nicht täuschen. Der Jnani selbst steht außerhalb von alldem. Der Jnani befindet sich jenseits des Verstandes.

Ein Jnani ruft den Menschen zu: „Halten Sie das nicht für eine Nebensächlichkeit! Suchen Sie das eine Bewusstsein jenseits des Verstandes und Sie werden Gott finden! Suchen Sie Gott jenseits des Verstandes, denn das ist der direkteste Weg!“

Alle Menschen suchen Gott, machen sich mit Hilfe von Worten, Begriffen und Konzepten ein Bild von Ihm, sie schließen Ihn ein in ihre Theorien, Namen und Formen.

Ein Jnani hingegen sucht nicht nach einem solchen Gott, wie ihn alle anderen Menschen suchen. Gott als Resultat von Verstand und Konzepten muss für den Jnani eine banale Illusion bleiben. Sein Gott ist jenseits von Worten und Begriffen. Er glaubt nicht an das Wort Gottes, an Theorien über Gott, an einen Namen Gottes und an eine Form Gottes, er lehnt sie aber auch nicht ab, weil eine solche Ablehnung indirekt bereits eine Anerkennung der Wichtigkeit des Abzulehnenden bedeuten würde.

Er sieht in ihnen Widerspiegelungen, illusorische Abbilder, Surrogate, Symbole Gottes, nicht mehr. Sein Gott ist nicht der Verstand. Sein Gott ist die Bewusstheit jenseits des Verstandes, das Sein jenseits der Begriffe, vor den Worten, vor der Geburt des Geistes, vor der Zeit, vor der Schöpfung.

Wie lebt ein Jnani jenseits des Verstandes?

Er handelt und denkt nicht, er verweilt jenseits des Verstandes.

Er schaut nicht, er sieht. Er denkt nicht, er ist bewusst.

Er befindet sich stets jenseits der Widerspiegelungen des Verstandes im Spiegel der reinen Bewusstheit.

Das Bewusstsein gleicht einem Spiegel, die Gedanken und Begriffe gleichen den Widerspiegelungen darin. Alle Menschen lassen sich von den Reflexionen im Spiegel verzaubern und halten sie für die Realität. Und nur der Jnani ist in der Lage, den Spiegel selbst zu sehen, seine transparente Oberfläche, die alle Widerspiegelungen beinhaltet. Sämtliche Reflexionen sind für ihn nicht real, wirklich ist nur der Spiegel selbst.

Ein Jnani kann schweigen, reden, auch wahnsinniges Zeug, aber um sein Wissen beneiden ihn die besten Gelehrten und Weisen.

Er kann wie ein Mensch der Welt, wie ein seltsamer Philosoph, ein Händler oder ein Clown sprechen, aber sein Bewusstsein erreicht beliebige Ziele. Er kann unlogisch erscheinen, aber nach seinem Geheiß können sich die Gesetze des Universums verändern.

Für Menschen im Samsara existieren niedrig und hoch, angenehm und schlecht; für einen Jnani gibt es solche Begriffe jedoch nicht, sein Verstand ist frei und grenzenlos wie der Himmel. Für einen durch seinen Verstand begrenzten Schlafenden gibt es ich und du, Wahrheit und Lüge, dies und das, gut und böse, für den Jnani existieren solche Begriffe nicht, er befindet sich immer im Ozean des reinen Zustandes des Bewusstseins.

Er lacht nur gutmütig über menschliche Versuche, die absolute Realität zu begreifen, zu verstehen, zu beschreiben und sie sich mit Hilfe der Begriffe des Verstandes unterzuordnen.

Das Licht einer Lampe kann die Sonne nicht erhellen, eine Ameise kann den Berg nicht wegschieben, eine Mücke kann Garuda, den König der Vögel, nicht besiegen.

Logik, Ethik, Moral, Philosophie, Geschichte, die unzähligen Wissenschaften – sie alle gehören zum Verstand. Das ist Samsara, eine Form der Unwissenheit. Ein Jnani ist frei davon, er lebt glücklich jenseits des Verstandes, er hat etwas von einem Kind. Keine Regeln, Worte, Theorien und Begriffe des Verstandes können einen Jnani beherrschen, denn er nimmt die Welt mit den Augen des Samadhis wahr. Deswegen ist der Jnani Schöpfer und Herr der Realität. Denn er und die Realität sind eins.

„Ich bin Brahman“

Das Lebensgefühl eines Jnanis

„Daher, da du nun erwacht bist, erkläre ich dir die Wahrheit. Du bist Brahman, ich bin Brahman, das gesamte Universum ist Brahman. Was auch immer du tust – realisiere stets diese Wahrheit.“

Yoga Vasishtha

Kap. 6.1.49, „Die Geschichte vom Fels“

Es ist schwer zu beschreiben, wie sich ein Jnani fühlt, und dieses Empfinden jemandem wiederzugeben, der kein Jnani ist. Obwohl ein Jnani einen menschlichen Körper hat, ist dies nur die äußere Sicht, sein Geist ist mit dem Absoluten identifiziert, dem höchsten Sein, das Sat-Cit-Ananda ist.

Ein Jnani fühlt sich als das Absolute. Er ist Zentrum der Schöpfung, aus sich selbst heraus existent, ewig, unergründlich, unendlich, allgegenwärtig, allesdurchdringend, allwissend, allmächtig. Er ist höchster Zustand, höchster Geist, aus sich selbst heraus existierende Leerheit. Er ist durch nichts beeinträchtigt, sondern ganz natürlich vollkommen und rein. Er befindet sich in vollständiger Freiheit und unendlicher Glückseligkeit. Er ist Brahman im Körper, er selbst ist Alles.

Die Tatsache, einen menschlichen Körper zu haben, bedeutet, dass der Jnani, obwohl er das Absolute ist, diesen menschlichen Körper verwendet, sich als Schöpfer, Besitzer und Nutzer in ihm befindet. Den Körper eines Menschen so als das Absolute einzusetzen oder ein Mensch der gewöhnlichen Welt zu sein – das sind ganz verschiedene Dinge.

Ein Mensch in der gewöhnlichen Welt ist konditioniert durch seine Umgebung, durch den Körper, den Verstand, das Ego und seine Sichtweise. Ein Jnani ist dadurch nicht bedingt. Ein Jnani erkennt sich in der Tiefe der Seele als Brahman, er zweifelt keine Sekunde daran. Er ist rein, leuchtend, prachtvoll, frei von Eigenschaften, ewig und voller Licht. Er gleicht dem Raum ohne Eigenschaften, Grenzen und Zentrum.

Ein Jnani fühlt sich als Gott, aber ohne die Begriffe Ich und „Gott“. Er ist sich seiner selbst als höchste Quelle bewusst, ohne einen Begriff über die höchste Quelle zu haben.

Ein Jnani ist das Zentrum seiner Welt, deren Wurzel, Grundlage, der Grund alles Seins, die Quelle aller Inhalte. Ein Jnani ist Quelle von Zeit, Raum, kosmischen Kräften und Elementen. Im Jnani existieren Universen, in denen Devas, Asuras, Menschen, Geister und Dämonen leben. In ihm bestehen Tausende Berge Meru, Millionen reiner Länder, Paradiese, in denen Himmelsbewohner leben, und andere Welten.

Der Jnani ist in jedem Atom, in jedem Staubkorn in diesem und in anderen Universen, in jeder Millisekunde an Zeit, in jedem Stern, in jedem Grashalm, Vogel, Insekt, Baum, Menschen, Geist und göttlichem Wesen.

Es gibt nichts, was einem Jnani nicht bekannt wäre, obwohl dieses Wissen sich nicht auf die Nebensächlichkeiten des menschlichen Lebens erstreckt.

Es gibt kein Wesen, mit dem ein Jnani nicht eins wäre. Es gibt keinen Platz im Universum, der nicht Teil seines Ichs wäre. Sein Ich ist ewig, voller Glück und Freiheit, unzerstörbar, unendlich, unbegrenzt, unbeschreiblich, unbestimmt, wie ein unfassbar subtiler Raum.

So lebt und empfindet sich ein Jnani:

Ich bin rein und vollkommen, durch nichts beeinträchtigt, kein Schmutz kann mich berühren.

Ich bin Brahman, ich und Brahman sind eins. Es gibt nur Brahman. Er und ich sind eins, es gibt keinen Gedanken über die Einheit.

Alles ist eines.

Einer.

Eines.

Ich.

Alles ist das Absolute.

Es gibt nur das Absolute.

Das Absolute ist mein Ich.

Das Absolute ist.

Absolut.

Absolutes Sein.

Ich bin das Absolute.

Das Absolute ist.

Absolut.

Ich bin das Absolute.

Ich bin.

Ist.

Ich.



Ich bin. Spirituelle Alchemie des Inneren Universums

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