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der großen Schöpfergottheit
LAYA YOGA

DAS LEUCHTEN DER KOSTBAREN GEHEIMNISSE

laya.jpg

PRAJNA



Vorwort von Swami Vishnudevananda Giri


Die Lehre des Laya Yoga ist eine mystische Offenbarung, die von den Göttern der Sphäre von Brahmaloka aus der Sarasvati-Familie stammt. Diese Götter wiederum erhielten es von den fünf großen Rishis, welche die fünf selbstgeborenen Weisheiten der ursprünglichen Existenz verkörperten.

Der Legende nach wurde dieses Wissen durch den Gott Shuddha Dharma an den Siddha Anama weitergegeben und hat sich bis heute fast unverändert erhalten, dank der Kontinuität einer besonderen Tradition mündlicher Unterweisungen der Kategorie „Upadesha“, die vom Lehrer zum Schüler übermittelt wurden.

Die Lehre des Laya Yoga über die Kontemplation des inneren Lichts und Klangs (Jyoti Yoga und Nada Yoga ) ist ein sorgfältig gehüteter Schatz, der nur wirklichen Meistern der Meditation zugänglich ist. Sie gehört zu den „geheimsten Mysterien“, Schlüssellehren in der Praxis der alten Tradition der Siddhas und Avadhutas, von denen der bedeutendste der Avadhuta Dattatreya ist, der Herr der Yogis, der unsterblich ist und den großen Übergang in den Lichtkörper verwirklichte.

Mit diesen unschätzbaren Unterweisungen ist ein mit höchsten Qualitäten ausgestatteter Yogi in der Lage, einen echten Durchbruch zu schaffen, um innerhalb eines Lebens absolute Freiheit zu erlangen.


OM


Vorwort des Herausgebers


Es gibt viele Wege zur Befreiung und Transformation des Bewusstseins. Die meisten Menschen folgen lang geprüften Traditionen verschiedener Yogas. Die klassischen und auch populärsten von ihnen sind Jnana, Bhakti, Raja und Kundalini Yoga. Dies sind die traditionellen Wege des Wissens, der Hingabe an das Göttliche, der Disziplin und Askese, der Meditation und der Arbeit mit den inneren Energien.

Einige Menschen verschreiben sich einem Weg und versuchen, ihn möglichst lange und intensiv zu gehen. Andere kombinieren die Wege, was in der Regel am sinnvollsten und für die spirituelle Entwicklung am besten ist.

Die Lehre des Laya Yogas kennt – ähnlich der tantrischen Systematik – die Einteilung eines Yogas in drei Abschnitte: die Grundlage, den Weg oder Prozess und die Frucht.

Grundlage von Laya Yogas ist die Philosophie des Advaita, die in den Schriften von Shankara und in den Upanishaden des Kanons Muktika dargelegt wird, sowie die Philosophie des Shivaismus und die Lehre von Dattatreya (Siddha-Tradition).

Diese Grundlage ist unser göttliches Potenzial; das ist der Zustand der Erleuchtung, den die Heiligen realisierten und der in vielen heiligen Schriften beschrieben wird. Die Grundlage ist das, was in uns von Anfang an existiert, was wir aber wegen des Schleiers der Unwissenheit nicht bemerken, unsere göttliche Natur. Deswegen brauchen wir einen Weg.

Der Weg des Laya Yogas wird in drei Begriffen beschrieben: die Ansicht bzw. Sichtweise (Jnana), die Meditation (Dhyana), das Verhalten oder die Handlung (Kriya).

Die Sichtweise ist das, was der Lehrer dem Schüler weitergibt. Dabei geht es nicht nur um Philosophie, obwohl die Sichtweise auch sie beinhaltet, sondern noch mehr um das Erleben des Zustandes, aus dem der Meister die Welt und die Ereignisse darin sieht. Das wird ebenfalls reine Sicht (Divya-Drishti) oder einziger Geschmack (Samarasya) genannt.

Der Weg der Meditation beinhaltet viele Methoden der Arbeit mit dem Verstand und der Energie. Die berühmteste Methode ist Atma-Vichara (Selbstanalyse, Suche nach dem Ich). Die Arbeit mit der Energie beinhaltet zwei Hauptyogas, Nada Yoga und Jyoti Yoga, in denen der Yogi eine Kontemplation praktiziert, die untrennbar von den inneren Tönen und dem innerem Licht ist. Als Zusatzpraktiken werden auch Kundalini und Nidra Yoga angewandt.

Alle Methoden des Weges im Laya Yoga sind als Zusätze zur Hauptmethode zu sehen. Die Hauptmethode impliziert die Aufrechterhaltung des natürlichen Zustandes, nicht nur in der Meditation, sondern in erster Linie als Gewöhnung des Bewusstseins an die nicht-duale Sicht. Indem der natürliche Zustand – die innere ursprüngliche Weisheit aller Wesen, die leuchtende, subtile Klarheit der leeren Bewusstheit jenseits der Namen und Formen – offengelegt wird, lernt der Laya Yogi, sie sowohl in der Meditation als auch danach zu erhalten, in den fortgeschrittenen Stadien nicht nur im Wachzustand, sondern auch im Traumschlaf und später sogar im Tiefschlaf.

Der letzte Aspekt des spirituellen Weges ist die Handlung oder das Verhalten (Kriya). Verhalten ist die Art, wie sich die Lehre im Alltagsleben manifestiert. Das ist die Möglichkeit, die Energie unserer Weisheit und Kontemplation in alltäglichen Situationen in der relativen Dimension zum Ausdruck zu bringen. Dank dieser Praxis wird das alltägliche Leben in die Praxis integriert und die Grenzen zwischen der Meditation im Sitzen und anderen Handlungen verschwinden.

Die Frucht – also das Resultat – im Laya Yoga stellen die drei erleuchteten Körper dar:

Jnana-deha (formloser Körper der Weisheit - das unendliche, leere, alldurchdringende Bewusstsein),

Pranava-deva (subtiler Körper der vollkommen gereinigten astralen Energie, der verschiedene göttliche Formen annehmen kann),

Siddha-deha (physischer, ebenfalls vollkommen gereinigter und transformierter Körper, der verschiedene yogische Kräfte aufweist).

In der Regel besteht das Ziel eines Yogas in der Entdeckung des unendlichen, ewigen, alldurchdringen Bewusstseins im eigenen Bewusstseinsstrom. Und, hat man es einmal gefunden, in seiner Vertiefung, bis man dieses subtile Bewusstsein jenseits von Namen und Formen Tag und Nacht aufrechterhalten kann.

Wenn das geschieht, spricht man von der Befreiung des Bewusstseins aus den Fängen der samsarischen Existenz, also aus den Ketten des ewigen Rades der Wiedergeburten, man spricht von einer wirklichen Reinigung und Transformation des Bewusstseins. Die anderen Aspekte der Frucht können ebenfalls in einem Leben erreicht werden, sind aber sowohl als Ziel als auch als Ergebnis seltener bei den Menschen des Weges (den Saddhus) anzutreffen.

Traditionell führen zwei Wege zur Befreiung. Zwei Möglichkeiten kennzeichnen sie: allmählich oder sofort.

Der erste ist der allmähliche Weg von “Vikas”, der aktiven Anstrengung im Yoga und seinen Methoden.

Der zweite ist der spontane Laya-Pfad, die vollständige Absorption durch Selbsttranszendierung bei Eliminierung von Anstrengung und Ego, verbunden mit Weisheit (Jnana).

Der Weg der aktiven Anstrengung wird der schrittweise Weg der Methode (upaya) oder der Weg des Affenbabys (markata nyaya) genannt. Im Gegensatz zu einem Kätzchen, das von seiner Mutter getragen wird, muss ein Affenbaby seiner Mutter durch die Bäume folgen. Der Pfad der Anstrengung umfasst die verschiedenen Methoden von Sutra, Kriya, Charya und Yoga Tantra, wie das Gottheiten-Yoga, die Mantra-Rezitation, die Konzentration, die Meditation, die Arbeit mit den Kanälen, den Energiewinden und der Kundalini. Indem man sie anwendet, erreicht der Yogi Samadhi, öffnet das ursprüngliche Licht der ungeborenen Realität und versteht, dass es jetzt nichts mehr zu tun gibt, außer dem Licht zu erlauben, ihn selbst aufzulösen, um durch Selbsthingabe eins mit dem Licht zu werden. So kommt er dazu, den spontanen Pfad zu verstehen.

Der Weg von Laya beinhaltet das Verstehen durch Jnana und die vollständige Verwirklichung dieses Verstehens durch die Zerstörung der Illusion des Ichs. Es wird der Pfad des Kätzchens (Marjara Nyaya) genannt. Der Yogi lässt Methoden und aktive persönliche Bemühungen zurück und öffnet sich einer neuen Dimension der nicht-dualen Sicht der Realität, er versucht, sofort in sie einzutreten und für immer darin zu bleiben. Um dies zu tun, verlässt er sich nur auf diese nicht-duale Dimension und eliminiert die Anstrengung und die Idee eines Ichs, das sich anstrengt, als Hindernisse für den Eintritt in die unendliche Realität. Wie ein Kätzchen, das sich ganz auf seine Mutter verlässt und es seiner Mutter erlaubt, es ohne persönliche Anstrengung zwischen die Zähne zu nehmen, kümmert sich der Yogi auf dem Weg des Laya nur darum, nicht aus den Zähnen der Mutter – des Lichtes der großen Realität – zu fallen..

In der Praxis folgen Yogis meistens einem gemischten Pfad, d. h. sie achten auf das höchste Verständnis und bemühen sich fleißig, sich zu reinigen und Samadhi zu erreichen, so dass man sich, sobald sich die Gelegenheit bietet, mühelos auf den Weg des Sahaja Samadhi begeben kann, d.h. auf den spontanen Weg der Selbsttranszendierung.

Die Laya Yoga-Tradition hat ihren eigenen speziellen Ansatz zur Kombination der beiden Wege. Nämlich: Wir begeben uns vorbehaltlos sofort auf den spontanen Weg der kontemplativen Präsenz und Selbsttranszendierung und versuchen, uns durch die direkte Einführung vom Meister in einer solchen Erfahrung zu etablieren, um sie unser ganzes Leben lang aufrechtzuerhalten. Da wir jedoch erkennen, dass wir nicht perfekt sind und daher Anstrengung auf einer relativen Ebene unverzichtbar ist, führen Laya Yogis verschiedene Praktiken durch, wie Konzentration, Meditation, Kundalini Yoga-Techniken usw. Sie werden jedoch untrennbar von der kontemplativen Präsenz ausgeführt und die Hauptpraxis sind immer noch Kontemplation und Selbsttranszendierung, d.h. man handelt ohne ein Handelnder zu sein.

Die Natur des Geistes, das Göttliche, das Brahman der Advaita-Philosophie, durchdringt alle Wesen und Objekte im Universum. Es gibt nichts, was von dieser absoluten Dimension getrennt wäre.

Die Menschen haben diese feinste und subtilste Schicht des Bewusstseins immer in sich, aber sie bemerken sie nicht, weil ihr Bewusstsein meistens mit den Phänomenen und Objekten der Wahrnehmung oder mit den eigenen Gedanken beschäftigt ist.

Die ursprüngliche Weisheit, Prajna, ist jedem Wesen innewohnend, ewig, unveränderlich, jenseits aller Worte und Beschreibungen, alles befreiend und immer rein.

Ganz besonders begabte Menschen könnte diese subtilste Schicht ihres Bewusstseins aufgrund verschiedener Ereignisse oder spezieller Techniken entdecken, und noch begabtere Yogis können danach für immer darin bleiben.

Laya bedeutet Auflösung. Im Kontext des Yogas bedeutet es die Auflösung der Unwissenheit, der Trübung des Bewusstseins, der mentalen Konstruktionen, der Vorstellungen von Unfreiheit und von der Last der mentalen Existenz des individuellen Ichs. Laya bedeutet, dass das individuelle Bewusstsein im Göttlichen aufgeht und sich darin auflöst, um die Freiheit von allen Begrenzungen und damit sein wahres Ich zu erfahren.

Swami Vishnudevananda Giri erklärt in diesem Buch viele Aspekte, wie man auf die ursprüngliche innere Weisheit aufmerksam wird und wie der Weg des Laya zu gehen ist.

In diesem Buch ist der Begriff „Kontemplation“ zentral.

Viele wirklich subtile Bewusstseinszustände sind nur sehr schwer in Worte zu fassen und zu beschreiben und mitunter auch noch schwerer zu übersetzen, weil jede Sprache ihre eigenen Akzente für viele Spezialbegriffe setzt. In der vorliegenden Übersetzung wurde der Begriff „Kontempaltion“ für den zentralen Zustand, der in diesem Buch sehr detailliert beschrieben und erklärt wird, favorisiert.

Unter Kontemplation versteht man im Kontext des Laya Yoga eine subtile leere Bewusstheit jenseits von Namen und Formen, eine feine Klarheit des Bewusstseins, die nicht auf Objekte, sondern auf sich selbst als Bewusstheit gerichtet ist.

Begriffe wie „Präsenz“ und „natürlicher Zustand“ stehen alle von der Bedeutung sehr nah nebeneinander, ebenso ähnlich sind sie dem Begriff „Kontemplation“.

Wenn wir vom natürlichen Zustand sprechen, wird der natürliche Zustand nicht als unbewusster reiner Zustand ähnlich dem vedantische Brahman oder der zu verwirklichenden unbewussten Leerheit verstanden. Unter dem natürlichen Zustand ist zuallererst unsere erfassende Klarheit gemeint. Unsere wahrnehmende Klarheit erfährt das ursprüngliche klare Licht oder die Nicht-Dualität, und es ist diese Erkenntnis, die wir den natürlichen Zustand oder die selbstgeborene Weisheit (Prajnana) nennen.

Ist man in Kontemplation, das heißt in der subtilen leeren Bewusstheit jenseits von Namen und Formen, befindet sich ein großer Teil der inneren Pranawinde im Zentralkanal und nur einige wenige Pranas (subtile energetische Winde) bedienen das oberflächliche sinnliche Bewusstsein. Die sinnliche Wahrnehmung und auch die Aktivität des Verstandes werden nicht blockiert, wie es in einer klassischen Meditation geschieht, sondern man behält die subtile leere Bewusstheit des Selbst als einen starken Hintergrund für die sinnlichen und mentalen Wahrnehmungen bei und kann so „bei sich“ bleiben, um das Bewusstsein nicht in alle Richtungen zu zerstreuen und dadurch zu ermüden und womöglich die Subtilität zu verlieren.

Die tiefe Bedeutung wirklicher Kontemplation kann nur oberflächlich erklärt werden, da dieser Zustand verschiedene Tiefen und Dimensionen haben kann. Der wunderbaren und mystischen Reise in die innere Welt der Kontemplation und des natürlichen Zustandes, dessen volle Realisation Erleuchtung und Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten bedeutet, ist das vorliegende Buch gewidmet.



Kapitel III

DIE ÜBERTRAGUNG DES INNEREN FEUERS

LEHRER UND SCHÜLER


Je nachdem, ob es sich um Sutra-, Tantra- oder Anuttara-Tantra handelt, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an das Prinzip des spituellen Meisters.

Auf dem Weg des Sutra ist der Lehrer ein spiritueller Freund – ein Mentor auf dem Weg, ein respektierter älterer Kamerad. Er wird als eine Person betrachtet, die ihre eigenen Begrenzungen überwunden hat, die Befreiung erlangt hat. So wird zum Beispiel der Buddha im Theravada-Buddhismus gesehen. Ein solcher Lehrer sollte ein Vorbild an Selbstdisziplin sein, Mitgefühl für alle Lebewesen haben, die Schriften kennen, an denen sich seine Tradition orientiert, seine eigene meditative Erfahrungen haben und die absolute Realität kennen.

Aus der Sicht des Tantra ist die Herangehensweise an den Meister anders. Im Tantra ist der Guru identisch mit der Gottheit oder wird als Emanation (Manifestation) der Gottheit betrachtet.

Der Guru ist Brahma, der Guru ist Vishnu, der Guru ist der große Gott (Shiva).

Er ist ein Schiff auf dem Ozean der Existenz, ein Lehrer, der immer voller Gleichmut ist, er ist die höchste Bedingung für die Verwirklichung.“

Swami Purnananda, Sri Tattva Chintamani (2.36)

Eine Einweihung (Diksha) ist auf dem Weg des Tantra sehr wichtig. Damit eine Initiation wirksam ist, muss sie von einem erfahrenen tantrischen Meister, bekannt als Guru, durchgeführt werden.

Nur das aus dem Mund des Gurus gesprochene Wissen führt zur Befreiung, alle anderen Praktiken werden keine Früchte tragen, werden schwach sein oder Hindernisse schaffen.“

Shiva Samhita (3.11)

Tantra Yoga ohne den Segen eines Gurus zu praktizieren, ist wie der Versuch, ein Gefäß ohne Boden zu füllen oder ohne Führer durch ein endloses Labyrinth zu wandern. Der Segen des Meisters lockert das Gewicht der karmischen Prägungen auf dem mentalen Kontinuum des spirituellen Aspiranten und gibt ihm Inspiration.

Es gibt zahlreiche Gurus, die sich mit den Veden und anderen Schriften auskennen. Aber, oh Göttin, es ist schwer, einen Guru zu finden, der die höchste Wahrheit kennt."

Kularnava-Tantra (13.104)

Was sind also die Qualitäten eines wahren Gurus, wer kann Guru sein?

Oh Geliebter, wer ohne Objekt sieht, wessen Geist keine Unterstützung mehr braucht und wessen Atem unter Kontrolle ist, der ist der Guru.“

"Kularnava-Tantra" (13.70)

Objektlos zu sehen bedeutet, dass ein solcher Yogi im Bewusstsein der Nicht-Dualität ist und die ganze Welt als Teil seiner selbst sieht, d.h. er hat die Identität mit der höchsten Quelle (Atman) verwirklicht.

Für den Geist keine Unterstützung mehr zu brauchen bedeutet, dass der Geist in unaufhörliche Kontemplation jenseits von Subjekt und Objekt eingetaucht ist, in das nicht unterstützte Gewahrsein (Sahaja-Niralamba). Nicht unterstütztes Gewahrsein kann tatsächlich verwirklicht werden, indem man die höchsten Stufen der Meditation erlebt – Nirvikalpa Samadhi und Sahaja Samadhi.

Atemkontrolle – dieser Begriff bedarf eines besonderen Kommentars.

Oft wird die Tiefe der spirituellen Erfahrung eines Heiligen durch seine Fähigkeit bestimmt, ständig eine kontemplative Präsenz aufrechtzuerhalten – die Konzentration auf das höhere Ich. Ein solcher Heiliger kann in den Samadhi-Zustand eintreten und dabei den Puls und die Atmung anhalten. Seine Atmung geht selten, nicht 15-18 Atemzüge pro Minute wie bei gewöhnlichen Menschen, sondern 7-8 oder sogar nur 3-4 Atemzüge, und in der Meditation hört der Atem auf. In einem normalen Wachzustand erreicht der Atem eine Länge nicht von 12-16 Fingern, sondern von 7-8 oder sogar 2-4 Fingern (nach dem Text "Shiva Svarodaya"). Er benötigt keinen Schlaf und keine großen Mengen an Nahrung, er hat wenig Ausscheidungen.

Das Hauptmerkmal ist jedoch immer noch seine Fähigkeit, Tag und Nacht in kontinuierlicher Kontemplation zu sein. Nachts beim Träumen und besonders im traumlosen Schlaf eine kontemplative Präsenz zu bewahren, ist aus unserer Sicht das Hauptkriterium für die Heiligkeit des Yogis. Ein solcher Yogi betrachtet die verschiedenen Ebenen des klaren Lichtes im traumlosen Schlaf. In der Lehre ist die Fähigkeit, eine solche Kontemplation und das Öffnen der vier Ebenen des Klaren Lichts (Jyoti) aufrechtzuerhalten, das Kriterium für das Erreichen der Befreiung durch einen Mönch oder Lehrer. Natürlich hat ein solcher Yogi verschiedene mystische Kräfte (Hellsehen, das Hervorbringen eines subtilen Körpers aus dem grobstofflichen, die Fähigkeit, diesen Körper vor anderen zu projizieren, die Kontrolle über die Träume), aber diese Fähigkeiten sind vergänglich und kein Kriterium für spirituelle Verwirklichung.

Sri Adi Shankaracharya beschreibt im Text „Viveka Chudamani“, dass das Kriterium der Heiligkeit völlige Leidenschaftslosigkeit sein kann, wenn der Yogi ständig in einem Zustand des „einen Geschmacks“ (Samarasya) ist. Ein Geschmack bedeutet hier, dass alles gleich wahrgenommen wird, als Manifestation des absoluten Bewusstseins, d.h. ein solcher Heiliger sieht Freude und Leid, Lästerung und Lob, rein und unrein, gut und böse, heilig und sündig, spirituell und gewöhnlich, Leben und Tod als gleichwertig an. Er hofft nicht, er hat keine Angst, er greift nach nichts, für ihn gibt es weder hoch noch niedrig, weder sich selbst noch andere. Alles wird als Spiegelbild eines einzigen Bewusstseins wahrgenommen, in dem alle Gegensätze verschmelzen.

In diesem Bewusstsein zu bleiben, wird im Yoga Sahaja Samadhi genannt. Dies ist das wahre Kriterium der Heiligkeit, der Höhepunkt mystischer Erfahrungen, der höchste Punkt, der anzeigt, dass die Erleuchtung verwirklicht wurde.

Zumindest ist diese Sichtweise unter den Praktizierenden des Yogas des hinduistischen und buddhistischen Tantras üblich. Bis ein derartiger Zustand des einen Geschmacks verwirklicht ist, wird der Adept des Yogas oder Tantras als gewöhnlicher spiritueller Sucher betrachtet.

Das Herz eines Heiligen erzittert nicht vor Angst. Alle seine Leidenschaften sind befriedet. Es genießt einen unzerstörbaren Frieden. Es gibt keinen Tod, keinen Schmerz, keinen Tag, keine Nacht, keine Früchte des Karmas. Dies ist wirklich der Zustand derer, die auf Begierden verzichtet haben.“

Tirumular, Tirumantiram

Es versteht sich von selbst, dass ein Yogi, der den Zustand des einen Geschmacks erreicht hat, frei von allen Anhaftungen ist, einschließlich der Anhaftung an sich selbst. Er hat keinen Stolz oder Egoismus, keine Wut oder Hass, er ist frei von den Fesseln weltlicher Begierden und alle seine Handlungen sind vom Geist des Mitgefühls für alle Lebewesen durchdrungen.

Auf dem Weg des Anuttara-Tantra wird der Lehrer sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus als absolutes Bewusstsein (Brahman im Vedanta, Shiva im Yoga oder Buddha im buddhistischen Tantra) betrachtet, das untrennbar mit dem Schüler verbunden ist. Es wird angenommen, dass ein solcher Lehrer zur Linie der Schülernachfolge gehören muss (also seinen eigenen spirituellen Lehrer hat), in den Feinheiten der esoterischen Lehren versiert und Experte in den heiligen Schriften sein muss und durch Samadhi Wissen über das Absolute besitzt.

Aber in der Praxis kommt es oft vor, dass das Hauptkriterium die Tiefe der persönlichen Erkenntnis und die Erfahrung des Lehrers ist.

Der Guru kann jung sein, er mag weltliche Freuden genießen, er kann Analphabet, Diener oder Haushälter sein; aber all dies sollte nicht berücksichtigt werden. Weigert sich jemand, einen Edelstein aufzuheben, der in den Schlamm gefallen ist?“

Avadhuta Dattatreya, Avadhuta Gita (Kap. 2, 1)

Das Konzept des Gurus bezieht sich mehr auf den Prozess als auf die Persönlichkeit des Lehrers. Dieser Prozess besteht darin, die egozentrischen Einstellungen des Schülers zu ändern, indem der Kontakt mit dem Lehrer aufrechterhalten wird – ein Lernprozess. Das Abschneiden selbstüchtiger Hoffnungen, Ängste und Anhaftungen im Kampf um die Befreiung ist die Enthüllung unserer nicht-dualen Natur, es ist immer ein dramatischer Kampf, wie die Autobiografien der Mahasiddhas und Heiligen Naropa, Milarepa, Matsyendranath, Gorakshanath, Kanhapa, Saraha, Jalanharanath, Chauranginath, Ramalinga Swamigal und anderer zeigen. Und auf diesem Weg muss der Schüler die richtige Wahl hinsichtlich des spirituellen Lehrers treffen, dem er die Führung seines spirituellen Lebens anvertrauen kann.

Natürlich darf man nicht von jedem an der Nase herumgeführt werden. Wenn der Schüler einen Lehrer akzeptiert, sollte er zuerst in der Lage sein, dessen Qualitäten oder dessen Lehre kritisch zu analysieren. Aber nachdem er Vertrauen in den Lehrer gewonnen hat und sein Schüler geworden ist, sollte der Schüler gemäß der Lehre des Tantras nicht mehr nach Fehlern beim Lehrer suchen, sondern sollte ihn „in reiner Sicht" als eine Art von Einheit aller Heiligen und Meister betrachten, als eine Manifestation des göttlichen Prinzips.

In der Tantra-Praxis ist die Ebene der spirituellen Verwirklichung eines Lehrers und dessen Heiligkeit oft nicht so wichtig wie der Glaube des Schülers.

Der Guru kann jede beliebige Ausdrucksform haben. Er kann eine verrückte oder gewöhnliche Person sein. Sobald du ihn angenommen hast, ist er für dich der Gott der Götter."

Neem Karoli Baba

Mit anderen Worten gilt hier der Grundsatz: Er ist einem Schüler nicht deswegen lieb, weil er gut ist, sondern er ist gut, weil er einem lieb ist. Der Schüler wird traditionell ermutigt, den Guru als einen Erleuchteten zu betrachten, selbst wenn er es nicht ist. Wie wir sehen können, hängt der Erfolg des spirituellen Erwachens zu einem großen Teil von diesem Glauben des Schülers selbst ab. Das ist das Prinzip des Guru Yogas.

Guru Yoga ist das Prinzip der Einstimmung des Bewusstseins des Schülers auf das Bewusstsein des Gurus. Dank der Einstimmung des Schülers auf das Bewusstsein des Gurus erhält der Schüler einen Segen: eine direkte Einführung in die ursprüngliche Realität des nackten Bewusstseins (pratyabhijna-darshan), die seiner spirituellen Verwirklichung Impulse gibt. Von da an übt der Schüler, einen solchen Impuls aufgrund seiner Einstimmung auf das Bewusstsein des Lehrers aufrechtzuerhalten. Dieses Prinzip der Einstimmung beinhaltet Aufrichtigkeit, Offenheit und Vertrauen und wird Samaya genannt.


Hingebungsvolles Herz, aufrichtiger Geist:

Samaya


Ein Samaya ist eine besondere spirituelle Verpflichtung, ein Versprechen der Aufrichtigkeit, das ein Schüler gibt, wenn er sich auf den Weg des spirituellen Lernens begibt. Tatsächlich ist Schülerschaft im wahren Sinne des Tantra-Weges nur möglich, wenn der Schüler solche spirituellen Verpflichtungen eingeht. Grundsätzlich beziehen sich diese Verpflichtungen auf die „reine Sicht“ der Lehre, des Lehrers und der Mitschüler, was in dualistischen Religionen „Glaube” genannt wird.

Und ein erfahrener spiritueller Meister prüft einen Schüler immer mindestens ein Jahr und manchmal bis zu zwölf Jahren (wie im Fall von Tilopa und Naropa), bevor er ihn zur Schulung annimmt. Es wird angenommen, dass der Schüler, sobald er die Samayas eines Schülers akzeptiert hat, deren Reinheit bewahren muss, egal wie hart das ist und welchen Prüfungen er ausgesetzt wird. Es heißt, dass die Verletzung von Samaya ernsthafte Hindernisse im Sadhana für den Schüler und den Lehrer schafft und im schlimmsten Fall zu einer Geburt in den unteren Welten führen kann, zum Beispiel in der „Vajra-Hölle“. Für den Fall, dass sich der Schüler aus irgendeinem Grund vom Lehrer trennt oder es dem Schüler später so vorkommt, als ob sich dieser Lehrer als falscher Lehrer herausgestellt hat, oder sich eine solche Schlussfolgerung aus der Meinung anderer Menschen ergibt, muss der Schüler trotzdem die Reinheit der Wahrnehmung desjenigen bewahren, von dem er gelernt hat, um sich keine Hindernisse zu erschaffen und zukünftige Leben nicht zu gefährden.

Mit anderen Worten empfehlen die Heiligen einem Schüler, unabhängig davon, ob der Lehrer, dem er folgt, einen hohen Erkenntnisgrad hat oder keinen sehr hohen, zum eigenen spirituellen Nutzen diesen Lehrer als das Absolute zu betrachten.

"Wenn du aufrichtiges Vertrauen in den Guru hast, ist kein anderer Buddha nötig."

Padmasambhava

Milarepa sagte einmal zu seinen Schülern, sie würden, egal ob er selbst ein großer Heiliger oder sogar ein hungriger Geist (Preta) wäre, den gleichen Nutzen daraus ziehen, als ob sie selbst direkte Schüler des Buddha wären, wenn sie ihn als nicht verschieden vom Buddha betrachten würden.

Die Lehren des Gurus sollten nicht nach ihrer literarischen Qualität beurteilt werden. Tatsächlich erkennen intelligente und spirituell begabte Menschen immer das Wesen der Lehre, ihre Quintessenz. Ist ein Boot, selbst wenn es unlackiert und hässlich gebaut ist, nicht immer noch in der Lage, seine Passagiere über den Ozean zu befördern?“

Avadhuta Dattatreya, Avadhuta Gita (Kap. 2, 2)

Wie man sehen kann, hängt in der Tantra-Lehre viel vom Schüler ab, von seiner unabhängigen, bewussten Wahl und von seiner Fähigkeit, für seine Wahl verantwortlich zu sein. Jemanden oder etwas als heilig oder sündig, als rein oder unrein zu sehen, eine solche Einschätzung hängt in erster Linie vom Betrachter selbst ab, d.h. vom Subjekt. Ein Heiliger, der einen sündigen Menschen ansieht, sieht in ihm den Buddha, obwohl das Potenzial dieses Menschen noch nicht vollständig offenbart ist. Eine Person, die durch Karma gebunden ist, kann sogar, wenn sie den Buddha ansieht, eigene Sünden auf ihn projizieren. Wenn es darum geht, ein Phänomen zu bewerten, stehen wir daher vor einem Paradoxon: Die Lehre des Yoga-Tantra führt uns von externen Bewertungen zur Bewertung unseres eigenen Bewusstseins.

Da die Lehrer-Schüler-Beziehung sehr subtil ist und die Übermittlung der Lehre nicht nur verbal auf der Ebene von Texten oder Einweihungen in Techniken, sondern auch durch Kommunikation, in Träumen und auf der Ebene der subtilen Sprache erfolgt, können wir sagen, dass der Lehrer seinen Geist und seine Vision in den Schüler einhaucht, und wenn der Schüler kein würdiges Gefäß ist und die Energie des Lehrers an einen Schüler verschwendet wird, der sich nicht korrekt auf die Lehre stützt oder Lehre und Praktiken nicht respektiert, dann kann ein solcher Lehrer auf ein Hindernis stoßen, oder der Prozess einer solchen Ausbildung kann bei göttlichen Wesen Unzufriedenheit hervorrufen.

Das Grundprinzip der Lehrer-Schüler-Beziehung ist Samaya. Samayas sind spirituelle Verpflichtungen des Schülers zu Glaube, Liebe und Hingabe. Das Samaya-Prinzip ist für die Praxis des Anuttara-Tantra sehr wichtig, da der Schüler durch das Praktizieren und Aufrechterhalten reiner Samayas die Segnungen des Gurus in sich aufnimmt. Wenn er vom Pfad des Samaya abweicht, klappt sozusagen der Deckel seines Gefäßes zu und er bekommt nichts als Hindernisse in seiner spirituellen Praxis. Die Reinheit unserer Samayas bestimmt, ob unsere spirituelle Verwirklichung erreicht wird oder nicht. Daher ist es hinsichtlich der Samayas immer wichtig, sie im Bewusstsein zu bewahren und sich nicht darüber zu täuschen, was getan werden sollte und was nicht. Einige Texte sagen, dass eine Sekunde der Wahrnehmung des Meisters als eines gewöhnlichen Menschen spirituelle Errungenschaften um Monate und Jahre aufschiebt. Es ist wirklich so.

Solange wir keine Schüler geworden sind, sind wir uns selbst überlassen und können kritische Urteile fällen oder auch nicht und die Qualitäten dieses oder jenes Lehrers analysieren. Wenn die Verbindung mit dem Lehrer einmal hergestellt ist, haben wir kein Recht, die Samayas zu vernachlässigen. Welche Position oder welchen Status, welchen Reichtum oder welche Fähigkeit auch immer ein Schüler haben mag, sobald er ein Schüler wird, indem er einen Meister annimmt, muss er die Position eines leeren Gefäßes einnehmen. Daher gibt der Tradition gemäß ein Schüler, wenn er Schüler wird, dem Lehrer ein Versprechen: „Jetzt, da ich mich auf den Weg der Befreiung begeben habe, werde ich immer den Anweisungen des Lehrers folgen. Solange ich mit meinem Meister verbunden bin, werde ich immer den Anweisungen des Meisters folgen.“ Nur wer zu solchen Verpflichtungen fähig ist, kann die Essenz einer höheren Lehre empfangen.

Solche Verpflichtungen werden nicht auferlegt, um uns erneut zu disziplinieren oder uns an einige äußere Konventionen zu binden, sondern damit die Lehre und ihre Übermittlung uns wirklichen Nutzen bringen. Es gibt nichts Überflüssiges oder Weithergeholtes in der Praxis, das nicht bewährte Praxis der Mahasiddhas ist, die seit Tausenden von Jahren Bestand hat. Wenn wir also hören, dass solche Verpflichtungen wichtig sind, sollten wir sie ernst nehmen und niemals unsere Samayas brechen.

Wenn sie über das Samaya-Prinzip sprechen, sagen die heiligen Texte grundsätzlich, dass man dem Lehrer nicht widersprechen und ihn nicht als gewöhnlichen Menschen betrachten sollte. Unabhängig davon, ob der Meister erleuchtet ist oder nicht, sollte er in jedem Fall als vollständig erwacht betrachtet werden. Wenn wir jedoch negative Ansichten über den Meister haben oder etwas tun, das seinen Anweisungen widerspricht oder für ihn unangenehm ist, dann wird davon ausgegangen, dass wir in der ersten Wurzelfrage gefallen sind. Die Schriften sagen sehr deutlich, dass es viel vorteilhafter ist, nur einem Haar oder einer Pore des Körpers des Gurus etwas zu schenken, als allen Erwachten der drei Zeiten und zehn Richtungen Geschenke zu machen.

So ist eine positive Verbindung mit einem Lehrer unglaublich glücksverheißend und kraftvoll in Bezug auf die Reinigung, den Verdienst und das Bewusstsein, das sie in einem Schüler erwecken kann.

Das Samaya-Prinzip impliziert auch, dass wir der Lehre, die wir vom Guru erhalten haben, nicht widersprechen oder sie verleugnen sollten.

Das Samaya-Prinzip betrifft auch unsere harmonische Beziehung zu Brüdern und Schwestern, zu denen, die neben uns praktizieren oder an die Praxis desselben Meisters oder derselben Gelübde gebunden sind. Harmonische Beziehungen aufrechtzuerhalten bedeutet, dass wir innerhalb der klösterlichen oder tantrischen Sangha auf der Grundlage des gegenseitigen Verständnisses, gegenseitiger Unterstützung und gemeinsamen Nutzens leben. Es wird angenommen, dass man sich nicht mit Menschen verbinden sollte, die Samaya verletzen, man sollte keinen Krümel Opfergaben von ihnen erhalten oder Wasser in ihrer Nähe trinken, da aufgrund der Verletzung von Samaya eine Verschmutzung entsteht, die die spirituelle Verwirklichung eines Yogis beeinträchtigt. Sie stört die Meditation und bringt verschiedene schlechte Visionen oder sogar Krankheiten mit sich.

Wichtiger ist das Samaya-Prinzip in Bezug auf den Guru, danach kommt das Samaya-Prinzip in Bezug auf tantrische Brüder und Schwestern. Wenn das Samaya korrekt und sauber gehalten wird, wird sich das Ergebnis der Praxis schnell zeigen, daher gibt es das Sprichwort: "Es gibt keinen schlimmeren Feind als den Übertreter von Samaya, es gibt keinen besseren Freund als den Lehrer." Die Verletzung von Samaya kann negatives Karma und verschiedene Schwierigkeiten in der spirituellen Praxis bis hin zu einer schlechten Wiedergeburt mit sich bringen.

Das Samaya-Prinzip ist besonders wichtig für die Praxis der Einsamkeit (Retreat). Man sollte niemals einer Person, die Samaya verletzt, während eines Retreats einen Besuch erlauben. Denn wenn man sie trifft, bevor man Befreiung erlangt hat, werden alle Zeichen der spirituellen Verwirklichung sofort verschwinden, und ein solcher Yogi wird seine Kontemplation und Energie verlieren, weil sich das Bewusstsein, das sich im Retreat befindet, sehr empfänglich ist.

Trotz der vielen Regeln, um Samayas rein zu halten, besteht der beste Weg dafür darin, nicht von der nicht-dualen Sichtweise abzuweichen, d.h. es bedeutet, vollständig zu wissen, dass es außerhalb des wahren Ichs tatsächlich nichts wahrzunehmen gibt, dass es in der Kontemplation weder Subjekt noch Objekt gibt. Daher besteht die Essenz all der vielen Samayas darin, ständig in der Praxis der Kontemplation zu sein. Diese Methode wird die „große Einhaltung eines Samaya“ genannt. Während wir in der Dualität sind, gibt es Samsara und Nirvana, es gibt ein Subjekt und ein Objekt, es gibt Samayas, die eingehalten werden müssen und die verletzt werden können. Wenn sich unsere Dualität in das absolute Wesen der Nicht-Dualität auflöst, gibt es weder Samsara zu fürchten noch Nirvana zu erstreben. In diesem Moment gehen wir über Konformität und Übertretung hinaus.

Das höchste Samaya ist somit die Leerheit und Alldurchdringung, Nicht-Dualität und Reinheit und Makellosigkeit unserer ursprünglichen Weisheit (Prajnana). Wenn wir also ständig Kontemplation aufrechterhalten, dann sind alle unsere Samayas frei von allen Defiziten und wir sind vollständig in der Lage, alle unsere spirituellen Verpflichtungen einzuhalten, weil wir vollständig über jegliche Verletzung oder Einhaltung von irgendetwas hinausgegangen sind. Natürlich sollte dies keine Entschuldigung für diejenigen sein, die Samayas verletzen. Um diese Ebene der Verwirklichung zu erreichen, muss man die wirkliche Fähigkeit erwerben, den dualistischen Geist in die Nicht-dualiatät der Kontemplation aufzulösen. Daher wird gesagt, dass der Weg, niemals Fehler zu machen und seine Samayas rein zu halten, darin besteht, niemals abgelenkt zu sein, ständig im natürlichen Zustand der Natur des Geistes zu sein, in Einheit mit allen Wesen des Universums.



Kapitel IV

DAS SPIRITUELLE FEUER AUFBEWAHREN

WIE MAN LEHRT


Diese höchste, transzendente, unbegreifliche geheime Lehre sollte in der Linie der ununterbrochenen Nachfolge an Schüler mit Hingabe weitergegeben und vor all denen verborgen werden, die ihrer Fähigkeiten beraubt sind, kein Vertrauen in sie haben und nicht bereit sind, große Anstrengungen zu unternehmen, um sie zu praktizieren. Wer die Samayas vernachlässigt, keine Hingabe und Glauben in Lehrer und Lehre hat, und nicht auf den spirituellen Weg ausgerichtet ist, dem gegenüber dürfen diese Lehren nicht einmal erwähnt werden. Diese heiligen, großartigen Lehren müssen den Besten und Würdigsten anvertraut werden, nachdem sie die Prüfungen des Lehrers bestanden haben. Die Lehren sollten nicht an diejenigen weitergegeben werden, die sie preisgeben und ausplaudern. Solche Lehren sollten Menschen, die nicht am Dharma interessiert sind, nicht erklärt werden, da sonst Hindernisse entstehen, göttliche Wesen verärgert werden, es keinen Segen geben wird und die Wirksamkeit der Lehre verloren geht, wenn sie Schaden nimmt. Die Lehren sollten vor denen geschützt werden, die gegen das Samaya und die Regeln von Reinheit und Geheimhaltung verstoßen. Denn sie werden die Lehren unsachgemäß einsetzen sowie sicherlich ihre eigenen Ansichten und verschiedene Verunreinigungen in sie hineinbringen. Auch sollen sie an nicht jemand weitergeben werden, der nicht in der Lage ist, sie zu praktizieren, denn solche Praktizierende werden keine Zeichen der Verwirklichung erlangen. Auch sollten diese höheren Lehren nicht an Menschen mit eingeschränkten Ansichten sowie an neu beginnende Dharma-Praktizierende weitergegeben werden, die nur den Praktiken von Kriya-, Charya- oder Yoga-Tantra folgen und aufgrund der Engstirnigkeit ihres Denkens nicht in der Lage sind oder danach streben, die höheren Lehren jenseits von Dualität, Konzepten und Begrenzungen zu verstehen. Selbst wenn solche Menschen sie hören, aber nicht verstehen, können Zweifel und Misstrauen gegenüber den Lehren oder sogar Blasphemien in ihnen entstehen, wodurch sie schlechtes Karma anhäufen. Wenn die Lehren nicht richtig behandelt und bewahrt werden, dann führt dies zu Missverständnissen der Lehre und zu Fehlinterpretationen, wodurch diejenigen, die versuchen, sie zu praktizieren, anstelle von Zeichen der Verwirklichung verschiedene Hindernisse in der Praxis finden. Werden die Lehren verborgen und richtig gelehrt, dann gedeihen sie für eine lange Zeit, haben immer lebendige Kraft, tragen den Geist des Segens und der Verwirklichung der Siddhas und Götter, und wer sie anwendet, wird die höchsten Früchte der Praxis erzielen.

Wenn wir davon sprechen, die Lehre zu bewahren und zu verbergen, hat das nichts mit Sektierertum oder einem Gefühl egoistischer Selbstucht und Überlegenheit zu tun, dem Wunsch, etwas sehr Kostbares vor anderen zu verbergen. Solche Ansichten zu haben bedeutet, die Essenz der spirituellen Praxis des Laya Yoga grundsätzlich nicht zu verstehen. Die Notwendigkeit, die Lehre zu verbergen, wird nicht von irgendwelchen egoistischen oder anderen Motiven diktiert. Die Lehren sind nicht verborgen, weil sie etwas Verbotenes oder Verwerfliches enthalten. Sie werden geschützt, weil wir auf diese Weise die Reinheit der Praxis schützen, ihre spirituelle Kraft erhalten. Das ist wie die gewissenhafte Einhaltung der Reinheit des Experiments in den weltlichen Wissenschaften.

Vor der Unterweisung eines Schülers sollte der Lehrer sorgfältig prüfen, ob dieser ein würdiges Gefäß ist. Zum Beispiel kann sich der Meister seltsam verhalten, indem er vorgibt, ein gewöhnlicher Mensch zu sein, den Schüler in eine unangenehme Situation bringt, ihn zu schwierigen Diensten auffordert oder ihn Beleidigungen, Kritik oder Spott aussetzt, während er sorgfältig überwacht, ob dieser Schüler dabei eine reine Sichtweise, die Reinheit von Samaya, Glaube und Engagement bewahrt, und wie er sich in einer solchen Situation verhält. Oder er kann dem Schüler absichtlich ungewöhnliche Informationen mitteilen, die geheim und nur für ihn bestimmt sind, und dann einen anderen Schüler schicken, der wie zufällig neugierig ist und versucht, es herauszufinden. Ein solcher Lehrer, der die Hingabe der Schüler testen möchte, mag sagen „ich brauche dies“ oder „nimm jenes“. Sind Schüler nicht qualifiziert, verlieren sie den Glauben und ihre Entschlossenheit, werden verwirrt, und verlassen den Weg. Dies ist ein Zeichen dafür, dass solche Schüler nicht als Gefäße für die Übermittlung spiritueller Lehren geeignet sind, da sie im Prozess der spirituellen Praxis nicht in der Lage sein werden, die reine Sichtweise und den Glauben aufrechtzuerhalten oder Samaya zu befolgen. Sie werden auf dem spirituellen Weg an mangelnder Entschlossenheit, Hingabe und Erkenntnisfähigkeit scheitern, und da sie von der Lehre nicht profitieren, ist es besser, von Anfang an nicht mit ihnen über diese spirituelle Praxis zu sprechen. Wenn die Entschlossenheit der Schüler, ihr Glaube und ihr Wunsch nach Befreiung unerschütterlich sind und sie bereit sind, alles zu opfern, was sie haben, zeigt dies ihre spirituellen Verdienste und dass sie fähig sind, diese Lehren zu praktizieren, und eine karmische Verbindung mit ihnen haben.

Darüber hinaus ist eine solche Herangehensweise an die Übertragung bereits eine Art Übertragung und die ersten Lektionen von Durchhaltevermögen, Flexibilität, Selbstlosigkeit, dem Abschneiden egoistischer Anhaftungen, Hoffnungen, Ängste und dem Loslassen von eingefrorenen Ideen. Wenn der Schüler während des Lernens in ungewöhnliche Umstände gerät, entdeckt er viele neuen Dinge in sich selbst, und dies erinnert ihn an jene grandiose, unbegreifliche Größe, dieses unerklärliche Mysterium, das er berührt, wenn er sich auf den Weg der Lehre begibt. Zum ersten Mal gerät der Schüler in Ehrfurcht und Bewunderung über die Tiefe des Pfades, und er versteht, dass er sich ändern muss, dass sein kleines Ich keine einzige Chance hat, diesem Pfad zu folgen, solange er derselbe bleibt, unbedeutend, ein gewöhnliches Wesen. So erscheint der „Geschmack“ der unfassbaren Tiefe des Weges.


Drei Arten der Übertragung der Lehre


Gemäß der Tradition wird die Lehre dem Schüler gleichzeitig auf drei Ebenen übermittelt:

intellektuell und verstandesbezogen;

symbolisch (unter Verwendung von Metaphern),

jenseits von Gedanken (in der Stille oder durch Situationen).


Die Wissenschaft des Herzens

mündliche Übertragung

Hier gibt der Meister klare mündliche Anweisungen zu den Methoden oder Kernpunkten der Lehre, damit für den Schüler keine logischen Widersprüche bestehen. Intellektuelle Erklärungen richten sich an das gewöhnliche oberflächliche Bewusstsein, das in unserem normalen Wachzustand (jagrat) funktioniert.


Adler am Himmel, Gras auf der Erde

symbolische Übertragung

In einer symbolischen Übertragung verwendet der Lehrer, der die Natur des Seins oder die Sicht beschreibt, eine spezielle Sprache des Tantra (Sandhya Bhashya), Metaphern und Symbole. Die symbolische Übertragung richtet sich an das Unterbewusstsein, d.h. das intuitive Denken des subtilen Körpers, der in Träumen wirkt. Der Lehrer kann zum Beispiel einen Krug und einen Tonhaufen zeigen, was auf den „einzigen, einheitlichen Geschmack“ aller Phänomene und ihre Untrennbarkeit von der ursprünglichen Grundlage hindeutet. Oder er erklärt den natürlichen Zustand als „Schweben eines Adlers“, das Prinzip der Integration mit den Worten „mit dem Fluss fließen“ und das Prinzip des Belassens von allem als „wie es ist" und sagt, dass „Gras von selbst wächst". Oder er kann ein Kristallgefäß auf ein weiß-blau-rotes Tuch stellen und das Prinzip der Reinheit und Unbeflecktheit des natürlichen Zustands erklären.


Der gehörnte Hase, der auf einer Schildkröte reitet

Übertragung jenseits von Gedanken

Hier weist der Lehrer auf die unaussprechliche, verrückte, absurde Natur des nicht-dualen Seins für den logischen Verstand hin. Er schweigt, schreit oder spricht in absurden Rätseln, verhält sich auf ungewöhnliche Weise und schafft Situationen für das Erwachen im Schüler, in denen dessen gewohnte Sicht auf die Welt zusammenbricht und er sich der großen Kraft des klaren Lichts öffnet. Oder er lässt den Schüler mit der starken Energie dieser Welt in Kontakt treten, die den Fluss seines dualen Denkens für eine Weile stoppt, ihn schockiert, fesselt und den reinen Zustand des Nicht-Ichs offenlegt.

Die Übertragung ohne jegliche Zeichen ist für das Überbewusstsein, das sich in Momenten tiefster Klarheit, im traumlosen Schlaf oder im Samadhi manifestiert.



Kapitel V

GURU YOGA UND SELBSTTRANSZENDIERUNG


"Diejenigen, die den Nektar der Anweisungen ihres Meisters nicht ehrfürchtig trinken, verdursten in der wasserlosen Wüste einer unendlichen Anzahl von Texten."

Mahasiddha Saraha

Der Weg zur Übertragung kontemplativer Präsenz ist Guru Yoga, und die Quelle der Erkenntnis und des Segens ist das Bewusstsein des Gurus. Es wird angenommen, dass es für uns höchstwahrscheinlich solange unmöglich sein wird, die nicht-duale Natur unseres Bewusstseins zu entdecken, bis wir eine solche Übertragung vom Guru erhalten, egal wie lange wir dem spirituellen Weg folgen. Auf dem Weg des Laya Yoga wird der Meister nicht als gewöhnliche, erfahrene Person und nicht als Inkarnation irgendeiner Gottheit gesehen. Der Meister verkörpert das unendliche Bewusstsein, das untrennbar mit dem Schüler verbunden ist. Tatsächlich enthält dieses unendliche Bewusstsein die Einheit aller Lehrer und Heiligen. Es ist der Schüler selbst, und seine Worte sind Atma-Shakti, die dem Schüler durch Anweisungen übermittelt werden. Deshalb heißt es:

Das Erreichen von Samadhi wird durch die zuvor angesammelten Verdienste erworben, dies wird durch die Barmherzigkeit des Gurus und die Hingabe an ihn erreicht. Der Yogi, dessen Geist immer erleuchteter wird, erlangt die höchste Erfahrung, wenn er Vertrauen in den Guru hat.“

Gheranda Samhita (7.1, 7.2)

Der vollständige Weg der Selbsttranszendierung ist die Selbsterkenntnis oder die innere Öffnung gegenüber dem Strom von Anugraha (Energie der Barmherzigkeit), der spontanen Vollkommenheit des ursprünglichen Geistes, die wie ein königlicher Barmherzigkeitserweis ist. Der Weg der Selbsthingabe wird manchmal auch als Weg der Shakti (Energie) bezeichnet. Der Yogi gibt seine persönliche Anstrengung auf und öffnet sich der spontanen, ursachenlosen Selbstvervollkommnung, die der Güte des absoluten Selbst ähnelt. Ursachenlose Vollkommenheit bedeutet wie Barmherzigkeit, dass die spontane Selbstvollkommenheit unseres ursprünglichen, wirklichen, absoluten Bewusstseins auf den höchsten Ebenen der Verwirklichung nicht von unseren Bemühungen abhängt, von der Menge angesammelter Tugenden oder Sünden, sondern transzendent ist, jenseits aller samsarischer Handlungen, sie ist immer realisierbar, in jedem Moment.

Die Intensität auf dem Pfad der Shakti hängt von der Stärke des Wunsches des Yogis nach Befreiung ab und von seinem angesammelten spirituellen Verdienst. Ein Yogi mit höchsten Fähigkeiten erreicht vollständiges Erwachen durch absolute Selbsthingabe und Selbsterkenntnis, ohne andere Arten von Sadhana zu praktizieren, wie zum Beispiel Ramalinga Swami. Dieser intensive Weg der Selbsthingabe wird Tivra genannt. Ein heroischer Yogi (Vira) ist zu Madhyama (mittlere Fähigkeiten) fähig, womit er allmählich egoistisches Anhaften beseitigt, Anstrengungen reduziert und sich auf den Weg der spontanen Selbsttranszendierung begibt. Für einen Yogi mit geringeren Fähigkeiten (Kategorie Pashu) schließlich gibt es einen dritten Weg zur Selbsthingabe und zur Öffnung für die spontane Vollkommenheit, genannt Manda. Der Yogi kombiniert grundlegende Praktiken der Selbsttranszendierung mit dem Pfad der Meditation und mit Kundalini Yoga und öffnet sich allmählich dem Pulsieren der göttlichen Selbsterkenntnis des eigenen höheren Bewusstseins. Er beseitigt schrittweise seine egoistischen Anhaftungen, befreit sich von persönlichen Anstrengungen und erreicht die Erleuchtung, nachdem seine karmischen Neigungen zum falschen Ego erschöpft sind.


Glücklicher Wanderer

Die üblichen Qualitäten eines Schülers


Ein Schüler, der würdig ist, die Weitergabe der Lehre zu empfangen, muss Glaube, Hingabe und Samayas (die Aufrechterhaltung spiritueller Verpflichtungen) haben. Er braucht einen offenen Geist und die Fähigkeit, sich selbst hinzugeben. Insbesondere heißt es:

Der Schüler muss von guter Herkunft sein, edel, aufrichtig und einfallsreich, nach dem höchsten Ziel streben, die heiligen Texte gut kennen und sich auf den Prozess der Befreiung konzentrieren. Er sollte den Lehren des Meisters bezüglich des Körpers, der Sprache und des Geistes zuhören und nicht stolz auf seine Position in der Gesellschaft, seinen Reichtum, sein Wissen und so weiter sein. Er muss bereit sein, sein Leben den Anweisungen des Gurus zu unterwerfen, seine egoistischen Pläne zu opfern und alle Aufgaben des Lehrers mit Freude zu erfüllen“.

Sharada-Tilaka-Tantra (2.145-52)

Daher sollte eine Übermittlung der höchsten Lehre, die direkt auf den absoluten Zustand hinweist, nur denen gegeben werden, die ein wesentliches Verständnis oder die Fähigkeit aufweisen, jenseits von Begriffen zu erkennen, die Glauben haben, spirituelle Verpflichtungen (Samaya) akzeptieren, sehr fleißig sind in ihrer Praxis, deren Geist immer ruhig ist, die nicht umkehren und bereit sind, all ihren Reichtum und alles, was sie besitzen, sogar den Körper, mit Freude und ohne einen Einwand, ohne Reue und Anhaftung anzubieten, da dies ihre Hingabe, ihre Überwindung des Egos und ihr Samaya demonstriert. Ein solcher Schüler ist ein Gefäß, das würdig ist, die Lehre zu erhalten. Wenn er von den mündlichen Anweisungen des Lehrers nicht abweicht und in Übereinstimmung mit dessen Empfehlungen handelt, seinen Dienst erfüllt, ohne über den Zeitaufwand und die Mühe zu klagen, und so alle weltlichen Bindungen hinter sich lässt, ist er in der Lage, alle Anweisungen und Lehren in der Praxis zu erfüllen.


Krieger des Geistes

Eigenschaften eines Schülers mit höchster Begabung


Er empfindet weder Glück noch Traurigkeit aufgrund von äußeren Bedingungen, egal ob diese angenehm oder unangenehm sind, und hat keine Vorlieben oder Abneigungen.“

Sri Adi Shankaracharya, Viveka Chudamani

1. Festigkeit: Der Yogi befindet sich ständig im natürlichen Zustand und verlässt seine Kontemplation nicht, selbst wenn er den Herrn der Hölle oder die Diener von Yama kommen sieht, um ihn wegzubringen, selbst wenn Erde und Himmel die Plätze tauschen und das Universum erzittert.

2. Furchtlosigkeit: Nichts kann den Yogi verwirren oder Angst in ihm auslösen. Er hält ständig an der Kontemplation fest, da er sieht, dass alle Visionen und Ereignisse untrennbar von ihrer Quelle sind – dem Bewusstsein, in dem er sich befindet.

3. Leidenschaftslosigkeit: Der Laya Yogi gibt während der Kontemplation seine Sicht nicht auf, selbst wenn er Tausende von Gottheiten auf ihren Thronen strahlen sieht oder Buddha und Dattatreya, die im Lotussitz schweben und Regenbögen ausstrahlen, weil er weiß, dass all dies Manifestationen seiner eigenen Natur sind. Nichts unterscheidet sich von seiner eigenen Natur.

4. Ohne Hoffnung und Angst: Solch ein Yogi strebt nicht nach Nirwana und hat keine Angst vor Samsara. Die Angst vor Samsara ist ihm unbekannt und er lebt wie ein Avatar in der untrennbaren Einheit von Samsara und Nirvana.

5. Frei von Zweifel: Er erfährt niemals irgendwelche Zweifel, Sorgen oder Verwirrung über die wahre Natur des Selbst und die sich manifestierenden Phänomene im Universum.

6. Die Grenzen dualer Erscheinungen überschreiten: Er hat keine Gedanken über richtig und falsch, schlecht und gut, rein und unrein, über Altruismus, über Themen, wie Andere zu retten, Verdienste anzuhäufen und tugendhafte Taten auszuführen, weil solche Ideen Teil der menschlichen Illusion sind, die auf Dualität, Akzeptanz und Ablehnung basiert. In der Nicht-Dualität verweilend, ist er selbst die Verkörperung von Reinheit und absoluter Güte, ohne darüber nachzudenken.

7. Weisheit: Er schöpft Weisheit aus dem natürlichen Zustand, ohne auf äußere Quellen zurückzugreifen.

8. Nichtanhaftung an innere Zustände: Er hat zahlreiche Siddhis, Zeichen, spirituelle Erfahrungen und ist ihnen gegenüber gleichgültig, da er weiß, dass all dies nur Teil seiner eigenen Natur ist.

9. Überwindung der Dualität: Er ist in der Lage, zwei gegensätzliche Standpunkte gleichzeitig einzunehmen oder das Gegenteil von dem zu tun, was als richtig erachtet wird.

10. „Ein Geschmack": Lob und Lästern sind ihm gleichgültig, alles weist für ihn den „einen Geschmack“ auf: gut und böse, rein und unrein, richtig und falsch.

11. Illusionshaftigkeit sehen: Er lässt sich niemals auf dualistische Visionen, Konzepte, Gedanken oder Handlungen ein.

12. Jenseits von Konzepten: Sein Bewusstsein und sein Standpunkt ändern sich nicht unter dem Einfluss von Logik, Argumenten von Gegnern oder Kritik.

13. Freude: Er ist immer und ununterbrochen mit allem zufrieden und in Glückseligkeit.

14. Spiel: Er nimmt jede Situation wie ein Kind an, lehnt sie nicht ab, haftet aber auch nicht an ihr.

15. Freiheit: Für ihn gibt es keine Bindung an Regeln, keinen Verhaltenskodex, denn er ist völlig frei. Wenn er sich doch daran hält, dann ist dies wie ein Spiel für andere. Achtsamkeit ist seine einzige Regel, jedoch kann er allen Prinzipien folgen, wenn nötig, ohne Anhaftung und Ablehnung.

16. Jenseits der Wünsche: Er ist unberührt von Freude und Leid, Anziehung und Ablehnung.



Kapitel VI

ALLGEMEINE BEGRIFFE DES YOGA TANTRAS


Kätzchen und Affenbaby

Zwei Wege: allmählich und sofort


Traditionell führen zwei Wege zur Befreiung.

Der erste ist der allmähliche Weg von “Vikas”, der aktiven Anstrengung im Yoga und seinen Methoden.

Der zweite ist der spontane Laya-Pfad, die vollständige Absorption durch Selbsttranszendierung bei Eliminierung von Anstrengung und Ego, verbunden mit Weisheit (Jnana).

Der Weg der aktiven Anstrengung wird der schrittweise Weg der Methode (upaya) oder der Weg des Affenbabys (markata nyaya) genannt. Im Gegensatz zu einem Kätzchen, das von seiner Mutter getragen wird, muss ein Affenbaby seiner Mutter durch die Bäume folgen. Der Pfad der Anstrengung umfasst die verschiedenen Methoden von Sutra, Kriya-, Charya- und Yoga-Tantra, wie das Gottheiten-Yoga, die Mantra-Rezitation, die Konzentration, die Meditation, die Arbeit mit den Kanälen, den Energiewinden und der Kundalini. Indem man sie anwendet, erreicht der Yogi Samadhi, öffnet das ursprüngliche Licht der ungeborenen Realität und versteht, dass es jetzt nichts mehr zu tun gibt, außer dem Licht zu erlauben, ihn selbst aufzulösen, um durch Selbsthingabe eins mit dem Licht zu werden. So kommt er dazu, den spontanen Pfad zu verstehen.

Der Weg von Laya beinhaltet nur das Verstehen durch Jnana und die vollständige Verwirklichung dieses Verstehens durch die Zerstörung der Illusion des Ichs und durch das Nichthandeln außerhalb von Methoden (anupaya). Es wird der Pfad des Kätzchens (Marjara Nyaya) genannt. Der Yogi lässt Methoden und aktive persönliche Bemühungen zurück und öffnet sich einer neuen Dimension der nicht-dualen Sicht der Realität, er versucht, sofort in sie einzutreten und für immer darin zu bleiben. Um dies zu tun, verlässt er sich nur auf diese nicht-duale Dimension und eliminiert die Anstrengung und die Idee eines Ichs, das sich anstrengt, als Hindernisse für den Eintritt in die unendliche Realität. Wie ein Kätzchen, das sich ganz auf seine Mutter verlässt und es seiner Mutter erlaubt, es ohne persönliche Anstrengung zwischen die Zähne zu nehmen, kümmert sich der Yogi auf dem Weg des Laya nur darum, nicht aus den Zähnen der Mutter – des Lichtes der großen Realität – zu fallen. Auch wenn er Methoden praktiziert, macht er dies aus dem Zustand der Kontemplation und der Selbsthingabe heraus und nicht deswegen, weil er dadurch die Dimension des nicht-dualen Lichts erreichen möchte.

Es ist allgemein anerkannt, dass der schrittweise Weg den Menschen mit normalen Fähigkeiten (pashu) und den sogenannten Helden (vira) vorbehalten ist. Der spontane Laya-Pfad ist für spirituelle Genies (divya) gedacht, die seit ihrer Kindheit mit der Fähigkeit zur kontemplativen Weisheit begabt sind.

In der Praxis folgen Yogis meistens einem gemischten Pfad, d. h. sie achten auf das höchste Verständnis und bemühen sich fleißig, sich zu reinigen und Samadhi zu erreichen, so dass man sich, sobald sich die Gelegenheit bietet, mühelos auf den Weg des Sahaja Samadhi begeben kann, d.h. auf den spontanen Weg der Selbsttranszendierung.

Die Laya Yoga-Tradition hat ihren eigenen speziellen Ansatz zur Kombination der beiden Wege. Nämlich: Wir begeben uns vorbehaltlos sofort auf den spontanen Weg der kontemplativen Präsenz und Selbsttranszendierung und versuchen, uns durch die direkte Einführung in einer solchen Erfahrung zu etablieren, um sie unser ganzes Leben lang aufrechtzuerhalten. Da wir jedoch erkennen, dass wir nicht perfekt sind und daher Anstrengung auf einer relativen Ebene unverzichtbar ist, führen Laya Yogis verschiedene Praktiken durch, wie Konzentration, Meditation, Kundalini-Yoga-Techniken usw. Sie werden jedoch untrennbar von der kontemplativen Präsenz ausgeführt und die Hauptpraxis sind immer noch Kontemplation und Selbsttranszendierung, d.h. man handelt ohne ein Handelnder zu sein.

Selbst beim Beten oder beim Anhalten des Atems sollte sich der Yogi mehr um die Aufrechterhaltung der Kontemplation als um die Ergebnisse des Pranayamas kümmern. Daher werden die Methoden des schrittweisen Pfades vom Yogi eher als Dekoration, Spiel oder Unterstützung eingesetzt.


Die fünf Körper gemäß der Lehre des Yoga-Tantras


Nach den Lehren des Yoga-Tantra wird angenommen, dass sich der physische Körper einer Person aus der universellen Quelle der Existenz manifestiert - dem klaren Licht, genauso wie ein Fisch aus dem Wasser an die Oberfläche des Ozeans springt, oder wie ein Pflanze ganz einfach aus der Erde herauswächst. Nach den Lehren des Tantra hat eine Person fünf Körper (Koshas):

1. Der physische Körper (annamaya) ist der durch Nahrung geschaffene Körper, in dem wir die meiste Zeit im Wachbewusstsein (jagrat-avastha) verbringen. Er geht, sitzt, isst, arbeitet.

2. Der ätherische Körper (pranamaya) ist der Körper, der aus Lebensenergie (prana) besteht. Der ätherische Körper ist ein hellblaues bis blaues Feld, das den physischen Körper sowie die fünf Haupt- und fünf Zusatz-Pranas (Energiewinde), umgibt, die durch zahlreiche Kanäle zirkulieren und einen einzigen Energiekörper bilden. Nach den Lehren des Kaula-Tantra ist der ätherische Körper ein Zwischenglied zwischen der menschlichen und den subtileren Dimensionen. Nachdem der Yogi die Kontrolle über die Pranas erlangt hat, kann er den Ätherkörper nach Belieben isolieren, verdicken, sichtbar machen und sich unabhängig vom physischen Körper darin bewegen.

3. Der Astralkörper (manomaya) besteht aus der subtilen Energie unserer Gedanken und Emotionen. Ein Yogi, der mittels der Kraft der Konzentration oder der Energie von Kundalini die Kontrolle über die Energiewinde und Kanäle gemeistert hat, kann durch die Kraft des vierten Dhyana (Vertiefung) in den Astralkörper eintreten und den physischen Körper verlassen. Durch die Konzentration auf das Sahasrara-, das Ajna- und das Anahata-Chakra kann der Yogi durch Willenskraft Prana in den Chakren sammeln und – nachdem genug Prana angesammelt wurde – sein Bewusstsein auf den subtilen Körper übertragen und nach Belieben darin handeln. Der Astralkörper hat die Form einer ungeformten gasförmigen Wolke und kann bei erfahrenen Praktizierenden die Form einer Gottheit annehmen oder eine Kopie des physischen Körpers sein. Er wirkt im Traumschlaf (svapna-avastha), mit seiner Hilfe kann der Yogi sein Bewusstsein in die Welten der Geister, der samsarischen Götter oder der Götter der oberen Welt der Formen (rupa-loka) bewegen.

4. Der mentale Körper (vijnanamaya) ist als „Mantel des Bewusstseins" der Körper, der mit dem Erkennen, der Intuition und der Kreativität verbunden ist. Er wird durch Gebete und reinigende Visualisierungen erschaffen und strahlt Leuchtkraft aus.

5. Der Kausalkörper oder Körper wahrer Glückseligkeit (anandamaya) hat keine spezifische Form und ist reines, formloses Bewusstsein. Er wird durch Meditation entwickelt. Der Yogi kann diesen Körper vollständig erleben, indem er in formloses Samadhi eintritt oder indem er sich seiner selbst im traumlosen Schlaf (sushupti-avastha) bewusst ist. Indem er diesen Körper kontrolliert und Bewusstsein in ihn überträgt, kann der Yogi sein Bewusstsein in die Welt ohne Formen (arupa-loka) übertragen und sich an den grenzenlosen Qualitäten seines Ichs erfreuen, das dem Raum ähnelt. Der Kausalkörper wird vom Yogi in tiefem Samadhi als verschiedene Arten von grenzenloser Weite in blendendem Licht erlebt. Diese Lichträume werden detailliert in der Advaya Taraka Upanishad beschrieben. Bevor ein Yogi in diesen Körper eintritt, hat er Visionen von einer blendenden goldenen Kugel oder einem Strudel aus Licht, wie Goldstaub, mit dem er in der Meditation verschmilzt. Dieser Körper wird im Moment der Wiedergeburt auch als verschiedene, vielfarbige Lichtsphären (Bindus) erfahren. Es wird angenommen, dass ein Yogi diesen Körper mit Hilfe der Konzentration erfassen kann, nachdem er die Ebene des fünften Dhyana, die Vertiefungsstufe „unendlicher Raum”, erkannt hat.

Das wahre Selbst (Atman) ist die wahre Identität. Ein Yogi kann es durch Meditation erkennen, nachdem er das achte Dhyana gemeistert hat. Es ist die Einheit des individuellen Bewusstseins und des absoluten Selbst, des Geistes in seiner reinen Form. Dieses Bewusstsein repräsentiert die ungeborene leuchtende Klarheit – die grundlegende Natur des Geistes, die jenseits von Subjekt und Objekt und allen Eigenschaften ist. Das wahre Selbst wird nur in Nirvikalpa oder Sahaja Samadhi jenseits des traumlosen Schlafs, in Turiya, erfahren. Im Moment des Todes vereint sich jedes Lebewesen mit dem klaren Licht der Natur des Geistes und taucht so lange darin ein, wie es seine Bewusstseinsebene zulässt. Im Laya Yoga wird dieses Bewusstsein die ursprüngliche Weisheit (Prajnana, Sahajiya) oder die Natur des Geistes genannt.

Das Ziel jeder spirituellen Praxis ist es, eine Bewusstseinsebene zu erreichen, in der die absolute Freiheit zu erlangen ist, nicht nur im physischen Körper zu leben und zu handeln, sondern in allen Körpern, die unserem Ich innewohnen. Indem man Laya Yoga praktiziert und sich darin übt, im natürlichen Zustand zu bleiben, stellt sich der Yogi im Grunde genommen auf die höchsten Körper seines Ichs ein. Nachdem er eine direkte Einführung erhalten hat, übt sich ein Yogi darin, zu meditieren, indem er seinen Geist auf die Gegenwart des klaren Lichts konzentriert. Wird ein solcher Kontakt hergestellt und ununterbrochen aufrechterhalten, fließt dieses Licht in einem breiten Strom und reinigt die gröberen Körper, indem es in sie hinabsteigt, bis zu ihrer vollständigen Umwandlung in einen Lichtzustand. Eine solche vollständige Transformation wird „großer Übergang“ (kaya-vyuha) genannt und ist das höchste Ziel der spirituellen Verwirklichung.


Vier Arten von Bewusstsein


Das menschliche Bewusstsein ist nach den Lehren von Yoga und Tantra unterteilt in

I. den Wachzustand (Jagrat Avastha), in dem der konzeptionelle Geist des Oberflächenbewusstseins im Körper aktiv ist,

II. den Traumschlaf (Svapna Avastha), in dem die Wahrnehmung ins Unterbewusstsein übergeht, im subtilen Körper wirkt und Bilder wahrnimmt,

III. den traumlosen Schlaf (Sushupti Avastha), in dem der Geist in seiner reinen formlosen Basis außerhalb von Gedanken und Bildern im Kausalkörper (Karana Sarira) ruht und der Erfahrungen von Licht in verschiedener Helligkeit entspricht,

IV. den Turja-Zustand, in dem jede Dualität von Subjekt und Objekt transzendiert wird; er entspricht der Erfahrung des reinen, klaren Lichts, dem universellen Grund, in der Sprache des Vedanta der transzendenten Realität ohne jede Eigenschaft (Nirguna Brahman).

Im Vierten gibt es eine Vereinigung mit der nicht-dualen, transzendentesten Schicht des Geistes, und das ewige Bewusstsein des Seins wird erreicht.“

Dhyanabindu Upanishad (94)


Glaube ohne Verständnis und nihilistische Prahlerei


Kindheit des Geistes

Eternalismus

Der Standpunkt dualer Lehren, die jedes Konzept als absolut akzeptieren, zum Beispiel die unabhängige selbstständige Existenz von etwas (wie die Konzepte des Ichs, des Absoluten oder der Gottheiten wie Ishvara oder anderer im Hinduismus) wird als Eternalismus bezeichnet.

Eternalismus ist die extreme Sichtweise auf irgendetwas: Aufgrund des Festhaltens an Konzepten entsteht eine Tendenz, etwas zu verewigen. Sie ist Teil der grundlegenden Schulen des dualen Tantras und führt nicht zur vollständigen Erleuchtung, sondern zur Wiedergeburt in Paradiesen (Lokas), entsprechend der Dimension der auserwählten Gottheit. Die ewige Verehrung von Gottheiten in den niederen Tantras bietet einen vorübergehenden Nutzen, öffnet aber nicht die Augen für die wahre Natur der Realität, in der sich ein Verehrer nicht von dem Verehrten unterscheidet.

Aus Sicht der Nicht-Dualität sind sogar die Gottheiten eine Illusion, sind Projektionen unserer Natur des Geistes, unseres grundlegenden Ichs, da diese Natur des Geistes, unser natürlicher Zustand, König und Herr aller Phänomene im Universum ist, einschließlich der Gottheiten.

Ich bin derjenige, den alle Lebewesen mit Opfern und Askesen verehren, angefangen bei Brahma: Die himmlischen Wesen, die himmlischen Jungfrauen, die selbst nicht frei sind, die Sterblichen, die Yakshas, Gandharvas, Nagas und andere göttliche Wesen, sie alle verehren nur mich.

Devikalottara (56)

Das Wort „Ich“ in diesem Text bedeutet nicht eine von uns getrennte Gottheit, die das Universum beherrscht, sondern unseren ursprünglichen Geist in seiner ursprünglichen Reinheit.

Eternalismus fehlt in den Lehren der wichtigsten Upanishaden, von Advaita Vedanta, von Dattatreya, Gaudapada und Shankaracharya, von den Mahasiddhas Matsyendranath, Gorakshanath und Saraha. Wenn wir sagen „unsere Natur des Geistes“, soll damit natürlich nicht verstanden werden, dass es tatsächlich so etwas wie eine individuell eigene Natur des Geistes gibt, da der natürliche Zustand (Sahajiya) allen Menschen, Göttern und anderen Wesen im unendlichen Universum gleichermaßen zu eigen ist.

Im Brahman gibt es keine Veden, keine Welten, keine Götter, keine Opfer.

Es gibt nur ein und dasselbe Brahman – die höchste Realität.

Avadhuta Dattatreya, Avadhuta Gita (Kap. 1, 34)

Es gibt keine Bestandteile in mir, und deshalb beten mich die Götter an. Da ich dieses allumfassende, vollkommene Wesen bin, akzeptiere ich keine Unterschiede zwischen Göttern (wie Brahma, Vishnu und Shiva).

Avadhuta Dattatreya, Avadhuta Gita (Kap. 2, 6)


Maximalismus des Erwachens

Nihilismus und Kampf gegen die Gottesbilder

Dies ist eine andere Art extremer Ansichten: Man versucht, die Fähigkeit des ursprünglichen Geistes zur Manifestation abzulehnen, indem man eine negative Einstellung gegenüber seinen Energien aufbaut, aus der Angst heraus, dass diese Energien die Natur des Ichs verschleiern würden.

Der Gründer der indischen Arya-Samaj-Bewegung, der Gujarati-Wandermönch Swami Dayananda Saraswati, lehrte, dass – da die transzendente Realität (Brahman) keine Form hat – die Ausübung aller Praktiken mit Gottheiten nur Götzendienst ist, der die Augen des Anbeters vor dem Formlosen, der Natur der höchsten Realität, verschließt; daher sollten seiner Meinung nach alle Bilder von Gottheiten und Praktiken, bei denen sie verwendet werden, abgelehnt werden.

Götzendienst als eine Form des Eternalismus bedeutet, die leere nicht-duale Natur dieser oder jener Gottheit, ihrer Mantras und Praxis nicht zu verstehen, sich an sie zu binden, sie für real zu halten und zu denken, sie würden eine unabhängige Existenz besitzen.

Nihilismus stellt eine extreme Position dar: Die Tendenz, die unserem Geist innewohnende Fähigkeit zu leugnen, sich als die unendliche Vielfalt subtiler Energien gemäß dem Gesetz des Karmas auch in einer relativen Dimension zu manifestieren.

Auf dem Weg der nicht-dualen Kontemplation im Laya Yoga betrachten wir die Gottheiten als eine völlig leere schöpferische Ausstrahlung des Raumes des Geistes – eines natürlichen Zustandes, der die Natur einer Illusion besitzt; und dennoch manifestiert sich seine leere Natur ständig als Spiel strahlender schöpferischer Energie.



Kapitel VII

DIE GOLDENE REGEL

DREI WESENTLICHE GRUNDSÄTZE


Dieses Unendliche ist unten, es ist oben, es ist hinten, es ist vorne, es ist rechts, es ist links, es ist diese ganze Welt. Und nun eine Beschreibung zu meiner Person: Ich bin unten, ich bin oben, ich bin hinten, ich bin vorne, ich bin rechts, ich bin links – ich bin die ganze Welt.“

Chandogya Upanishad (Kap. 25, Teil 7)

In den dem Advaita gewidmeten vedischen und hinduistischen tantrischen Texten finden wir oft wertvolle Anweisungen von Heiligen zur Meditation auf das wahre Ich, über die Selbsterforschung (atma-vichara), über das Abschneiden des Egoismus (atma-nivedan, prapatti), über das Transzendieren von Begierden durch die Suche nach ihrer Quelle, über das Entdecken des reinen Gewahrseins (Prajnana) durch Verstehen (Jnana), um einen Zustand der Nicht-Dualität jenseits von Subjekt und Objekt (Samadhi) zu erreichen.

Mit dem Verständnis der Nicht-Dualität erwacht die an Illusionen gebundene Seele und bricht aus dem geschlossenen Kreislauf der Reinkarnationen aus, wobei sie die illusorische Natur der Existenz des Ichs erkennt.

Die Lehre des Laya Yoga ist die reife Frucht am Baum des praktischen Advaita und die Quintessenz dieser kostbaren Lehren. Der natürliche Zustand der selbstgeborenen Weisheit, die unserem Ich (Sahaja) innenwohnt, ist ein Schlüsselbegriff in der Praxis von Laya Yoga. Die Belehrung beginnt damit, dass der Lehrer den Schüler direkt in den Zustand der natürlichen Weisheit, Sahaja, einführt („saha“: zusammen, „ja“: geboren). Dann erklärt der Lehrer, wie man damit arbeitet, bis hin zur endgültigen Verwirklichung.

Den Anweisungen des Gurus folgend, führt der Anhänger des Laya Yoga seine Sadhana aus, basierend auf drei Hauptprinzipien:

1. Shravana: Das Empfangen eines inspirierenden Impulses der direkten Einführung in diesen Zustand (pratyabhijna-darshan) durch den Guru, der die Erfahrung des „Geschmacks“ (rasa) der Nicht-Dualität vermittelt.

2. Manana: Die Festigung in dieser Erfahrung durch Meditation, Reflexion und Beseitigen von Missverständnissen.

3. Nididhyasana: Die stetige Fortsetzung der Kontemplation ohne Ablenkungen bis zur vollen Verwirklichung des göttlichen Körpers (divya-deha).



Teil 1

Der Blick in den Spiegel

Eine direkte Einführung in das ursprüngliche Bewusstsein

(Shravana)


LÖWENGEBRÜLL

Die mündliche Übertragung

Im Laya Yoga beginnt die Belehrung damit, dass der Lehrer den Schüler direkt in den Bewusstseinszustand jenseits von Konzepten (Sahajiya) einführt, ihn auf die Unwissenheit hinweist und ihn sozusagen aus einem Traum der Bewusstlosigkeit erweckt.

Wenn eine Person, nachdem sie die vedantischen Texte oder die Worte des Gurus gehört hat, oder aufgrund der in vergangenen Leben angehäuften Verdienste, ihr eigenes Herz betrachtet, das sich selbst als die Wurzel des Ich-Gedankens sieht, verschieden vom Körper und vom Verstand, dann ist dies Shravana.“

Bhagavan Sri Ramana Maharishi

Diese direkte Einführung wird im Sahajayana der Siddhas als die „Einführung in die Sicht“ und in den Yogaschulen des Kaschmir als „Pratyabhijna Darshan“ bezeichnet. „Pratyabhijna“ bedeutet wörtlich „Zuwendung“ („prati“) „zu seinem ursprünglichen Gesicht“ („abhi“), wodurch „Wissen“ („jnana“) entsteht.

Oh, Schüler, verstehe:

Diese ursprüngliche, selbstgeborene Weisheit durchdringt Samsara und Nirvana.

Du verstehst nicht, dass deine ursprüngliche Natur immer existiert hat.

Deshalb irrst Du Dich, wenn Du die manifestierte Welt als äußerlich und Dich selbst als Subjekt ansiehst.

Deine selbstgeborene Weisheit ist immer gegenwärtig, obwohl Du ihr von Angesicht zu Angesicht nie begegnet bist, nicht einmal in einem Traum.

Dein ursprüngliches Bewusstsein hat keine Hindernisse, aber Du bemerkst es nicht.

Jetzt verstehe, Du sollst sehen, was unsichtbar ist.

Alle Anweisungen der Sutras und Sastras sind nutzlos, wenn Du diese ursprüngliche Weisheit nicht verstehst. Wahrlich, die Heiligen streben nach nichts anderem als nach dieser ursprünglichen Weisheit. Die Anzahl der heiligen Texte ist unbegrenzt und größer als der Berg Meru.

Sprechen wir über die eigentliche Essenz der heiligen Texte: Dies ist Deine ursprüngliche Weisheit des Bewusstseins und nichts anderes.“

Höre, mein lieber Schüler:

Wir sagen „Bewusstsein“, aber wer darüber spricht, missversteht es oder schreibt es dem Subjekt zu oder meint mit dem Begriff Bewusstsein den gewöhnlichen Verstand, andere verstehen eine gewisse Klarheit jenseits von Konzepten. Es gibt unendlich viele Gespräche über das Wissen; der Selbstgefällige wandert durch die Wildnis der Philosophien und redet von der Urweisheit; aber das rettet ihn nicht aus dem Kreislauf von Geburt und Tod.

Das fehlende Verständnis des eigenen Ichs ist wie ein Netz, das eine Fliege gefangen hält, oder eine Falle, in der ein Vogel steckenbleibt.

Wer sich an das wörtliche Verständnis der heiligen Texte bindet oder sich in Theorien und Worte vertieft, wird niemals in der Lage sein, die strahlende ursprüngliche Weisheit des Selbst wahrzunehmen.

Gelehrte binden sich an Texte und Kommentare.

Bhaktas hängen an der Form der Gottheit.

Tantra-Praktizierende halten sich an Rituale.

Yogis bleiben bei technischen Praktiken und verschiedenen Energien.

Asketen halten an ihrer Lebensweise fest.

Aber all dies ist nicht die wahre Essenz des Dharmas.

Und wenn es dabei eine Trennung in Subjekt und Objekt gibt, ist eine derartige Anhaftung nur eine weitere Form der Unwissenheit.

Bis zu dem Moment, in dem Subjekt und Objekt sich vereinen, ist es unmöglich, Samsara zu verlassen.

Obwohl Samsara nur ein konventionelles Konzept und untrennbar mit dem Nirwana verbunden ist, sind Lebewesen ununterbrochen dabei, etwas anzunehmen und anderes abzulehnen, sie sind in ihren Anhaftungen ständig gefangen und unterscheiden Subjekte von Objekten.

Bis eine solche Trennung überwunden ist, kann der Kreislauf von Geburt und Tod nicht vermieden werden.

Daher hält sich der Weise von solchem Handeln fern und verwirft sowohl schlechte als auch verdienstvolle Taten.

Er bleibt permanent in der Kontemplation.

Akzeptiere nicht und lehne nicht ab.

Achte auf die Gegenwart jenseits von Akzeptanz und Ablehnung!

Dein ursprünglicher Geist ist die Quelle von allem.

Wenn Du danach suchst, siehst Du jedoch nur Transparenz und Klarheit und erkennst die Realität, in der es kein Ich gibt.

Dies ist reines Bewusstsein. Es ist leer, rein und selbstvollkommen. Es wird weder geschaffen noch zerstört.

Der Geist hat keine Stütze, er ist wie der Himmel. Bleibe wie der Himmel ohne Stütze in der nackten Gegenwart.“

Der Lehrer hilft dem Schüler, den Fluss des rationalen Denkens zu unterbrechen, und gibt dann eine an dessen Geist gerichtete Erklärung: „Oh, lieber Schüler! Schaue jetzt in dich hinein! Verstehe die Natur des ursprünglichen Ichs! Es ist Dein Ich mit seiner Essenz, das sowohl Samsara als auch Nirvana umfasst.“

Der Geist in seiner Natürlichkeit ist der einzige Samen von allem, was existiert, und sowohl Samsara als auch Nirvana wachsen aus ihm. Ehre dieses Juwel, das alle Wünsche erfüllt und alles schenkt.“

Mahasiddha Saraha

Wenn Du jedoch nach dem Ich suchst, findest Du nichts, denn das Ich ist eine Illusion.

Es gibt kein separates Ich.

Obwohl seine Natur nicht-dual, leer und untrennbar von der höchsten Realität ist, scheint es Dir, als gäbe es ein wirkliches Ich, das für sich allein existiert.

Obwohl Dein wahres Selbst immer als eine tiefe Unterströmung im Ich-Bewusstsein vorhanden ist, bemerkst Du es nicht. Es ist die Natur des Geistes, sie ist gerade jetzt nackt, weit offen und durchdringt die ganze Welt.“

Dein Ich ist überall, vor dir, hinter dir und in allen zehn Himmelsrichtungen.“

Mahasiddha Saraha

Die Essenz aller religiösen Lehren, aller Arten von Yoga-Übungen, aller Mantras, Rituale und tantrischen Praktiken sind im natürlichen Zustand (Sahajiya) des ungeborenen Geistes enthalten, in dem es keine Praktiken, keine Lehren, keine Rituale, keine Fesseln gibt, keine Befreiung, keinen Meister, keinen Schüler, keine sechs Philosophien, keine Veden, keine Upanishaden, keinen Buddhismus, keinen Jainismus, keine Sekten, keine Vergangenheit, keine Zukunft, kein Leben, keinen Tod, keine Varnas (Kasten) und keine Ashrams (Lebensstadien).

Dein wahres Selbst wird weder durch gute Taten verbessert noch durch sündige Taten erniedrigt. Auf dieses Selbst kann nur durch Verneinung hingewiesen werden, als „nicht dies, nicht das“. Deine Ur-Essenz ist unbegreiflich, unzerstörbar, ungebunden, unveränderlich und leidet niemals.“

Brihadaranyaka Upanishad

Erklärend macht der Lehrer deutlich, dass alle Ideen, die der karmischen Vision innewohnen, aufhören zu wirken, wenn wir das Herz der Unendlichkeit direkt berühren.

Hier in diesem Zustand ist der Vater kein Vater, die Mutter ist keine Mutter, die Welten sind keine Welten, die Götter sind keine Götter, die Veden sind nicht die Veden, hier ist ein Dieb kein Dieb, ein Mörder ist kein Mörder, ein Unberührbarer ist kein Unberührbarer, ein Mönch ist kein Mönch, ein Asket ist kein Asket.“

Brihadaranyaka Upanishad

Immer wieder wendet sich der Lehrer dem Schüler zu und versucht, durch den Schleier der Unwissenheit seine selbstgeborene Klarheit, sein nacktes Gewahrsein zu erwecken. Es ist, als würde man einen schlafenden Menschen aufwecken wollen.

"Warum kennst Du Dich selbst nicht als denjenigen, der selbst die Verkörperung von Bewusstsein, Glückseligkeit und Sein ist, als denjenigen, der den Geist und seine Aktivitäten betrachtet?"

Sri Adi Shankaracharya, Erklärungen

Oh, Schüler!

Lass die Gedanken an die Vergangenheit los.

Stelle Dir nichts vor, plane nicht für die Zukunft.

Entspanne Dich und sei wachsam im gegenwärtigen Moment.

Schaue in dich hinein und Du wirst einen inneren Beobachter finden.

Aber tatsächlich gibt es nicht einmal einen getrennten Beobachter, es gibt nur transparente, nackte Klarheit.

Dieses nackte Bewusstsein ist weder innen noch außen, es war schon immer in dir, es ist spontan und rein ohne Reinigung, es muss nicht geschaffen werden, es ist authentisch und nicht künstlich, es kann nicht ausgedrückt werden, es ist jedoch unbegreiflich, es ist aber auch kein Nichts, denn es ist immer präsent.

Es ist in jedem Moment der Erfahrung ungeteilt, es ist aber auch nicht eins, denn es dringt in die ganze Vielfalt der Dinge ein.

Verstehe, dass Du ohne Übung perfekt bist, dass Du bereits ohne Anstrengung grundlegend erleuchtet bist, dass Du bereits ohne Reinigung rein bist.

Dein perfektes ursprüngliches Bewusstsein ist ohne Stütze, hat kein Zentrum, keine Grenzen.“

Der Lehrer gibt dann Analogien zu den fünf Elementen:

So wie die Erde (Prithivi) die unerschütterliche Grundlage von allem ist, so ist der natürliche Geist (Sahaja) die unerschütterliche Grundlage aller Manifestationen, Visionen, materiellen Namen und Formen (Nama und Rupa).

Wasser (Apas) ist alldurchdringend und nimmt jede Form an, genauso wie der natürliche Zustand alldurchdringend ist und diese Existenz durchdringt. Alles, was man sieht, sind Upadhi (Gefäße), die den natürlichen Zustand des Atman enthalten, Gefäße, die mit grenzenlosem Bewusstsein ausgefüllt sind.

Feuer (agni) löst mit seiner Hitze alles auf, das mit ihm in Berührung kommt, so wie der natürliche Zustand alles auflösen kann, was mit ihm in Berührung kommt, während er selbst unverändert bleibt.

Der Wind (vayu) und die Luft sind ungebunden, allgegenwärtig und bewegen sich, ohne sich an etwas zu klammern, genauso wie der natürliche Zustand eine objektfreie, allgegenwärtige Präsenz ohne Stütze ist.

Alle Lebewesen, Objekte und materiellen Universen existieren im Raum (akasha). Genauso befindet sich alles, was wahrgenommen wird, in einem natürlichen Zustand (Sahaja). Der natürliche Zustand ist unvorstellbar, so wie der unendliche Raum.

Verstehe, Geist ist wie Raum. Verstehe, der Geist hat dieselbe Natur wie der Raum!“.

Mahasiddha Saraha

Warum verstehst du nicht, dass du wirklich vollkommenes Bewusstsein jenseits der Dualität bist? Du bist dieses ursprüngliche Bewusstsein, in dem sich alles gleichermaßen widerspiegelt. Deine Natur hat keine Grenzen, sie ist die höchste Quelle von allem.“

Avadhuta Dattatreya, Avadhuta Gita (Kap. 1, 11)



EIN HASE MIT HÖRNERN

Die Übertragung jenseits von Worten



Wenn der Schüler nicht versteht, setzt der Lehrer unlogisches Verhalten und paradoxe Sprache ein, um sein Bewusstsein zu wecken.

Es gibt kein Wasser, warum sind die Ufer überflutet?

Es gibt keine Menschen in der Stadt, warum gibt es Dächer auf den Häusern?

Es sind keine Eier im Nest, warum ist das Küken ausgeflogen?

Der Stumme singt ein Lied, der Taube lauscht, der Fingerlose spielt die Trommel, schnippt mit den Fingern und tanzt.

So erweckte Gorakshanath Minonath.“

Gorokho Bijoy

Das ist ein Wunder!

Der Frosch frisst den Elefanten!

Der Affe frisst Steine!

Eine unfruchtbare Frau gebiert!

Wie erstaunlich!"

Sahajayoginichintap

Wenn die Logik des Verstandes durch absurde Worte und Taten hinweggefegt wird, entsteht im Schüler eine Sicht jenseits von Begriffen und er findet sich in der Reinheit des Ichs wieder, einer nackten Präsenz ohne Zukunft und Vergangenheit. Bereits wenige Augenblicke dieser Reinheit können den Block der Illusionen im Geist des Schülers aufbrechen und den ursprünglichen Zustand offenbaren.

Für einen begabten Schüler mit höchsten Fähigkeiten reicht eine direkte Einführung für die Erleuchtung aus.


Teil 2

Den Staub wegwischen

Den Sinn klären, Vertrauen fassen,

Zweifel und Irrtümer beseitigen, die große Entscheidung treffen

(manana)


DAS SPANNEN DES BOGENS

Zweifel beseitigen

Es gibt nichts mehr zu wissen als „Das“. Außer diesem „Das“ gibt es nichts, was noch gekannt werden muss”.

Mahasiddha Saraha

Manana ist nach Meinung einiger das Studium der Bedeutung der heiligen Schriften. Es ist jedoch tatsächlich die Erforschung des Seins oder des Selbst."

Bhagawan Sri Ramana Maharishi, Sri Ramana Gita

Nachdem der Schüler eine direkte Übertragung erhalten und eine neue Sicht für sich im Samadhi eröffnet hat, muss er Vertrauen in seine neue Sicht der Realität fassen, Fehler beseitigen, klären, wie er sich auf die selbstgeborene Weisheit verlassen kann, und sich dem ungeborenen Selbst – nachdem er Vertrauen dazu aufgebaut hat –in der Kontemplation vollständig hingeben. Dies bedeutet, sich in einem Zustand der Nicht-Meditation jenseits von Methoden („anupaya“) zu befinden und in diesem höchsten Yogazustand permanent zu verweilen. Dazu erklärt ihm der Meister noch einmal das Prinzip des natürlichen Zustandes mit Hilfe von Analogien.

Analogien zum natürlichen Zustand:

Brennendes Holz: Holz brennt hell und beleuchtet alles, was in der Nähe ist. Auf die gleiche Weise erhellt der natürliche Zustand alle Dunkelheiten dualistischer Gedanken und Karmas im Körper des Yogis und löst sie allmählich auf.

Lampe: Die Lampe zerstreut die Dunkelheit, selbst wenn ihre Helligkeit gering ist. Auf die gleiche Weise kann der natürliche Zustand alle Dunkelheit des Karmas des Yogis zerstreuen, selbst wenn dieser Zustand nicht sehr tief ist, vorausgesetzt der Yogi hält ihn kontinuierlich und sorgfältig aufrecht.

Bergkristall: Obwohl der Kristall die Farbe jedes bunten Objekts annimmt, auf das er gelegt wird, bleibt der Kristall selbst klar und rein, frei von allen Unreinheiten, so wie der natürliche Zustand ein klarer und reiner Bewusstseinszustand ist.

Ein nicht sehr einsichtiger Schüler könnte fragen: "Aber wie kann ich ihn erkennen?" Dann gibt der Lehrer Analogien zur Beschreibung und für das Erkennen des natürlichen Zustandes:

Wie ein träumender König: Wie ein auf seinem Thron dösender König, der träumt, ein Bettler oder Feinden in die Hände gefallen zu sein, sich aber beim Erwachen sofort als König und nicht als Bettler, sofort als in seinem Reich befindlich und nicht im Lager der Feinde erkennt, so erinnert sich der Yogi sofort an seine ursprüngliche Natur und praktiziert den natürlichen Zustand.

Wie ein Bergsteiger: Ein Wanderer, der den höchsten Punkt eines Berges erreicht hat, strebt nach nichts mehr, weil er weiß, dass dies der Gipfel selbst ist. Genauso weiß auch der Praktizierende im natürlichen Zustand, dass er ganz oben ist und nichts mehr suchen muss.

Wie ein Löwe am Wasser: Ein junger Löwe, das in einer Ziegenherde aufgezogen worden ist, erkennt sich selbst sofort als einen Löwen, indem er einfach ins Wasser schaut. Ebenso erkennt der Yogi, indem er mit dem Geist in den natürlichen Zustand eintaucht, diesen als seinen eigenen, ihm immer innewohnenden Zustand.

Wie ein Juwel in der Hütte eines armen Mannes: Ein armer Mann, der zufällig unter seinem Haus ein Juwel entdeckt, wird sofort zu einem reichen Mann. Auf diese Art beseitigt ein Yogi, der den natürlichen Zustand für sich entdeckt, sofort alle Zweifel, Fehler, Bestrebungen und erkennt ihn als das höchste Juwel in seinem Bewusstsein und strebt nach nichts anderem mehr.

Wie ein Kind in den Armen seiner Mutter: Genauso wie ein Kind, das in den Armen seiner Mutter einschläft, dann schlechte Träume hat, aber nach dem Aufwachen sofort sicher und zufrieden ist, verspürt ein Yogi, der den natürlichen Zustand für sich entdeckt hat, absolute Sicherheit und Zuversicht, dass er den Atman verwirklicht hat .

Wie der Wagenlenker Karna: Der Wagenlenker Karna war ein königlicher Prinz, der seine wahren Eltern nie gesehen hatte, und sie vor der Schlacht von Kurukshetra plötzlich erkannte.

Wie eine Frau, die nach ihrer Halskette sucht: Wie eine Frau, die nach einer Halskette sucht, die sie jedoch am Hals trägt, dann plötzlich feststellt, dass diese nie verloren gegangen ist, und dadurch überglücklich wird (svakantbharanam katha).

Wie die zehn Narren die Wahrheit erkannt haben: Zehn Narren zählten sich als Gruppe. Dabei vergaß jeder, auch sich selbst mitzuzählen. So kamen sie auf nur auf neun und trauerten um den Verlust. Als sie von einem Außenstehenden gezählt wurden, stellte sich plötzlich heraus, dass sie immer zehn gewesen waren.



DAS ZIELEN

Abweichungen überwinden

Der natürliche Zustand ist seit anfangsloser Zeit der ungeborene Zustand. Heute wird diese Wahrheit offenbart, dank dem Lehrer, der sie eröffnet. Meditiere gemäß dem, was gesagt wurde.“

Mahasiddha Saraha

Dann kann der Schüler fragen:

Nun, Meister, ich verstehe, dass in der ursprünglichen, spontanen Natur des Geistes bereits alles perfekt ist, es gibt kein Du und kein Ich, weder rein noch unrein, alles ist eine Illusion, die vom Ich erzeugt wird, und das Ich ist ursprünglich rein.

Für mich gibt es weder Geburt noch Tod, weil ich Atman bin, und für mich gibt es weder Samsara noch Nirvana; Befreiung und Bindung sind nur Illusionen meines Geistes. Ich bin bereits – und ohne Anstrengung – rein, ewig und grenzenlos.

Bedeutet das, dass ich nichts mehr tun muss und einfach die Praxis beenden kann?“

Der Lehrer antwortet:

Oh, lieber Sohn! Für dich sind das nur schöne Worte.

Du irrst dich, wenn Du denkst, dass Du nicht mehr üben musst, Dein Verständnis ist oberflächlich.

Verstehe jetzt, wie man ohne Anstrengung praktiziert, den Weg der Kontemplation ohne Mühe und Hoffnung betritt, bewusst ist, ohne die dualen Konzepte von Ich und Andere, Befreiung und Bindung, dieses und jenes, Samsara und Nirwana, gut und böse, rein und unrein.

Behalte einfach ständig die Präsenz der subtilen leeren Bewusstheit bei, stehe über allen rationalen Bewertungen und bewahre dieses Verständnis in jedem Moment, egal was Du machst, arbeitest, ißt, sprichst, ob Du gehst, sitzt oder liegst. Mache dies Tage, Wochen, Monate, Jahre, dein ganzes Leben lang.

Das ist das Üben ohne zu üben, oh Schüler.

Dieser Weg hat keine bestimmte Methode, keine Haltung, keine Bedingungen; für ihn sind keine besonderen Zeiten erforderlich, auch keine Mantras und keine Yantras.“

Über das Gesagte nachdenkend, sagt der Schüler dann erneut dem Lehrer:

Oh Lehrer, wie wunderbar ist es, einem solchen unsichtbaren, unaussprechlichen Yoga der Auflösung, verborgen vor allen, alle Konzepte transzendierend, diesem Yoga des Nicht-Folgens, fortwährend zu folgen, das Nicht-Meditation, Nicht-Ich, Nicht- Methode und Nicht-Konzept ist.“

Dann tauchen wieder Zweifel auf und der Schüler frägt den Lehrer:

Oh, Lehrer, wenn die selbstgeborene Natur, das wahre „Ich“ jenseits von Anstrengung ist, keine Reinigung braucht, sondern jenseits von rein und unrein ist, bedeutet dies, dass ich mich benehmen kann wie ich mag und mich Leidenschaften und Kleshas (negativen Eigenschaften) hingeben kann?"

Oh, Schüler, Du irrst dich.

Du verstehst den Unterschied zwischen dem Absoluten und dem Relativen nicht.

Obwohl in der ursprünglichen Soheit des Ich-Seins alles vollkommen und rein ist, hast Du immer noch keine vollständige Verwirklichung im relativen Sinne. Bis die höchste Errungenschaft verwirklicht ist, solltest Du Kleshas und Wünsche beseitigen.

Du musst das relative Ich durch Yoga-Methoden reinigen. Wenn Du den Leidenschaften frönst, wirst Du Berge an schlechtem Karma anhäufen, weil Deine Sicht noch keine Kraft besitzt.“

Oh Yogi, strebe nicht nach sinnlichen Freuden. Diese große Krankheit stört den Zustand der höchsten Glückseligkeit. Die Lust auf das Objekt der Leidenschaft beschmutzt die Reinheit des Ungeborenen mit den Pfeilen der Begierde”.

Mahasiddha Saraha

Wieder stellt der Schüler eine Frage:

Meister, Du sagst, das ungeborene Selbst ist völlig mühelos rein, ohne dass es einer Reinigung bedarf. Warum brauche ich dann Yoga-Methoden, wenn ich den Weg des Nicht-Handelns und der Nicht-Methode betreten habe? Und warum sagst Du das, wenn es keine Ich und kein Du gibt und alles nur absolutes Sein ist? Oh Meister, ich bin verwirrt, Deine Worte sind widersprüchlich, bitte beseitige meine Zweifel!“

Oh, Schüler, sei nicht naiv!

Verwechsele nicht das Absolute und das Relative.

Die Sicht ist das eine, das Handeln ist etwas anderes.

Wenn man vom Nicht-Handeln und vom Nicht-Korrigierten spricht, ist der ursprüngliche Geist in seiner wahren Natur gemeint, er braucht wirklich weder Reinigung noch Yoga-Methoden, er muss nicht verändert werden, er benötigt keine Gegenmittel für Korrekturen, dies ist die Wurzel der Praxis.

Aufflackernde Leidenschaften, ablenkende Gedanken, schlechtes Karma und Hindernisse sollen jedoch mit allen Mitteln korrigiert werden.

Unter diesen ist das beste die Selbstbefreiung, indem alles „wie es ist“ im natürlichen Zustand belassen wird.

Die Anweisung, „nicht zu korrigieren“, bezieht sich auf den ursprünglichen Geist.

Wenn die Kleschas jedoch nicht gereinigt werden, sondern wachsen dürfen, ist dies der Weg in die unteren Welten.

Wenn Du beim Erleben von Glückseligkeit, Klarheit und Leerheit keine Korrektur anwendest, ist dies der Weg zur Geburt in den Reichen der samsarischen Götter.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass man nach einem Gegenmittel suchen soll. Verstehe diesen Aspekt.

Die bloße Existenz eines unkorrigierten und natürlichen Zustands ist das beste Gegenmittel.

Oh Schüler, verstehe: „Sich nicht anzustrengen“ bedeutet, dass die ursprüngliche Natur bereits in diesem Moment vollkommen ist und nicht durch Anstrengung erreicht werden kann.

Wenn man dies weiß, sollte man in einer entspannten, natürlichen, nackten Präsenz verweilen und seine ursprüngliche Selbstvollkommenheit mühelos spüren.

Gleichzeitig kann man mit dem Körper Handlungen als eine Art von Spiel und eine Art der Praxis durchführen.

Da man sich jedoch in Kontemplation befindet, ohne Handeln und ohne Hoffen, ist dies nur ein Spiel, das nur für andere wie eine Übung und eine Anstrengung erscheint, jedoch nicht für einen selbst.

Die Hauptpraxis ist die Kontemplation jenseits des Handelns. Ob man die Shastras liest oder die Pranas kontrolliert, all diese Methoden sind in der Kontemplation des natürlichen Zustandes enthalten und untrennbar mit ihm verbunden, wie das Licht mit einer Lampe verbunden ist.“



DAS ZIEL TREFFEN

Die große Entscheidung:

sich auf den Weg des kontemplativen Nicht-Handelns begeben

Verschwende keine Zeit damit, über Chakren, Nadis, Padmas, Mantras oder Formen von Gottheiten zu meditieren. Gib jeden Yoga auf, der einer Handlung bedarf, und meditiere über die Leere."

Devikalottara (15, 25)

Nachdem die Zweifel am natürlichen Zustand ausgeräumt sind, erhält der Schüler eine Erklärung, wie er sich auf den Weg des kontemplativen Nicht-Handelns begeben kann.

Untätigkeit ist die höchste Anbetung, Stille ist die höchste Wiederholung von Mantras, gedankenlos zu sein ist die höchste Kontemplation, Selbsttranszendierung (aniccha) ist die höchste Frucht.“

Kularnava-Tantra

Der Lehrer sagt:

Oh, Schüler, verstehe:

Die alles durchdringende Leere der ursprünglichen Weisheit (Prajnana) kann nicht durch Handeln erreicht werden.

Wer denkt, dass der ewige, unendliche natürliche Zustand durch die Bemühungen eines Yogas erreicht werden kann, ist wie ein Dummkopf, der glaubt, er könne das Sonnenlicht und das sichtbare Universum erschaffen, indem er sich bemüht, morgens die Augen zu öffnen.

Tatsächlich passiert das Gegenteil: Die Anstrengung selbst stört in einem bestimmten Stadium, da sie das falsche Gefühl des Ichs als des Handelnden nährt, die obsessive Fixierung auf das Ego stärkt und den wahren Weg der Befreiung verschließt.

Empfindungen des Meditierenden in der Meditation sind ein Hindernis, das darauf hinweist, dass Trennung und Dualität nicht überwunden wurden.

Ergebnisse von der Meditationspraxis zu erwarten, sich zukünftige Ergebnisse vorzustellen, Gedanken wie „mein Ich ist nicht befreit“ und „Ich muss Yoga für die Befreiung praktizieren“ bedeuten, dass der Schüler – auch nachdem er eine direkte Einführung in den natürlichen Zustand erhalten hat – nichts versteht.“

Konzentriere Dich nicht auf das Ich, auch nicht darauf, den Atem anzuhalten. Oh Yogi, fixiere nicht deine Nasenspitze! Oh Dummkopf, klammere dich nur an das Ursprüngliche und sprenge die Ketten, die dich in Illusionen fesseln."

Mahasiddha Saraha

Die niederen Pfade von Kriya-, Charya- und Yoga-Tantra erfordern mühvolle Anstrengungen und das Streben nach Ergebnissen, da sie sich auf den gewöhnlichen Geist in Unwissenheit verlassen. Der lehnt zwar Unwissenheit ab und strebt nach Erleuchtung, hält aber an der Idee eines persönlichen Selbst fest, in der Hoffnung, es in der Zukunft loszuwerden, und hat Angst, dass dies fehlschlagen könnte. Der Geist solcher Yogis ist voller Angst, Zweifel und Hoffen, und sie sehen nie zufrieden aus, und deshalb ist ihnen die ursprüngliche Weisheit des Ichs (Prajnana), das frei von Unwissenheit, Unvollkommenheiten, Bemühungen, der Idee eines Ichs und dafür dem unendlichen Raum ähnlich ist, nicht einmal im Geringsten bekannt. Und daher entfernen sie sich desto weiter vom Ziel, je schneller sie auf es zugehen, egal wie sie üben. Schon ihre Sichtweise und ihre Empfindung „ich bin der Handelnde“, „ich bin derjenige, der etwas erreicht“ sind Fesseln.

Oh Schüler, lerne loszulassen. Lasse Ansichten und Hoffnungen los. Du wirst leer wie ein hohler Bambus und die Melodie der Ewigkeit wird in Dir spielen. Lerne zu handeln, ohne zu handeln, und der universelle Geist wird in Dich eintreten.“

`Ich bin der Handelnde´ ist wie der Biss der schwarzen Schlange des Egos. `Ich bin ein Nicht-Handelnder´: Erlange diesen göttlichen Nektar und sei glücklich.“

Ashtavakra-Samhita

Daraus folgt, alle Handlungen innerlich loszulassen, nur in der absoluten Sicht der Realität zu verweilen, ohne Pläne für die Zukunft, ohne Gedanken daran, etwas zu erreichen, und ohne Hoffen und Anhaften.

Ohne Pläne für die Zukunft“ bedeutet, das Denken an Vergangenheit und Zukunft fallen zu lassen. In jedem Moment existiert nur die Gegenwart und absorbiert das Ganze, und auch wenn der relative Verstand dies oder jenes plant, ist dies wie ein Spiel zu sehen und ohne Bedeutung.

Ohne Gedanken daran, etwas zu erreichen“ bedeutet, im natürlichen Zustand zu sein, diesen als das Absolute zu erkennen, als das höchste Erreichbare, als etwas, das an sich schon eine Errungenschaft ist. Wie kann man sich dann noch eine andere zukünftige Befreiung wünschen?

Ohne Hoffen“ bedeutet totales Vertrauen in den natürlichen Zustand, in dem die natürliche subtile leere Bewusstheit zur einzigen Hoffnung wird.

Ohne Anhaften“ bedeutet, dass die Objekte der sichtbaren Welt zwar wahrgenommen werden, die Präsenz aber nicht verloren geht.

Wenn der Yogi auf diese Weise praktiziert, wird seine Natur des Geistes von selbst von vergangenem Karma und der Ansammlung der Unwissenheit gereinigt, bis die reine Realität des ursprünglichen Selbst erstrahlt.

Der Yogi verweilt im natürlichen Zustand, ohne dass irgendwelche Gegenmittel, Reinigungspraktiken usw. erforderlich sind, da von Anfang an alles in den natürlichen Zustand eingetaucht ist und es nichts außerhalb des ursprünglichen Seins und des glückseligen Gewahrseins gibt.

Die manifestierten unzähligen Phänomene der Welt sind Reflexionen, die auf dem Spiegel der ursprünglichen Weisheit erscheinen, sie sind wie ein Leuchten um einen Stern herum und verschwinden von selbst, wie Kreise auf dem Wasser oder ein Regenbogen am Himmel.

Hat ein Yogi Emotionen oder Gedanken – egal ob sie rein sind oder nicht, heilig oder weltlich, ob sie sich bewegen oder nicht – ist sich der Yogi, da er im Nicht-Handeln ist, seiner Wachheit bewusst, die sich in einem unveränderten, immer reinen, spontanen Zustand befindet.

Alle Projektionen wie ein Körper oder das Gefühl eines Egos, wie Brahma oder ein Felsen, die scheinbar die wirkliche Welt darstellen, sind in Wirklichkeit nichts anderes als das eine Selbst“.

Sri Adi Shankaracharya, Viveka Chudamani

Alle Objekte, Samsara und Nirvana, sind Reflexionen und Spiele der Energie (Shakti) des natürlichen Zustands. Das Bewusstsein des Individuums ist eine Manifestation dieser Energie des Bewusstseins. Das so entstehende Ich wendet sich den Objekten zu. Wenn der natürliche Zustand verloren geht, entsteht ein Gefühl der Trennung von der Quelle des Selbst und die Unwissenheit entsteht.

Die Unwissenheit erzeugt Karma und emotionale Störungen, aber wenn eine kontemplative Präsenz aufrechterhalten wird, löst sich die Manifestation der Ich-Bewusstseinsenergie, die nach Objekten greift, sofort auf und kehrt in ihren natürlichen Zustand zurück. Wenn der Yogi an der Präsenz festhält, dann tut er auch während des Handelns nichts, und auch wenn er spricht, redet er nicht. Alles löst sich sofort in den natürlichen Zustand hinein auf. Nach dem Auftauchen werden Gedanken und Gefühle sofort spontan und ohne Anstrengung befreit, sodass es keine Handlung gibt, die binden würden, und auch keinen Handelnden, der sich in Handlungen verstrickt.

Im natürlichen Zustand, im Zustand ohne Anstregnungen, befindet sich der Yogi jenseits der Grenzen von Samsara und Nirvana. Verstehe, dass der natürliche Zustand spontan verwirklicht und perfekt ist, ob du es weißt oder nicht, weil er existierte, bevor du geboren wurdest, was bedeutet, dass er sich nicht verschlechtert, wenn du ihn erreichst, er ist völlig jenseits eines jeglichen Erreichens.

Wenn man dies weiß, kann man sich keinen bestimmten Weg für Yogis vorstellen. Sie befreien sich von Begierden und Zweifeln, von aller Dualität, und daher geschieht ihr Erreichen der höchsten Quelle und das Erreichen von Siddhi (Vollkommenheit) von selbst“.

Avadhuta Dattatreya, "Avadhuta Gita" (Kap. 2, 28)

Es gibt weder Schöpfung noch Zerstörung, niemand ist gebunden, es gibt niemanden, der nach Befreiung sucht, es gibt niemanden auf dem Weg zur Befreiung, es gibt keine Befreiten. Das ist die absolute Wahrheit."

Sri Adi Shankaracharya, Viveka Chudamani

Wenn der Laya Yogi dies erkennt, entspannt er sich in ein befreites Nicht-Handeln jenseits von Anstrengung und erkennt, dass es nichts zu suchen oder zu erreichen gibt, und abgesehen von der Kontemplation keine Notwendigkeit für konkrete Handlungen besteht, da die Praxis nicht von Handlungen abhängt. Solch ein Yogi hat seinen ursprünglichen Geist entdeckt, der wie der Raum ist, er ist immer frei von Zweifeln.


SPRUNG IN DEN ABGRUND

Ein Weg ohne einen Pfad

Er kommt und geht, steht, sitzt oder legt sich hin, führt jede Handlung aus, ohne eine Zeit, einen Ort, eine Körperhaltung oder Richtung beachten zu müssen.“

Sri Shankaracharya, Viveka Chudamani

Wenn der natürliche Zustand (Sahaja-Avastha) verwirklicht ist, hören alle Illusionen auf und der Yogi bewegt sich frei durch diese Welt, ohne an der höchsten Verwirklichung zu zweifeln. So wie ein durstiger Elefant, der zu einer Wasserstelle geht, nicht auf die Grashalme und Früchte unter seinen Füßen schaut, so lösen sich alle Arten von Praktiken im Zusammenhang mit dem illusorischen Gefühl von Ich, die auf Handlungen, Gedanken oder Verhalten beruhen, im natürlichen Nicht-Handeln auf. In der kontemplativen Präsenz des Laya Yoga besteht kein Handlungsbedarf. Ein solcher Yogi ist einfach jahrelang Tag und Nacht in den natürlichen Zustand vertieft.

Wer sich im natürlichen Zustand (Sahaja-Sthiti) befindet, vollbringt Tag für Tag eine unzerstörbare Askese. In Sahaja-Sthiti gibt es keine Faulheit.“

Bhagawan Sri Ramana Maharishi, Sri Ramana Gita

Ohne Mantras, Rezitationen von Texten, Ritualen, Visualisierungen und Yogatechniken verbleibt der Yogi von Minute zu Minute, Tag für Tag, ohne Ablenkung in der Gegenwart, ohne den natürlichen Zustand zu verlieren. Er verweilt zufrieden im glückseligen Gewahrsein. Er akzeptiert, so wie ein Kind, alle Bedingungen, die ihn umgeben“.

Sri Adi Shankaracharya, Viveka Chudamani

Alle Erfahrungen und Situationen, denen ein Laya Yogi begegnet – Leiden, Glück, Angst, Visionen, Licht – alles wird als praxistauglich angesehen.

Auch wenn Gedanken oder Emotionen auftauchen, sie haben keinen Ort, an dem sie sich niederlassen und sich festhalten können, denn der Yogi selbst ist ein leerer Raum. Der Yogi hat keine Einteilung in „das ist die Wahrheit, das ist die Unwissenheit“, alles wird sich selbst überlassen, ohne Hoffnungen, Pläne und Wünsche für irgendetwas, alles ist der Kontemplation des natürlichen Zustands gewidmet.

Alle Phänomene, die entstanden sind, lösen sich sofort spontan in der natürlichen Wahrnehmung des Weisen auf, dessen Geist wie der eines Kindes geworden ist, wo es keine moralischen Standards oder einen Verhaltenskodex gibt. Solch ein Yogi wandert umher wie ein glückseliger Verrückter. Wut, Angst oder Anhaftung entstehen, sie dürfen sein, wie sie sind, und dem Yogi ist das völlig egal, da sein Geist in der großen Quelle des Seins aufgelöst ist. Das ist die Essenz der Praxis. Die Wahrnehmung ist immer weit offen, rein und strahlend. Ob Handlungen ausgeführt werden, die anderen als Verdienst oder Sünde erscheinen, spielt für den vollständig Erwachten keine Rolle; alle Handlungen werden so gelassen, wie sie sind, vom natürlichen Zustand absorbiert und bleiben rein.

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